Missbrauch: 106 Kirchenanzeigen

Missbrauch Kirchenanzeigen
Missbrauch Kirchenanzeigen(c) Zoetl
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Bei der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft haben sich bis jetzt 652 Personen gemeldet. Bei vier Prozent der Fälle sei eine strafrechtliche Relevanz sehr wahrscheinlich. 106 Fälle wurden zur Anzeige gebracht.

Wien. Peter Schipka wurde am Freitag als neuer Generalsekretär der Bischofskonferenz bei deren Abschluss der Herbstvollversammlung präsentiert. Der Wiener Priester wird allerdings erst im Frühling 2011 die Funktion von Ägidius Zsifkovics übernehmen, der Diözesanbischof in Eisenstadt wurde. Kardinal Christoph Schönborn wird für weitere sechs Jahre den Vorsitz der Bischofskonferenz übernehmen.

Da Schipka erst im März sein Amt antreten wird, lag es an Schönborn nicht nur Personalia anzusprechen, sondern auch Themen wie Budget, Christenverfolgung im Nahen Osten und Maßnahmen gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch. „In ganz Österreich wurden die kirchlichen Ombudsstellen seit Jahresbeginn von 1142 Personen kontaktiert“, so Schönborn. Bei der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft, unter der Leitung von Waltraud Klasnic, haben sich bis jetzt 652 Personen gemeldet. Abzüglich der Mehrfachnennungen gäbe es bei 511 Personen Verdacht auf Missbrauch oder Gewaltanwendung. Bei vier Prozent der Fälle (somit 20) sei eine strafrechtliche Relevanz sehr wahrscheinlich. „Um keinesfalls eine strafrechtliche Relevanz zu übersehen, wurden von kirchlicher Seite 106 Fälle zur Anzeige gebracht“, so Schönborn.

Über die Stiftung Opferschutz wird seit einigen Wochen finanzielle Hilfe der Kirche an die Opfer ausbezahlt. Grundlage dafür seien die 58 individuellen Entscheidungen der Unabhängigen Opferschutzkommission.

In Sachen Budget und Staatshaushalt übten die Bischöfe einmal mehr Kritik an den Sparplänen bei Familien. „Es bleibt eine Forderung der Kirche, dass Leistungen von kinderreichen Familien für die Gesellschaft angemessen vergütet werden müssen“, sagt Schönborn. Kritik gab es auch für die Kürzungen bei der Entwicklungshilfe. Um die Christenverfolgung im Nahen und Mittleren Osten zu bekämpfen, erhöht die Bischofskonferenz die Gelder von kirchlichen Hilfswerken von 1,5 auf 2,5 Millionen.

Wiener Generalvikar Schuster geht

Auch in der Wiener Erzdiözese gibt es eine Personalrochade, über die Kadinal Schönborn seit Längerem informiert war: Sein Generalvikar Franz Schuster scheidet mit Jahresende aus seinem Amt. Ein so intensives Leistungsamt solle „nicht sehr viel länger als zehn Jahre“ ausgeübt werden, begründet er seinen Abgang nach knapp zwölfjähriger Amtszeit. Schuster bleibt Leiter der Bischofskonferenz-Kommission gegen sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2010)

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