AKH: Kreißsaal "in Trümmern"

Hebamme im AKH, Bettina Vasak  Foto: Clemens Fabry
Hebamme im AKH, Bettina Vasak Foto: Clemens Fabry(c) (Clemens Fabry)
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Als Reaktion auf Hebammenproteste sucht das AKH Wien eine neue Teamleiterin. Schon drei Versuche sind bisher gescheitert, es konnte jedoch leider keine geeignete Bewerberin für den Posten gefunden werden.

Wien. Im AKH gehen die Wogen hoch, nachdem ein Beschwerdebrief von 19 der 23 dort tätigen Kreißsaal-Hebammen öffentlich geworden war, in dem sie eklatante Führungsmängel und Missstände anprangern. Unter anderem ist in dem 20-seitigen Dossier, das der „Presse“ vorliegt, davon die Rede, dass der Bereich „in Trümmern liege“, weil jahrelang verabsäumt worden sei, eine geeignete Führungsperson für die Hebammendienste im Kreißsaal zu bestellen.

Das resultiere nicht nur in massiver Überbelastung der Hebammen, sondern auch in mangelhaften hygienischen Zuständen, die „gesunde Patientinnen massiver Infektionsgefahr aussetzen“. Bereits mehrmals hätten die Hebammen auf diese Zustände aufmerksam gemacht, seien von ihrer Vorgesetzten aber mit dem Verweis weggeschickt worden, sie sollten sich doch lieber „um ihre Frauen kümmern“.

Auch ein von einem externen Prüfer angefertigter Bericht im Jahr 2007 komme zu dem Schluss, „dass der wichtigste Schritt zur Lösung der Probleme im Kreißsaal-Bereich darin bestünde, eine neue Leiterin zu bestellen“. Geschehen sei seither aber nichts.

AKH: Beschwerden „überzeichnet“

AKH-Direktor Reinhard Krepler weist im Gespräch mit der „Presse“ die Vorwürfe hygienischer Mängel zurück: „Es besteht keinerlei Gefahr, weder für Mütter noch für Kinder.“ Um sich Gehör zu verschaffen, hätten die Hebammen in ihrem Brief einiges „überzeichnet“.

Für Krepler sei der Brief ein Signal, dass es dem Hebammenteam „schlecht gehe“. Für Abhilfe soll ein neu geschaffener Dienstposten einer Oberhebamme sorgen, der jetzt ausgeschrieben werden soll.

Dabei hat es seit dem Bericht 2007 schon drei Versuche gegeben, eine neue Teamchefin zu finden – es konnte jedoch keine geeignete Bewerberin gefunden werden, die über ausreichend Erfahrung und organisatorische Fähigkeiten verfügt hätte und im AKH zu arbeiten bereit gewesen wäre.

Das liege daran, dass in Österreich „offenbar zu wenige Hebammen ausgebildet werden“, sagt Krepler. Außerdem könne das AKH erst jetzt den besser bezahlten Posten der Oberhebamme anbieten. Bisher habe der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) die Ausschreibung abgelehnt. Der KAV verhandelt derzeit mit den Hebammen über ein neues Entlohnungsschema.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2010)

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