Unwetter in Westösterreich: Muren und sechs Verletzte

Unwetter Muren Kappl
Unwetter Muren Kappl(c) APA/ZOOM-TIROL (Zoom-tirol)
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In Tirol wurden drei Menschen durch einen Blitzschlag verletzt, in Kärnten stürzte ein Baum auf zwei vorbeifahrende Autos. In Kappl in Tirol ist eine Mure mitten ins Ortszentrum gestürzt.

Schwere Unwetter sind am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag über Westösterreich niedergegangen. Betroffen waren vor allem Tirol, Vorarlberg und Kärnten, aber auch Salzburg. Mehrere Personen wurden verletzt, die Arlbergbahnstrecke war wegen eines umgestürzten Baumes gesperrt.

Im Tiroler Oberland sorgten die Unwetter für zahlreiche Murenabgänge und Straßensperren. Am massivsten war das Paznaun (Bezirk Landeck) betroffen. In Kappl donnerten Geröll und Schlamm, das ein Bach mitgeführt hatte, mitten ins Ortszentrum. 50 Häuser mussten evakuiert werden. Die Gesteinsbrocken waren zum Teil bis zu einem Kubikmeter groß, insgesamt wurden laut Angaben des Bezirkfeuerwehrkommandanten von Landeck, Christoph Mayer, 70.000 Kubikmeter Erdreich angeschwemmt.

Aufräumarbeiten bis Ende der Woche

Die Paznauntalstraße (B188) bei Kappl bleibt voraussichtlich noch für die nächsten drei Tage gesperrt. Die Ortschaften Galtür und Ischgl waren nur über die Silvrettahochalpenstraße erreichbar, die zwischen Galtür und Partennen ebenfalls vermurt worden war. Am Nachmittag war sie aber wieder befahrbar. Stefan Siegele, Vizebürgermeister von Kappl, sprach von "erheblichen Schäden", die aber bei weitem nicht so gravierend ausgefallen seien wie 2005.

Siegele schätzte, dass die Aufräumarbeiten im Ort noch bis Ende der Woche andauernd werden. "Wir hoffen alle, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht," fügte er hinzu. Zwischen 22 und 25 Häuser wurden beschädigt, auch Straßen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Rund 250 Menschen mussten in der Nacht ihre Häuser verlassen, konnten aber großteils wieder zurückkehren. Auch einige Hotelgäste mussten umquartiert werden.

In Strengen am Arlberg (Bezirk Landeck) im Ortsteil Klaus ging ebenfalls eine Mure ab, die bis an Wohnhäuser heranreichte. Vier Gebäude wurden daraufhin vorübergehend evakuiert. Die Tiroler Straße (B171) wurde auf einer Länge von 100 Metern vom Geröll blockiert. Dort dauerten die Aufräumarbeiten vorerst noch an. Die Polizei ging aber davon aus, dass die Arbeiten im Laufe des Nachmittags abgeschlossen werden können. Auch im Fimbertal im Bereich Gampen und in Ischgl Ost gab es Murenabgänge. In Jerzens (Bezirk Imst) waren die L243 und die L16 ebenfalls wegen Muren stundenlang für den Verkehr gesperrt.

Golfer durch Blitzschlag verletzt

Am Golfplatz von Seefeld sind durch einen Blitzschlag am Montagabend drei Menschen zu Boden geschleudert und verletzt worden. Eine Passantin verständigte den Notruf. Die drei Golfspieler konnten selbstständig aufstehen und sich zum Parkplatz begeben. Sie hatten durch den Blitzeinschlag keine äußerlichen Verletzungen erlitten, klagten aber über Kopfschmerzen und Unwohlsein. Sie wurden in die Klinik Innsbruck eingeliefert.

Baum verlegte Leitung der Arlbergbahn

In Vorarlberg verlegte ein umgestürzter Baum die Oberleitung der Arlbergbahnstrecke in Bings (Bezirk Bludenz). Der Nadelbaum stürzte gegen 22.00 Uhr um und fiel auf die ÖBB-Oberleitung sowie auf die parallel zum Gleis verlaufende Landesstraße. Die Feuerwehr entfernte den Baum. Die Arlbergbahnstrecke wurde gegen 5.15 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.

Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) mussten die Einsatzkräfte zwischen 21 Uhr und Mitternacht insgesamt 30 Mal ausrücken. Der Großteil der Feuerwehreinsätze wurde im Bezirk Bludenz verzeichnet, einzelne auch im Bezirk Feldkirch. Das Unwetter bewirkte am Bodensee Windstärken zwischen neun ("Sturm") und zehn ("schwerer Sturm"), einzelne Böen hatten Orkanstärke, so die Seepolizei Hard.

Baum stürzte auf vorbeifahrende Autos

In Oberkärnten wurden Bäume entwurzelt und Keller unter Wasser gesetzt. In Villach traf ein umstürzender Baum zwei aneinander vorbeifahrende Autos. Die Feuerwehr musste den Baum zersägen, um die Insassen befreien zu können. Eine 45-jährige Autolenkerin erlitt schwere Verletzungen, ebenso ein im zweiten Wagen mitgefahrener junger Mann. Der 18 Jahre alte Lenker des zweiten Autos kam mit leichten Blessuren davon. Die beiden Pkw haben nur noch Schrottwert.

Ebenfalls auf ein, allerdings parkendes, Auto gestürzt ist eine 200 Jahre alte Linde in Millstatt. Dabei wurde niemand verletzt. In Seeboden am Millstätter See fielen mehrere Fichten um und blockierten die örtliche Landesstraße. Zwei parkende Pkw wurden beschädigt. In Trebesing stürzte eine Tenne ein, auch dort wurden mehrere Autos beschädigt, aber niemand verletzt.

Am Ossiacher See hatten am Abend Passanten Alarm geschlagen. Sie hatten ein im See untergehendes Boot beobachtet. Die Feuerwehr rückte aus und barg das Boot. Es war durch den Sturm vom Ufer abgetrieben worden, an Bord war niemand.

Hangrutschung im Pongau

Auch im Salzburger Pongau hat das Unwetter am Montag Spuren hinterlassen: In den Gemeinden St. Johann, St. Veit und Schwarzach waren Bäume umgestürzt und Keller überflutet. In St. Johann kam es im Ortsteil Zoglau auch zu einer Hangrutschung.

Starkregen und Hagel haben gestern am späten Nachmittag in St. Johann eingesetzt. Die Feuerwehren der drei Gemeinden waren mit 90 Mann im Einsatz und mussten insgesamt 20 Mal ausrücken. Auch in Bad Gastein stand wegen eines Stromausfalls im Seniorenheim der Lift still. Die Feuerwehr musste vier Bewohner befreien.

(APA)

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