Doggy Day: Hundstage im Admiral-Kino

Die Presse (Clemens Fabry)
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"Doggy Day" Im Test. Was passiert, wenn ein Dutzend Hunde im Saal sitzt? Eigentlich recht wenig.

Wien. Als Erstes fällt auf, was nicht da ist: Lärm. Kein Bellen, kein Fiepen, kein Brummen. Der "Doggy Day", der neue monatliche Filmtag für Hundebesitzer im wieder eröffneten Admiral-Kino (siehe unten), debütiert erstaunlich leise. Und das, obwohl sich eine Viertelstunde vor Beginn der Komödie "Die Herbstzeitlosen" im anrührend altmodischen, aber engen Foyer bereits ein Collie, ein Hirtenhund, ein Beagle, ein paar Mischlinge und ein Golden Retriever (Kyara, der "Presse"-Testhund) drängen, meist Maulkorb- und Leine-los.

Die Stimmung ähnelt einem Kindergeburtstag vor der ersten Vorstellungsrunde:  Während sich - die Gier ist ein Hund - die mehr oder weniger "Kleinen" über die werbewirksam bereitgestellten Gratis-Snacks ("Hundepopcorn" und "Power-Wasser") hermachen, tauschen die Erwachsenen erste Nettigkeiten aus. Und fragen sich mal laut, mal leise, was passieren wird, wenn die Hunde, mittlerweile zirka 13, in einem Kinosaal landen. Tenor: Spannend, oder?
Oder auch nicht. Admiral-Inhaberin Michaela Englert, die den "Doggy Day" mit Manuela Knirsch vom Verein "Reine Hundesache" erfunden hat, hat die Obergrenze für den 108-Sitze-Saal mit 25 Hunden festgesetzt. Das Dutzend verteilt sich also luftig. Wer will, hat eine Reihe für sich und kann den Hund auf den Sitz nebenan bitten, freilich mit einer Leih-Decke als Unterlage. Was zwar, gibt Englert zu, so nicht geplant  war ("Hygiene-Bedenken"), aber ja ...

Kyara bleibt indes am Boden (nicht jeder Hund hat ein Talent zum Sessel-Besteigen). Was egal ist, denn gute Sicht braucht sie nicht. Dankenswerter Weise verzichten die "Hundstage" nämlich auf Pseudo-Humor und Themenfilme ("101 Dalmatiner" oder so) und zeigen stattdessen anspruchsvolles Programm, Tendenz: eher ruhig.

Der Vorteil: Der Verzicht auf Action-Kracher wirkt (Vorurteil, tut leid) dem Kampfherrchen- und- Hunde-Aufkommen präventiv entgegen. Zweitens ist es auch den Tieren lieber, wenn nicht dauernd etwas explodiert. Und obwohl die reizenden Schweizer Pensionistinnen in "Herbstzeitlosen" nicht gerade brüllen, hat man sogar hier den Ton leiser gestellt. Die formell noch ausständige Genehmigung des Veterinäramts will es so. Der Nachteil: Dadurch nimmt man den Geräuschpegel im Kino selbst besser wahr.

Was nicht dramatisch ist. Etwas Bellen da, Ketten-Rasseln dort, unterm Strich ist es jedoch - wie gehabt - sehr ruhig. Die Hunde merkt man tatsächlich eher in der Nase. Oder mit den Zehenspitzen. Die Beine spontan auszustrecken ist keine gute Idee. Man könnte den Beagle in der Reihe davor treffen.

Gag oder Notwendigkeit?

Der es aber nicht krumm nimmt. Überhaupt hat man den Eindruck, dass hier nur Café-taugliche Hunde im Kino sind. Was zur Grundfrage führt: Ist einem das Hundekino abgegangen? Ist der "Doggy Day" ein Gag oder erfüllt er ein Bedürfnis? Hängt davon ab. Wer seinen Hund nicht allein lassen kann oder mag, dem macht es die Freizeitgestaltung leichter, zumindest einmal pro Monat. Für alle anderen gilt dasselbe wie beim Café-Besuch mit Hund: Nett und (ja, ja, Flirt-Faktor Hund) kommunikativ, aber hundertprozentig konzentriert bzw. entspannt ist man nicht.

Apropos entspannt: Fast wäre der Abend genauso leise zu Ende gegangen, wie er angefangen hat. Beim Wechsel zwischen den Vorstellungen allerdings (mit Kino-untypischen Dialogen wie: "Wie war's?" "Super! Ganz leise!") gab's eine angedeutete Rauferei. Die Fast-Rabauken verschwanden dann aber flott und ohne Aufsehen; soziale Kontrolle wirkt auch ohne Worte. Man kennt das - vom Kindergeburtstag.

7, Burggasse 119; „Doggy Day“ jeden ersten Do im Monat, nächster Termin: 7. 2., 6 Euro, Hunde gratis; www.admiralkino.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2008)


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