Die Zahl der bestätigten Erkrankungen durch den verseuchten Quargel ist auf 22 gestiegen. Die Infektionen gehen auf die Zeit vor dem Rückruf zurück. Für Kritik sorgt der Verkauf des Quargels in Sozialmärkten.
22 Menschen haben sich mit dem verseuchten Quargel der oststeirischen Firma Prolactal mit Listeriose infiziert: Das bestätigte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) am Freitag. Ein neuer Fall konnte zweifelsohne auf den Käse zurückgeführt werden. Der 89-jährige Oberösterreicher hat sich noch vor der Rückholaktion angesteckt. Er konnte das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen.
Im heurigen Jahr gab es somit 17 Fälle von Listeriose, wovon zehn molekularbiologisch auf den Käse zurückgeführt werden konnten. 2009 waren es zwölf Erkrankungen, wovon vier Personen starben. Ein Mann, der Ende Dezember 2009 gestorben ist, wird dem Jahr 2010 zugerechnet, weil seine Listeriose erst postum festgestellt wurde. Bislang wurde noch keine einzige Infektion belegt, die auf einen Quargelkonsum nach dem öffentlichen Produktrückruf am 23. Jänner zurückgeht.
Käse in Sozialmärkten in halb Österreich
Für Kritik sorgt der Verkauf des Quargels in Sozialmärkten. Nachdem diese Woche bekannt wurde, dass der Käse in niederösterreichischen Märkten im Regal landete, machte die oberösterreichische FPÖ im Landtag auf ähnliche Fälle in Oberösterreich aufmerksam. Klubobmann Günther Steinkellner warf SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger vor, trotz Warnungen vor der möglichen Listerien-Verseuchung nichts getan zu haben. So soll der Quargel auch in Linzer Sozialmärkte gelangt sein. Eine Kundin habe sich beschwert und Anzeige beim Gesundheitsministerium erstattet, so Steinkellner.
Der zuständige Landesrat Rudi Anschober gab am Freitagnachmittag Entwarnung: Es habe in den Sozialmärkten keinen verseuchten Käse gegeben. "Es ändert aber nichts am grundsätzlichen Problem, dass die Öffentlichkeit über den Verdacht der Listerienverunreinigung generell zu spät informiert wurde", so Anschober.
Die Firma Prolactal wies die Vorwürfe, den Käse bewusst den SOMA Sozialmärkten angeboten zu haben, vehement zurück. Dem haben die Märkte widersprochen: Die Firma habe den Käse dem Geschäftsführer von SOMA St. Pölten aktiv angeboten - insgesamt 5700 Kilo. "Erst nach Zusicherung untadeliger lebensmittelrechtlicher und ernährungsphysiologischer Qualität" habe man zugestimmt und den Käse im Oktober nur in niederösterreichischen Märkten, im Jänner auch in Salzburg, Wien, Steiermark, Kärnten verteilt. Es habe keine einzige Beschwerde von Kunden gegeben, auch sei kein einziger Fall von Erkrankung bekannt.
Nach Bekanntwerden der Listerienbelastung seien die Restbestände der Jänner-Lieferung "unverzüglich aus den Regalen genommen" und die Kunden über die Gefahren informiert worden, betonte SOMA weiter. Die Entsorgung sei über Biomüll erfolgt, für St. Pölten in eine Biogaserzeugung.
(APA/Red.)