Kommende Köpfe: Designer von Wien bei Nacht

Designer strahlenden Zukunft Wiens
Designer strahlenden Zukunft Wiens(c) Clemens Fabry
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Die Lichtdesigner Iris und Michael Podgorschek haben die Richtlinien vorgegeben, nach denen sich derzeit das nächtliche Stadtbild revolutioniert – woran sie kräftig mitarbeiten.

Es gibt nicht viele Menschen, die einen so unmittelbaren und direkten Einfluss auf das Stadtbild Wiens haben wie die Geschwister Iris und Michael Podgorschek – zumindest bei Nacht. Die beiden Köpfe des Lichtplanungsbüros podpod Design in Währing haben nicht nur mit den Magistratsabteilungen 19 (Stadtgestaltung) und 33 (Beleuchtung) sowie dem Verkehrsplanungsbüro FCP den „Masterplan Licht“ entwickelt, an dem sich die gesamte Stadt in den kommenden Jahren orientieren soll, wenn es um neue Objekt- und Straßenbeleuchtung geht. Sie sind auch verantwortlich dafür, wie zentrale Objekte wie die Staats- und Volksoper, das Palais Epstein oder der Donaukanal beleuchtet sind.

Wem etwa schon einmal aufgefallen ist, dass die Brücken zwischen Urania und Rossauer Lände jeweils von unterschiedlich buntem Licht angestrahlt werden, oder dass man seit 2006 die Pause auf dem Balkon der Staatsoper genießen kann, ohne von einem 400-Watt-Scheinwerfer geblendet zu werden, hat schon mit den Konzepten der Podgorscheks zu tun gehabt.


Mehr Licht! Licht ist eines der großen Zukunftsthemen jeder Stadt: Allein in den vergangenen 30 Jahren ist die Menge an Licht, die öffentliche Leuchtkörper in Wien ausstrahlen, um 150 Prozent gestiegen. 150.000 Beleuchtungskörper betreibt allein die MA33 und bestrahlt damit rund 2850 Kilometer an Wegen und Straßen. Dazu kommen noch dutzende öffentliche und private Gebäude mit eigenen Beleuchtungskonzepten. Sie alle sind mittlerweile in den „Masterplan“ der Podgorscheks eingebunden.

„Es geht darum, dass man Wildwuchs unterbindet“, sagt Iris Podgorschek, die das Büro 1994 mit ihrem Bruder – beide sind Absolventen der Universität für angewandte Kunst, sind aber auch zertifizierte Lichttechniker – gegründet hat. Gerade jetzt sei eine sensible Zeit, weil durch die Entwicklung der LED-Technologie Gebäude- und Straßenbeleuchtung gerade revolutioniert werden. Aufgrund niedrigerer Wartungskosten und längerer Laufzeiten solcher Leuchten ändert sich die „Nightscape“ der Stadt, ihre nächtliche Landschaft, gerade massiv.

Und für die gelten andere Gesetze: „Mit der richtigen Beleuchtung kann ich genauere Akzente setzen, kann mir aussuchen, welche Teile eines Objekts wirken“ erklärt Michael Podgorschek: Gerade bei aufwendigen historischen Fassaden, wie sie in Wien im Überfluss vorhanden sind, könne man mit der richtigen Lichtkonzeption das Stadtbild nachhaltig beeinflussen – die Podgorscheks tun das derzeit mit der Arbeit an Beleuchtungskonzepten für weitere wichtige „Landmarks“ wie die Votivkirche oder das Stadtpalais Liechtenstein.
Demokratische Beleuchtung. Allerdings wollen die Lichtdesigner ihre Arbeit nicht auf wenige „wichtige“ Objekte beschränkt wissen. „Wien hat eine sehr demokratische Beleuchtungskultur“, sagt Michael Podgorschek: Anders als andere Städte wie London oder Paris beschränke sich die gute Beleuchtung hier nicht auf das historische Zentrum. Auch in der Peripherie seien Straßen und Wege gut ausgeleuchtet – was das Sicherheitsgefühl und damit die Lebensqualität erhöhe.

Um diesen Status quo zu erhalten und auszubauen, enthält der Masterplanauf alle Bezirke abgestimmte Richtlinien, entlang derer diese ihr Stadtbild noch besser in Szene setzen können – zumindest nach Sonnenuntergang.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.01.2011)

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