Vorarlberg: 51-Jähriger von Polizisten erschossen

Einsatzkräfte am Tatort
Einsatzkräfte am TatortAPA/BERND HOFMEISTER
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Eine Frau alarmierte die Polizei, weil sie Angst vor ihrem stark alkoholisierten Lebensgefährten hatte. Bei Eintreffen der Beamten ging er auf diese mit einem Messer los.

Bei einem Einsatz in Lauterach (Bezirk Bregenz) hat am Montagvormittag ein Polizist einen 51 Jahre alten Mann angeschossen und tödlich verletzt. Der stark Betrunkene war zuvor mit einem Messer auf den Beamten losgegangen. Bei der Frau, die die Einsatzkräfte alarmierte, handelte es sich entgegen ersten Polizeiangaben um die Lebensgefährtin und nicht die Ehefrau des Mannes.

Das Opfer war der Polizei bekannt. Bei der Familie hatte es in der Vergangenheit bereits mehrere Polizeieinsätze gegeben, teilte eine Polizeisprecherin mit. Über die Art der Delikte konnte sie vorerst aber nichts sagen.

Am Montag kurz vor 10.30 Uhr rief die Frau die Polizei um Hilfe, weil sie Angst vor ihrem stark alkoholisierten Lebensgefährten hatte. Er torkelte in der Wohnung mit einem Messer herum. Als die Polizei in der Wohnung der beiden eintraf, ging der 51-Jährige mit dem Messer auf einen Polizisten los. Dieser schoss auf den Mann und verletzte ihn lebensgefährlich. Die Reanimation blieb erfolglos, der Verletzte starb wenig später im Rettungswagen. Wie viele Schüsse der Polizist abgegeben hatte, war vorerst nicht bekannt.

Die Ermittlungen zum Schusswaffengebrauch übernahm am späten Nachmittag ein Team des Landeskriminalamts Tirol. Die Untersuchung läuft über die Staatsanwaltschaft Feldkirch.

Tödliche Schusswaffeneinsätze der Polizei

Der Schusswaffengebrauch ist für Polizisten immer eine Gratwanderung. Er gilt als letztes Mittel, Randalierer oder Gewalttäter zu stoppen. Nachfolgend eine Auflistung derartiger Einsätze mit tödlichem Ausgang. Häufig wurden die Beamten selbst durch Waffen bedroht.

  • 17. Juli 2016: Ein 37-Jähriger wird von Polizisten im Stiegenhaus eines Wohnhauses in Wien-Ottakring erschossen, nachdem er diese mit zwei Messern attackiert hatte. Die Exekutive war zuvor wegen "eines randalierenden Mannes" in die Brüßlgasse gerufen worden.
  • 2. Juli 2016: Bei einem Supermarktüberfall in Wien-Penzing wird stiller Alarm ausgelöst. Die eintreffenden Besatzungen dreier Funkstreifen werden von dem Räuber beschossen. Ein Polizist wird dabei lebensgefährlich, ein weiterer schwer und eine Beamtin vermutlich durch einen Sturz leicht verletzt. Der 50-jährige Bosnier flüchtet, wird aber in der Nähe von der Sondereinheit WEGA gestellt. Bei einem neuerlichen Schusswechsel wird der Mann tödlich getroffen.
  • 3. Juli 2014: Ein 21-Jähriger flüchtet nach einem gescheiterten Tankstellenüberfall in Wiener Neustadt in Niederösterreich in einem Auto vom Tatort. Der Mann wird in Neunkirchen von der Polizei gestoppt und bedroht die Beamten mit einer Waffe - wie sich später herausstellt eine Softgun. Die Polizisten eröffnen das Feuer und der junge Mann wird neunmal getroffen, davon dreimal tödlich. Die Staatsanwaltschaft entscheidet elf Monate später, dass der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt war und erhebt keine Anklage.
  • 7. Juni 2013: Ein tobender Mann attackiert in einem engen Stiegenhaus in Liesing acht Angehörige der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) mit einem Messer. Vier der Polizisten geben insgesamt 20 Schüsse ab. Das Verfahren gegen die Beamten wird ein Jahr später eingestellt.
  • 28. April 2010: Ein 84-jähriger Mann in Laakirchen (Bezirk Gmunden) bedroht in den Nachtstunden einen Zeitungsausträger, der in seiner Hauseinfahrt stehen bleibt, mit einer Pistole. Der Autofahrer flüchtet zur Polizei, die den Senior aufsucht. Nachdem der Mann sich auch nach einem Warnschuss weigert, die Pistole fallen zu lassen, eröffnen die Streifenbeamten das Feuer. Ein Schuss trifft den 84-Jährigen in die Brust.
  • 31. Dezember 2009: Nach einem Überfall auf ein Wettcafe bei Graz wird der Räuber während der Verfolgungsjagd von zwei Projektilen in den Bauch getroffen. Der 38-Jährige durchbricht mit seinem Pkw zuvor mehrere Polizeisperren, in Weitendorf stoppt ein Schuss in den Reifen seine Weiterfahrt. Der Mann steigt aus und eröffnet das Feuer - zwei Polizisten geben daraufhin vier Schüsse ab. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass der 38-Jährige nur mit einer Gaspistole bewaffnet war. Der Verletzte stirbt im Spital an inneren Blutungen.
  • 22. November 2009: Ein Polizist tötet in einer Notwehrsituation einen Lebensmüden in Wien-Favoriten. Der 31-Jährige hat eine täuschend echt aussehende Gaspistole auf den Beamten gerichtet, dieser schießt und trifft den Mann zweimal.
  • 5. August 2009: Bei einem Einbruch in einen Merkur-Markt in Krems a.d. Donau wird ein 14-jähriger Jugendlicher von der Polizei erschossen, sein zum damaligen Zeitpunkt 16-jähriger Komplize schwer verletzt. In der Folge wird über die Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs heftig diskutiert. Ein Beamter wird rechtskräftig zu acht Monaten bedingter Haft wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen verurteilt.
  • 8. August 2008: Ein Polizist erschießt gegen 4.00 Uhr in Wetzelsdorf (Bezirk Korneuburg) einen Motorraddieb. Der 46-Jährige wollte bei einem Anhalteversuch davonrasen.
  • 19. April 2008: Auf einem Parkplatz der Wiener Außenring-Schnellstraße (S1) in Schwechat kommt bei einem Schusswechsel ein als Polizist getarnter Rumäne durch das Projektil einer Dienstwaffe eines Beamten in Zivil ums Leben. Laut Polizei war der Flüchtende, der gemeinsam mit zwei Komplizen mehrere Überfälle begangen haben soll, auf die Beamten losgefahren. Die Anklagebehörde kommt zu dem Schluss, dass die Schussabgabe durch die Polizisten gerechtfertigt war.

(APA)

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