Himmelskörper explodiert über Argentinien

wired.co.uk
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Vor Tagen erschütterte ein lauter Knall die nördliche Provinz Santa Fe in mehreren Hundert Kilometer Umkreis. Nun dürfte die Ursache klar sein.

Am Dienstag dieser Woche etwa um zehn Uhr Vormittags hörten die Einwohner der Provinz Santa Fe im Nordwesten der argentinischen Hauptstadt einen gewaltigen Knall: Scheiben klirrten, Vibrationen waren zu spüren, im Umkreis von etwa 300 Kilometern um die Kleinstadt El Trebol, gut 400 km nordwestlich Buenos Aires, trudelten bei Behörden und Polizeistationen Berichte über den Vorfall ein.

Wie sich bis Freitag herausstellte, dürfte die Ursache für das Ereignis in der dichtbesiedelten Region mit ihren rund drei Millionen Bewohnern, in deren Nähe in der Nachbarprovinz weiter westlich auch die speziell in Österreich durchaus bekannte Stadt Córdoba liegt, der Absturz eines kleinen Himmelskörpers gewesen sein. Astronomen wie Jorge Coghlan vom "Centro Observadores del Espacio" in der Provinzhauptstadt Santa Fe, sagen, dass ein Meteoroid in etwa 70 km Höhe zerplatzt sei und eine ziemliche Menge an Energie freigesetzt habe. Dabei schätzt Coghlan das Objekt noch als sehr klein ein, es soll wohl nicht größer als ein Ball oder vielleicht gar eine Orange gewesen sein, dürfte aber mit rund 130.000 km/h in die Atmosphäre eingetreten sein.

"Feuerwerk" bei Konzert

Am Boden war nach dem Knall Alarm bei den Einrichtungen des Zivilschutzes und bei den Feuerwehren ausgelöst worden. Von ernsthaften Schäden wurde aber nicht berichtet, man fand auch keinen Einschlagskrater, sodass nur kleine Fragmente den Boden erreicht haben können.

Im April 2013 gab es am späten Abend über Nordargentinien einen besonders spektakulären Meteoroiden: Er wurde etwa von der Stadt Santiago del Estero im Norden des Landes aus gesichtet, wo gleichzeitig ein Konzert einer Folkband stattfand und ein glühender Feuerball jäh rechts hinter der Bühne in großer Entfernung vom Himmel fiel, so, als sei er Teil eines Feuerwerks für das Konzert gewesen - siehe Video:

Auch dieser Brocken dürfte indes sehr klein gewesen sein, ebenfalls von etwa der Größe eines Balls. Heikler indes war jenes kosmische Geschoss, das am 15. Februar 2013 in 30 bis 50 km Höhe über der russischen Großstadt Tscheljabinsk im südlichen Ural platzte: Es war ein Asteroid, der später auf etwa 19 Meter Durchmesser bei 12.000 Tonnen Masse geschätzt wurde und bei seiner Explosion aufgrund der Reibung in der Atmosphäre die Energie einer mittelgroßen Atombombe (etwa 500 Kilotonnen TNT-Äquivalent) freisetzte. Die Hiroshima-Bombe von 1945 hatte "nur" 13 bis 16 Kilotonnen Sprengkraft

Die Lichterscheinung war für Sekunden grell wie tausend Sonnen, die schweifartige Feuer- und Rauchspur kam bis auf 20 bis acht Kilometer Höhe herab, es gab eine enorme Druckwelle, die zahllose Glasscheiben bersten ließ, mehr als 1400 Menschen wurden verletzt (siehe Video am Ende des Artikels).

Es regnet dauernd "Himmelsstaub"

Gewöhnliche Meteoroide (so heißen Objekte von maximal einigen Metern Größe, solange sie abstürzen, erst ihre Reste am Boden heißen "Meteorite") fallen etwa alle 30 Sekunden zur Erde. Das Gros davon ist winzig, bestenfalls fußballgroß, sie verglühen meist, zusammen mit kosmischem Staub wächst die Masse der Erde dadurch täglich um 100 bis 1000 Tonnen. Nur einige Dutzend bis vielleicht 500 Stück von handlicher Größe kommen pro Jahr zur Oberfläche, sie fallen meist ins Meer.

Seit Jahren wird nach Asteroiden (das sind Brocken von mehr als etwa drei bis fünf Meter Größe) gesucht, die der Erde gefährlich nahe kommen - durch spezielle Suchtechniken kennt man derzeit mehr als 10.600. 20-Meter-Brocken stürzen statistisch gesehen mehrmals pro Jahrhundert ab, sagen Astronomen. Zudem registrieren Spezialsatelliten mehrfach im Jahr Explosionen in großer Höhe, die von metergroßen Objekten rühren und wie Kernwaffen wirken.

Als ein Gartenhäuschen entflammte

Am Boden verursachten Meteoroide/Asteroiden zumindest in jüngerer Vergangenheit kaum Schäden. 1954 wurde eine Frau in Alabama (USA) von einem Vier-Kilo-Teil verletzt, das das Dach ihres Hauses durchschlagen hatte. Im Oktober 2006 setzte ein Meteorit ein Gartenhaus bei Bonn in Brand, ein Mann erlitt Brandverletzungen.

Berühmt ist das "Tunguska-Ereignis" vom 30. Juni 1908, als ein etwa 50 Meter großes Ding über Zentralsibirien wie eine Wasserstoffbombe explodierte und in 30 km Umkreis alle Bäume knickte. In dem dünn besiedelten Gebiet starben, so viel man weiß, nur zwei Jäger, wobei noch in 65 km Entfernung alle Fenster brachen.

Wäre das Objekt fünf Stunden später abgestürzt, hatte es die damalige russische Hauptstadt Sankt Petersburg zerstört - und wohl den Lauf der Geschichte verändert.

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