Vatikan: Konklave schon vor dem 15. März?

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Der Amtsverzicht des Papstes kann den Zeitplan des Konklaves ändern. Ein neues Kirchenoberhaupt könnte schon am 19. März gewählt sein.

Das Konklave zur Wahl eines neuen Kirchenoberhaupts nach dem geplanten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. könnte früher zusammentreten als bisher vorgesehen. Dies erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz am Samstag.

Gemäß den Regeln, die Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. 1996 in der apostolischen Verfassung "Universi dominici gregis" festgelegt hatte, müsste das Konklave aus 117 Kardinälen zwischen dem 15. und dem 20. März zusammentreten. In dem Text heißt es, ab dem Tag, an dem der Papststuhl vakant sei, müssten die bereits im Vatikan versammelten Kardinäle "volle 15 Tage" auf die abwesenden Kardinäle warten. Da jedoch der Vatikan den außerordentlichen Fall des Amtsverzichts eines Papstes erlebe, könnte das Konklave vorverlegt werden. Mit dieser Frage würden sich zurzeit einige Kardinäle befassen, erklärte Lombardi.

Ein Beginn um den 10. März erlaube es, wie es hieß, bei einer Einigung auf den neuen Papst binnen drei oder vier Tagen, dass der neue Oberhirte sein Pontifikat am Fest des heiligen Josef, dem einzigen wichtigen kirchlichen Feiertag der derzeitigen Fastenzeit, (19. März) antrete. Damit könne sich der neue Papst besser auf die Karwoche vorbereiten. Außerdem könnten die Kardinäle zum Osterfest wieder in ihren Diözesen sein.

Benedikt geht in Frauenkloster

Der vatikanische Pressesprecher berichtete, dass Benedikt XVI. nach dem Ende seines Pontifikats am 28. Februar zwei Monate lang in der Residenz in Castel Gandolfo 30 Kilometer südlich von Rom verbringen werde. Nach dem Ende der Restaurierungsarbeiten im Frauenkloster "Mater Ecclesiae" werde er dann in den Vatikan zurückkehren. Benedikt werde einen Flügel des Frauenklosters in den Vatikanischen Gärten beziehen.

Der Papst traf am Samstagvormittag die lombardischen Bischöfe, die zu einem Ad Limina-Besuch in den Vatikan eingereist waren. Begleitet wurden sie vom Mailänder Erzbischof, Kardinal Angelo Scola, und von seinem Vorgänger, Kardinal Dionigi Tettamanzi. Am Samstagabend wird der Papst den scheidenden italienischen Premier Mario Monti im Vatikan empfangen.

Rücktritt als "großer Regierungsakt"

Lombardi bezeichnete Benedikts Amtsverzicht als kein Aufgeben, sondern als "großen Regierungsakt". Mit großer Weitsicht und Demut habe der Papst sein Amt ausgefüllt, so der Vatikansprecher in seinem Wochen-Editorial für Radio Vatikan. "Ein großer Regierungsakt der Kirche, und zwar nicht - wie manch einer denken mag -, weil Papst Benedikt nicht mehr die Kräfte spürte, um die römische Kurie zu leiten. Sondern weil es heute große Kraft braucht, um den Problemen der Kirche und der Welt - die Benedikt mehr als bewusst sind - die Stirn zu bieten, große Kraft und eine Regierungszeit, die nicht kurzlebigen pastoralen Aufgaben entspricht, sondern Aufgaben von großer Reichweite", so Lombardi.

Die Rücktrittserklärung sei ein Ereignis gewesen, das die Welt "erschüttert" und "jeden von uns tief berührt" habe, "dessen Tragweite wir immer noch zu verstehen suchen", so Lombardi. Der Vatikansprecher unterstrich zugleich, dass der Schritt Benedikts so unerwartet und ungewöhnlich er auch sei zu diesem Papst passe. "Benedikt war immer darauf bedacht, seine nicht übermäßigen körperlichen Kräfte mit Weisheit einzusetzen, um die immense ihm anvertraute Aufgabe am besten zu bewältigen, die für ihn unerwartet und in einem schon fortgeschrittenen Alter kam", so Lombardi.

(APA/Red.)

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