A23 - Gürtel: Der gordische Verkehrsknoten

Guertel gordische Verkehrsknoten
Guertel gordische Verkehrsknoten(c) Bruckberger
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Zwischen der A23 und dem Gürtel liegt eine der meistbefahrenen Kreuzungen Österreichs. Die Neugestaltung verschärft nun den alten Konflikt zwischen Anrainern und den täglich 70.000 Autofahrer.

Wien. Diese Kreuzung in Wien-Landstraße hat es in sich. Hier trifft die meistbefahrene Straße der Stadt (Gürtel) auf die meistbefahrene Autobahn Österreichs (A23). Zusätzlich mündet die Landstraßer Hauptstraße in den Verkehrsknotenpunkt, mittendurch fährt die Straßenbahnlinie 18. Staus in beide Fahrtrichtungen haben Tradition.

Das soll sich bald ändern. Die Stadt und der Autobahnbetreiber Asfinag wollen das Gewirr aus sich gegenseitig blockierenden Abbiegespuren und Gleiskörpern entflechten und durch eine leistungsfähige Anordnung aus Unterführungen und Verschwenkungen ersetzen (siehe Grafik). Mitten im Wohngebiet. Und das sorgt nun für Probleme.

Die Anrainer der Region wehren sich nämlich. Sie, oder besser, die Bürgerinitiative „Lebensraum Landstraßer Gürtel“ sagt, dass die Optimierung der Kreuzung eine möglichst hohe Kapazität an zusätzlichem Verkehr anziehen wird. Bis heute nämlich ist ein Abbiegen von der Landstraßer Hauptstraße auf die A23 nicht möglich. Das, so die Argumentation, habe zahlreiche Lenker bisher ferngehalten. Nach der Bauphase (Start: Herbst 2010) jedoch wird es eine eigene, niveaufreie Abbiegespur geben. Und: Die zusätzlichen Abbieger, Unter- und Überführungen sowie die geplante Einhausung brauchen Platz, weshalb der heute noch bestehende schmale Park zwischen A23-Rampe und Hofmannsthalgasse empfindlich verkleinert wird.

Prognose: 60Prozent mehr Pkw

Andrea Willson, Sprecherin der Initiative, beklagt, dass sich die Anwohner nicht ernst genommen fühlen. „Die Stadt Wien schickt uns zur Asfinag, dort sagt man, die Gemeinde ist zuständig.“

Tatsächlich ist das 106Millionen Euro teure Großprojekt eine Kooperation beider. Der Plan ist, bis Ende 2012 die Fahrbahn zwischen der Anschlussstelle und der Ghegastraße sowie die Landstraßer Hauptstraße zwischen Gürtel und Rennweg umzubauen. Insgesamt erstreckt sich das Baugebiet auf fast einen Kilometer Länge. Während der Hauptarbeiten (2011) werden die Verkehrsbehinderungen beträchtlich sein.

Nötig, so die Asfinag, sei der Umbau des Areals geworden, weil sich die Stadt dort in den nächsten Jahren dynamisch entwickle. So soll 2012 in unmittelbarer Nähe der neue Hauptbahnhof den Betrieb aufnehmen. Auch das Stadtentwicklungsgebiet Aspang (Eurogate) braucht einen leistungsfähigen Autobahnanschluss. Die Konsequenz: Anstatt der 70.000 Fahrzeuge derzeit werden nach einer Berechnung der Stadt in 15 Jahren dort 112.000 Autos täglich passieren.

Die Asfinag betont, dass bei Projekten dieser Größenordnung immer mit Beschwerden zu rechnen sei. Die Anrainer der Region könnten aber mit umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen (Wände, Einhausungen) rechnen. Dass die ausgebaute Autobahnabfahrt ausgerechnet durch den (noch bestehenden) Park, nicht aber über das gegenüberliegende Kasernengelände (Arsenal) führen wird, habe mehrere Gründe: Bauvorschriften zu den Kurvenradien derartiger Straßenabschnitte und ein von der Stadt Wien geplanter Radweg, der laut Projektleiter Gernot Rüf ein Verschieben der Trasse unmöglich mache.

Termin bei Ministerin Bures

(c) Die Presse / JV

Bei der MA28 zeigte man sich auf die Einwände der Anwohner angesprochen überrascht. Die Beschwerdeführer, so eine Sprecherin, seien von Anfang an eingebunden gewesen. Zusätzlicher Verkehr sei – trotz anderslautender Berechnungen – nicht zu erwarten. Im Büro von Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker verfolgt man eine andere Erklärungsstrategie: Die zusätzliche Abbiegespur auf die A23 komme nur, weil sich der zuständige Landstraßer Bezirksvorsteher diese wünsche. Die Anrainer suchen sich nun einen neuen Ansprechpartner. Am morgigen Dienstag haben sie einen Termin bei Verkehrsministerin Doris Bures.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2010)

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