Jäger-Image: "Das Töten ist das große Problem"

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Der Wildbiologe Klaus Hackländer von der Boku Wien spricht mit der "Presse am Sonntag" über das schlechte Image der Jagd und über den Jäger als einzig echten Naturschützer.

Wenn man heute über die Jagd spricht, denken die meisten Menschen an Mensdorff-Pouilly oder an seltsame Jagdeinladungen der Telekom.

Die Jagd ist viel mehr als das. Sie wird durch die öffentliche Darstellung in ein schlechtes Licht gerückt. Die Menschen auf dem Land, wo die Jagd noch mehr in die Gesellschaft eingebunden ist, sehen das größere Bild.


Die Öffentlichkeit bekommt jedenfalls den Eindruck, dass die Jagd in erster Linie dazu dient, Geschäfte zu machen.

Ja, das Bild bekommt man derzeit. In der Realität ist das ganz anders. Wir haben 115.000 Jäger in Österreich, das sind nicht nur alles Menschen, die mit der Jagd Ziele verfolgen, die nichts mit der eigentlichen Jagd gemein haben. Die große Mehrheit der Jäger sind die, von denen man nicht in der Zeitung liest. Sie haben eine viel gesellschaftsverträglichere Rolle. Jagen ist eine Freizeitbeschäftigung – die Menschen gehen auf die Jagd, um sich zu entspannen, sich zu erholen, um die Natur zu genießen und natürlich auch, um von der Natur etwas mitzunehmen: ein schönes Erlebnis, eine Trophäe, ein Wildbret.


Gesellschaftsverträglich ist relativ. Die Jäger haben in Österreich nicht das beste Image.

Das stimmt. Das liegt aber natürlich auch daran, wie die Jagd und die Jäger dargestellt werden. Wenn etwas Positives in der Jagd passiert, ist es keine Meldung wert. Wenn sich einer in das Bein schießt, ist das immer eine Geschichte. Die Jagd hat es aber auch verabsäumt, die positiven Seiten deutlicher darzustellen.


Einige Menschen sehen ja keine positiven Seiten der Jagd, sondern beschimpfen Jäger pauschal als Mörder.

Das Töten ist das große Problem. Es gibt ja wenig Hobbys, bei denen getötet wird – den Angelsport einmal ausgenommen. Der Tod gerade von Säugetieren geht vielen Menschen schon nahe. Aber das zeigt das Unverständnis gegenüber der Jagd. Die Kritik kommt häufig von Menschen, die zwar die Natur lieben und sie konsumieren, aber die trotzdem die Zusammenhänge in der Natur nicht verstehen.


Wie sieht für Sie der ideale Jäger aus?

Es gibt drei Bereiche, in denen die Jagd sinnvoll ist: In unserer Kulturlandschaft kann Jagd die Population von Wildtieren regulieren, um Schäden hintanzuhalten. Ein zweiter Punkt ist, dass durch den Einsatz des Jägers für einen gesunden Lebensraum die Biodiversität insgesamt gesteigert wird. Wenn Hase und Fasan einen besseren Lebensraum haben, profitieren davon auch die Kräuter, die Schmetterlinge, die Feldlerche. Das ist ein wesentlicherer Beitrag als ihn sogar ein Naturschutzverband wie der WWF leisten kann: Der schafft Schutzgebiete und damit Inseln. Aber der eigentliche Naturschutz findet auf der Fläche statt. Der dritte Aspekt ist die Tatsache, dass der Jäger ein sehr wertvolles Produkt liefert, das Wildbret. Mehr „Bio“ beim Fleisch geht nicht.


Wenn wir Menschen auf der Straße fragen, sagt die Mehrheit sicher, den Jägern geht es nur um die Trophäe.

Einigen sicher. Die Trophäe wird dann ein Problem, wenn es das Einzige ist, worauf man sich konzentriert. Aber man darf die Trophäe nicht generell verteufeln, sie ist ja kein Siegessymbol mehr, sondern ein Erinnerungsstück an einen schönen Jagdtag. In einem Jägerhaus hängen nicht nur große und imposante Stücke, sondern oft kleine und unbedeutende.


Lebendes Wild hat aber auf jeden Fall mehr Imagepotenzial.

Diese Chance muss die Jagd erkennen, Menschen gehen ja zum Beispiel sehr gern auf Schaufütterungen. Der Jäger ist schließlich auch ein Naturnutzer, der sich für die Natur starkmacht und nicht nur konsumiert. Jäger wollen große, gesunde Biotope, die dem Wild Nahrungsquellen und Versteckmöglichkeiten bieten, und deswegen setzen sie sich für die Natur ein. Das macht der Schwammerlsucher nicht, und das macht auch der Mountainbiker nicht.

Das Interview führte Norbert Rief

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2012)

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