Schottischer Kardinal O'Brien zurückgetreten

Archivbild: Kardinal Keith O'Brien als er noch Erzbischof war.
Archivbild: Kardinal Keith O'Brien als er noch Erzbischof war.(c) REUTERS (DAVID MOIR)
  • Drucken

Der Kardinal soll vor mehr als 30 Jahren angeblich junge Priesteranwärter belästigt haben. Großbritannien ist im Konklave damit nicht vertreten.

Die Kardinäle geraten vor dem Konklave unter Druck. Nun ist der schottische Kardinal Keith O'Brien, Erzbischof von Edinburgh und Saint Andrews, zurückgetreten. Dies berichtet BBC. O'Brien schrieb in einer Erklärung, dass sein Rücktritt bereits eingereicht gewesen war, weil er im nächsten Monat 75 wird, aber dass der Papst "jetzt entschieden hat, dass mein Rücktritt mit dem heutigen Tag in Kraft tritt."

Dem Rücktritt O'Briens waren Anschuldigungen vorangegangen. O'Brien hätte bei diversen nächtlichen Aktivitäten "unangemessenes Verhalten" an den Tag gelegt, hatte die Sonntagszeitung "The Observer" über eine angebliche Beschwerde an den Vatikan gemeldet. Demnach geht es um Vorkommnisse vor 33 Jahren, die drei amtierende und ein ehemaliger Priester vor der Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. gemeldet hätten. In einem Fall hatte es geheissen, der Erzbischof sei einem Priesteranwärter seines Seminars nach Abendgebeten in unangemessener Weise nähergekommen.

Bleibt Konklave fern

O'Brien wird auch nicht am Konklave für die Wahl des Nachfolgers von Benedikt XVI. teilnehmen, der am Donnerstag auf sein Amt verzichtet. Dies bestätigte der Vatikan-Sprecher, Pater Federico Lombardi.

"Ich will nicht, dass sich die Aufmerksamkeit der Medien auf mich konzentriert", hieß es in der Mitteilung, die O'Brien am Montag veröffentlichte, nachdem der Papst seinen Rücktritt angenommen hat. O'Brien entschuldigte sich bei denjenen, die er beleidigt habe. Er bat um Gottes Segen für "meine Brüder Kardinäle". Der 74-Jährige ist der einzige britische Geistliche, der dem Konklave angehören sollte. Mit seinem Verzicht sinkt die Zahl der Papst-Wähler auf 115.

New Yorker Kardinal verteidigt Mahony

Schwer in der Kritik steht auch Kardinal Roger Mahony, der ehemalige Erzbischof von Los Angeles. Ihm wird die Vertuschung von Missbrauchsfällen vorgeworfen. Der Erzbischof von New York und Papst-Wähler mit Außenseiterchancen auf den Posten, Timothy Dolan, verteidigt Mahony. Mahony solle am Konklave teilnehmen. "Als Kardinal hat er das volle Recht, an der Papst-Wahl teilzunehmen", wurde Dolan von der italienischen Tageszeitung "La Stampa" am Montag zitiert. Mahony wird beschuldigt, pädophile Priester gezielt vor der staatlichen Strafverfolgung geschützt zu haben.

Obwohl katholische Gruppen in den USA und Anti-Pädophilie-Verbände in Italien Mahony zum Verzicht auf seine Konklave-Teilnahme aufriefen, versicherte der Kardinal per Twitter, dass er bald nach Rom fliegen werde. "Es fehlen nur noch wenige, kurze Stunden vor meiner Abreise nach Rom", twitterte der US-Kardinal.

Rücktrittsgrund Vatileaks lediglich "Gerüchte"

Zu der sogenannten Vatileaks-Affäre, die laut italienischen Medien den Papst zum Amtsverzicht bewogen haben könnte, meinte Dolan: "Gerüchte bleiben Gerüchte: Nichts kann das Ansehen des Papste ankratzen". Seiner Ansicht nach sei Benedikts Amtsverzicht "eine unglaubliche Geste der Bescheidenheit", erklärte der Kardinal.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.