Noch herrscht Ruhe bei dem Pförtnerhäuschen im Osten des 26.000 Quadratmeter großen denkmalgeschützten Otto-Wagner-Spital-Areals. Am Ende des Monats sollen die Bauarbeiten für ein neues Stadtviertel beginnen.
Wien. Noch herrscht Ruhe bei dem Pförtnerhäuschen im Osten des Otto-Wagner-Spital-Areals. Ende des Monats wird sich der kaum frequentierte Eingang zur Drehscheibe einer großen Baustelle verwandeln: Am oberen Ende des 26.000 Quadratmeter großen Areals soll ein Rehab-Zentrum mit öffentlich zugänglichem Wellnessbereich entstehen. Ein Jahr später – Mitte 2012 – beginnt der Bau von rund 600 Wohnungen: 495 neu errichtet, 100 weitere in denkmalgeschützten Pavillons.
Eine ungewöhnliche Nachnutzung ist für die denkmalgeschützte Prosektur vorgesehen: Die pathologische Abteilung des Spitals wird in einen Kindergarten umgebaut. Fragen nach einer Schule habe der Projektwerber, die stadteigene Gesiba, bei der Präsentation im Penzinger Bauausschuss Anfang April nur unzureichend dargestellt, sagt der grüne Bezirksrat Wolfgang Krisch: „Ein Projekt dieser Größenordnung ohne die Schaffung von Schulraum hätte fatale Folgen“, so der Lehrer. Die einzige nahe Volksschule am Karl-Told-Weg würde bereits jetzt aus allen Nähten platzen. Gesiba-Direktor Ewald Kirschner gibt aber Entwarnung: „Eine Volksschule soll im derzeitigen Pavillon acht untergebracht werden.“
Als „völlig unausgegoren“ bezeichnet der grüne Bezirksrat die Idee der Bauwerber, was den öffentlichen Verkehr betrifft. Eine Busschleife bis zum Pförtnerhäuschen wäre absolut nicht ausreichend. Das sei ohnehin nicht geplant, heißt jedoch es von den Wiener Linien. Zu aufwendig wären die damit verbundenen baulichen Maßnahmen. Man wolle es vorerst mit einfacheren Mitteln, etwa kleineren Intervalle der bestehenden Buslinien 48, 47 und 51 versuchen und bei Bedarf nachjustieren.
Häuser zwischen Pavillons?
Anrainer beschäftigt die Frage, wie das Viertel in einigen Jahren aussehen wird. Denn das angrenzende, nördlich gelegene Areal, das ebenfalls entwickelt werden soll, berge viele Schätze wie die alte Gärtnerei und gehe zudem in das Parkschutzgebiet Steinhofgründe über, meint Anrainer Wolfgang Veit.
Kopfzerbrechen bereitet ihm auch die laut Flächenwidmung mögliche Bebauung zwischen den Pavillons des Otto-Wagner-Spitals. Über die Zukunft der – für die Beibehaltung der Symmetrie essenziellen – Freiflächen gebe es widersprüchliche Angaben: „Müssen wir mit Einfamilienhäusern zwischen den Pavillons rechnen?“ Friedrich Dahm, Landeskonservator des Bundesdenkmalamtes: „Ich will nicht von vornherein sagen, dass keine Bebauung möglich ist, was die hinteren Pavillonreihen angeht.“ Momentan stehe das aber nicht zur Diskussion.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2011)