Wiener Linien: Ticketkauf, reloaded

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Neue Möglichkeiten zum Fahrscheinkauf: Im Internet (kann jeder) oder per Nahfunk-Handy (kann keiner).

WIEN. Keine Frage: Die Wiener Linien geben sich derzeit ganz fortschrittlich. Zum einen kann man seinen Fahrschein seit kurzem auch im Internet kaufen. Was irgendwie Zeit wurde. Oder, das zweite Novum, über das Handy per „Near Field Communication“ (NFC). Wofür die Zeit irgendwie noch nicht reif ist.

Denn um NFC benutzen zu können, braucht man ein Handy, das mit Nahfunk-Technik ausgestattet ist – und da gibt es erst ein einziges Modell auf dem Markt. Die Zahl der Nutzer ist daher noch, nun, sehr überschaubar. Wobei es wirklich „watscheneinfach“ wäre, wie Wiener-Linien-Sprecher Johann Ehrengruber versichert. Einfach das Handy zum Ticket-Automaten in der U-Bahn-Station halten. Am Display erscheint: „Ticket kaufen?“ Man antwortet mit „Ja“ – und bekommt einen SMS-Fahrschein. Klingt tatsächlich einfach, ist für die meisten Wiener aber noch Zukunftsmusik.

Nicht ganz so schnell, dafür aber Breite-Masse-tauglich, ist die Variante Ticket-Kauf im Netz. Dabei sollte man es aber nicht eilig haben: Zumindest beim ersten Mal braucht es ein bisschen, bis man sich durch Anleitung und Geschäftsbedingungen geklickt, seine Daten bekannt gegeben und das „Ja, ich erteile die Zustimmung zur Weitergabe meiner Daten“ sicherheitshalber deaktiviert hat: Im „Presse“-Test dauerte das knapp sieben Minuten – und da wurden die Geschäftsbedingungen nur überflogen. Noch länger dauert es, wenn man zuerst den erforderlichen Acrobat Reader herunterladen muss. Ist man einmal registriert, kürzt sich der Prozess auf ein bis zwei Minuten ab.

Wer sein Wiener-Linien-Ticket über das Internet bestellen will, sollte genau wissen, wann er es einlösen wird. Bei der 24-Stunden-Karte etwa muss man angeben, ab welcher Uhrzeit sie gelten soll. Das gleiche gilt für 72-Stunden- und Wochenkarte. Minus: Tickets für kürzere Fahrten (etwa Ein-Stunden-Tickets), Zonen-Fahrscheine oder Monatskarten sind online nicht bestellbar.

Nachdem man das Ticket in den Warenkorb gelegt und per Kreditkarte bezahlt hat, erhält man Sekunden später ein E-Mail, in dem sich ein Link befindet, über den man sich den Fahrschein ausdrucken kann. Klingt ein bisschen umständlich, geht aber relativ zügig. Das Ticket ähnelt jenem, das man sich aus dem Automaten drückt – nur größer und in Schwarz-Weiß. Nachteil: Die Karte wird in der Online-Variante auf den Namen ausgestellt, ist also nicht übertragbar.

Teureres Handyticket

Wem das zu kompliziert ist, dem bleibt noch das klassische Handy-ticket (SMS mit „Wien“ an 0664 660 6000). Das geht auch schneller als sich vor dem Ticket-Automaten anzustellen, optimal ist es aber dennoch nicht. Braucht man nur ein Ticket für eine einfache Fahrt (Normalpreis: 1,70 €), zahlt man mit dem SMS-Single-Ticket drauf: Das gilt zwar 90 Minuten, kostet aber 2,20 € – plus der Gebühr (je nach Anbieter) für die zwei erforderlichen SMS.

Fazit: Manchmal ist die gute alte Technik – der Fahrkartenautomat in den Stationen – doch die einfachste Lösung, vor allem für kurzfristige Fahrten. Wer vorausplant und etwa eine Wochenkarte braucht, fährt aber mit der Internet-Option ganz gut.

AUF EINEN BLICK

Unter www.wienerlinien.atkann man seit kurzem Fahrscheine online bestellen und selbst ausdrucken (u.a. 24- und 72-Stunden-Tickets). Stunden-und Monatstickets gibt es nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2007)


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