Weniger Anzeigen und weniger geklärte Fälle weist die Kriminalstatistik für 2010 aus. Bei Cyberkriminalität gibt es Steigerungen um 400 Prozent.
Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) ist mit ihrer Kriminalitätsbekämpfung zufrieden, sie ortet im Jahr 2010 eine fühlbare Abnahme der Straftaten.
9,4 Prozent weniger Anzeigen als 2009 - insgesamt 535.745 - wurden im Vorjahr erstattet. Die Aufklärungsquote verbesserte sich mit einem Wert von 41,4 Prozent allerdings nur geringfügig (2009: 39,9 Prozent). Insgesamt wurden 14.133 Fälle weniger geklärt als 2009.
Die jährliche Kriminalstatistik 2010 zeigt bei 56 angezeigten Trafiküberfällen gegenüber 2009 eine Abnahme um knapp zwei Drittel, beim Raub auf offener Straße (1532 Anzeigen) lag der Rückgang bei einem Drittel. Zugenommen haben hingegen Taschen- und Trickdiebstähle im öffentlichen Raum, nachdem es eine Verdrängung dieses Deliktsbereich aus den öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben habe, erklärte General Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BK).
Sorgenkind Cyberkriminalität
Eine massive Zunahme stellten die BK-Mitarbeiter bei Internetdelikten fest. Beim Betrug in diesem Bereich liegt die Steigerungsrate bei 400 Prozent. Im Vorjahr gab es diesbezüglich 1490 Anzeigen, 2009 nur 38. Gegen Hacker langten 149 Anzeigen ein (2009 waren es noch 29), nach der Manipulation von Kassen und Ticketautomaten 308 (2009: 33).
Bei Einbruchsdiebstählen in Büros und Geschäfte gingen die Anzeigen zurück. Metall, Hard- und Software sowie Kulturgut wurden häufiger gestohlen. Als besonders erfreulich hob Fekter Erfolge im Kfz-Bereich hervor: Diebstähle nahmen dort gegenüber 2009 um mehr als die Hälfte ab (von fast 5300 auf etwa 2600 Anzeigen). Rund 39 Prozent weniger Einbrüche in Einfamilienhäuser wurden angezeigt, bei jenen in Wohnungen waren es minus 18 Prozent. Die Ausländerbeteiligung an diesen Delikten lag laut BK bei mehr als 50 (Kfz-Diebstahl) bzw. 70 Prozent (Wohnungseinbruch).
Stärkster Rückgang in Salzburg
Bei den Ermittlungen setzte man daher besonders auf intensive Kooperationen mit Nachbarländern, aus denen laut Fekter "Kriminaltouristen" nach Österreich kommen. Wie die Täter müsse auch die Exekutive grenzüberschreitend und netzwerkartig agieren.
In allen Bundesländern hat die Kriminalität 2010 abgenommen, am stärksten war dies in Salzburg, Nieder- und Oberösterreich der Fall. Bei der Aufklärungsquote schnitten Vorarlberg, das Burgenland und Tirol am besten ab. Wien bildete hier traditionell das Schlusslicht.
Seit 2001 (522.710 Anzeigen) habe es keine so niedrige Anzeigen-Zahl gegeben wie 2010, sagt Fekter. "Der erfreuliche Rückgang ist kein Zufallsprodukt." Gezielte Strategien wie sichtbare Polizei-Schwerpunkte und kriminalpolizeiliche Hintergrundmaßnahmen hätten dazu geführt, als wirkungsvoll nannte sie vor allem die Sokos "Ost" und "Kfz".
Prävention "Bündnis gegen Gewalt"
Trotz der Erfolge müsse man 2011 neue Schwerpunkte setzen. Sie sollen sich der Cyber-, Netzwerk- und Wirtschaftskriminalität sowie Geldwäsche und Abschöpfung widmen. Zudem will Fekter Kooperationen und den sichtbaren Streifendienst weiter verstärken.
Gegen Gewaltkriminalität soll ein Bündnis helfen, das ein früheres Eingreifen ermöglicht. Ein Beispiel: Bei Sittlichkeitsdelikten scheinen Minderjährige und junge Erwachsene überdurchschnittlich häufig als Opfer auf, erklärte Lang. Da sich hier viel im Familien- und Bekanntenkreis abspiele, sei das Erkennen von Gewaltspiralen wichtig. Helfen soll eine verstärkte Sensibilisierung - wie durch das "Bündnis gegen Gewalt" und Bürgerbeteiligungsprojekte. Da bei Überfällen die Täter im Schnitt eher jugendlich und die Opfer eher älter seien, wolle man auch hier mit bestimmten Präventionsprogrammen ansetzen.
(APA)