Parade & Zelt gegen Homophobie

(c) AP (MARTIN GNEDT)
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Ausweitung der Kampfzone in der lesbischen und schwulen Szene der Bundeshauptstadt: Zusätzlich zur Großveranstaltung am Samstag wird für einige Tage erstmals auch ein Teil des Naschmarktes "bespielt".

Wien. Nach außen treten homosexuelle Frauen und Männer in voller Harmonie gegen Homophobie auf. Einer der alljährlichen Höhepunkte ist die Regenbogenparade, die am Samstag im Zentrum Wiens stattfinden wird. 100.000 Teilnehmer und 40 Gruppen werden erwartet. Intern gibt es heuer aber auch Differenzen.

Die diesjährige Regenbogenparade wird anlässlich des 100. Jubiläums des Internationalen Frauentags von lesbischen Frauen angeführt. Nicht allen gefällt das. „Schwule und Lesben sollen gemeinsam gehen und nicht getrennt“, sagt ein Aktivist. Auf der Einladung zur „Lesbian Pride“ steht aber zu lesen: „Schwule Männer, ganz gleich wie sehr sie diskriminiert werden, profitieren selbst von patriarchalen Strukturen.“

Sandinsel, Liegestühle

Trotzdem – auch heuer hat die Regenbogenparade das Ziel, Homophobie zu bekämpfen. Diesmal gleich fünf Tage lang. Neben der traditionellen Parade – sie wird seit 1996 veranstaltet – wurde das Programm ausgedehnt. Auf dem Flohmarkt-Gelände am Naschmarkt findet bis Freitagnacht das „Pride Village“ statt. Mehrere Zelte und eine künstliche „Sandinsel“ mit Liegestühlen wurden aufgestellt, wobei sich hier Infoveranstaltungen (etwa über ältere und migrantische Homosexuelle) und Show abwechseln sollen.

Durch die Parade allein würde der Einblick in die lesbische, schwule und Transgender-Community bisweilen zu kurz kommen, sagt Ewa Dziedzic, Sprecherin von Mitveranstalter „CSD Vienna“: „Wir wollten der Parade einen politischen Anstrich verpassen.“ Der Ort sei zudem nicht zufällig gewählt – gerade rund um den Naschmarkt gibt es eine rege Homosexuellen-Szene.

Bei der Eröffnung des „Pride Village“ am Dienstagabend gab es dann vor allem ein Gesprächsthema: die „Gay Pride“-Parade im kroatischen Split am vergangenen Samstag. Sie musste aufgelöst werden, nachdem die rund 300 Teilnehmer von 10.000 Gegnern mit Gegenständen beworfen wurden. „Ich würde dort nicht demonstrieren“, sagt Christian Högl von der Homosexuellen Initiative Wien (Hosi), dem Veranstalter der Regenbogenparade.

Wien und der „gute Ton“

In Wien sei die Stimmung viel offener: „Homophob zu sein, gehört hier nicht zum guten Ton.“ Das könne man auch an der Parade messen, die mittlerweile einen Volksfest-Charakter angenommen habe.

Ebenfalls neu bei der Parade am Samstag (vom Schottenring den Kai entlang Richtung Schwedenplatz, dann über den Ring bis Rathaus): Es ist eine „Fotozone“ geplant, wo auch die besten Verkleidungsideen prämiert werden.

Das Rathaus ist übrigens nicht nur Schauplatz der Abschlusskundgebung: Bis Freitag findet hier im Arkadenhof die Ausstellung „Homosexualität und Menschenrechte“ statt. (Programm: www.viennapride.at)

Auf einen Blick

Die Regenbogenparade geht am Samstag mit rund 100.000 Teilnehmer am Wiener Ring über die Bühne. Start ist um 15 Uhr bei der Börse. Über das Schottentor geht es entlang des Kais vorbei an Schwedenplatz, Urania, Stadtpark, Karlsplatz und Heldenplatz zum Rathaus. Dort findet die Abschlusskundgebung („Pride Show“) statt. Auf dem Flohmarktgelände am Naschmarkt gibt es ein „Pride Village“ mit Diskussionsveranstaltungen und Unterhaltung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2011)

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