Ein Elternverein berichtet von zwei neuen Fällen: Die Kinder sollen über längere Zeit mit dem Mittel sediert und dadurch geschädigt worden sein. Ein Kind ist behindert, das andere befindet sich auf dem Weg der Besserung.
Die "Elternplattform Kinderklinik" berichtet von zwei möglichen weiteren Behandlungsfehlern an der Innsbrucker Klinik. Betroffen sein sollen ein 16 Monate altes und ein dreijähriges Kind. Beide Fälle sollen sich heuer zugetragen haben. Die Kinder seien mit dem Betäubungsmittel Propofol über längere Zeit sediert worden. Der dreijährige Bub soll seither behindert sein, das andere Kind befindet sich mittlerweile auf dem Weg der Besserung und könnte wieder gesund werden, so Gabriele Fischer vom Elternverein. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) forderte eine "lückenlose, transparente und schonungslose Aufklärung".
Fischer forderte, die gesamte Tilak-Führung unter "Supervision" zu stellen. Eine "unabhängige, externe Kommission aus dem Ministerium" soll die Fälle sowie die Tilak und ihren gesamten Verwaltungsapparat überprüfen. "Die Führung der Tilak sowie die ärztliche Direktorin Alexandra Kofler sind nicht mehr tragbar", sagte die Elternplattform-Sprecherin. "Den Eltern geht es nicht um Geld. Sie wollen einfach Antworten haben."
Bub "ein Leben lang behindert"
Am Mittwoch wurde der Fall eines Buben aus Südtirol bekannt, der nach einer Hauttransplantation in der Innsbrucker Klinik 2006 schwerbehindert ist. Sein Vater war am Donnerstag bei der Pressekonferenz anwesend. "Belege zeigen, dass ein nachweislich gesundes Kind nach Verbrennungen zu einer Standardoperation in die Klinik kam. Danach wurde es laut einem Befund 14 Tage im künstlichen Tiefschlaf gehalten", berichtete Fischer.
Laut Tilak sei das Kind mit schwersten, großflächigen Verbrühungen eingeliefert worden. Für den erforderlichen Tiefschlaf auf der Intensivstation habe das Kind kein Propofol erhalten, für die Narkose während der Hauttransplantation schon, so die Tilak in einer Stellungnahme.
Der Bub habe einen irreparablen Hirnschaden davongetragen und werde "ein Leben lang behindert" bleiben. Bisher gebe es vonseiten der Verantwortlichen nur unterschiedliche Antworten. Die Tilak erwiderte in einer Aussendung vom Donnerstag, die Patientenanwaltschaft habe bereits im Jahr 2008 "kein Fehlverhalten vonseiten der Innsbrucker Klinik" feststellen können. Man werde aber den Fall neu aufrollen und kommende Woche eine Stellungnahme abgeben.
Für die Tiroler Patientenanwaltschaft ist der Fall hingegen noch nicht abgeschlossen. Man sei seit Mai 2010 in Kontakt mit Gabriele Fischer von der Elternplattform, die in dem Fall eine Vollmacht habe, erklärte Patientenanwalt Birger Rudisch. Weiter wollte er zu dem Fall nicht Stellung nehmen: "Ich darf nichts sagen. Ich unterliege einer strengen Verschwiegenheitspflicht."
Tod nach Sedierung
Ende des vergangenen Monats starb ein dreijähriges Mädchen in der Innsbrucker Klinik nach einer Sedierung mit Propofol über 46 Stunden. Das Mädchen war am 15. Oktober in das Bezirkskrankenhaus Schwaz eingeliefert worden, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt hatte. Von dort war das Kind aber umgehend an die Innsbrucker Klinik überwiesen worden. Noch am selben Tag wurde unter Narkose eine endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege vorgenommen.
(APA)