Franziskus wird vorerst nicht in den Palast umziehen

Franziskus wird vorerst nicht in den päpstlichen Palast umziehen.
Franziskus wird vorerst nicht in den päpstlichen Palast umziehen.(c) REUTERS (TONY GENTILE)
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Vatikansprecher Lombardi schwärmt von der Zugänglichkeit des neuen Papstes, der sich in Vatikans Gästehaus Santa Marta sehr wohl fühlt.

Sieben Jahre lang war er die Stimme Benedikts XVI., jetzt steht er im Dienst des neuen Papstes Franziskus, der mit seinem bescheidenen und offenen Auftreten und seinem lebendigen Kommunikationsstil die Herzen Millionen von Gläubigen gewonnen hat. Der Chef des Presseamtes des Heiligen Stuhls, Federico Lombardi, konnte in den ersten Wochen des Pontifikats von Franziskus einen tiefen Wandel beobachten: "Der Papst ist in dieser Phase der wichtigste Kommunikator im Vatikan, wir Mitarbeiter des Presseamts spielen nur eine zweitrangige Rolle. Das ist bestimmt ein ganz neuer Aspekt dieses Pontifikats. Franziskus' einfacher Stil schafft Nähe auch zu Personen, die bisher weniger Kontakt zur Kirche hatten. Er ist ein großartiger Vermittler, nicht nur durch seine Worte, sondern auch mit seinen Gesten", sagt Pater Lombardi im Gespräch mit ausländischen Journalisten in Rom.

Fast niemand erlebt den neuen Papst so hautnah wie Lombardi. Der Zugang zum argentinischen Pontifex sei ganz einfach und unkompliziert, versichert der Pressesprecher, der wie Franziskus ein Jesuit ist. "Das schafft Gemeinsamkeiten im Stil und in der Art, die Spiritualität zu erleben", erklärt Lombardi. "Franziskus ist eine starke und freie Persönlichkeit und will es auch als Papst bleiben. Das ist ein sehr tiefer und authentischer Aspekt seiner Persönlichkeit", analysiert Lombardi.

Seinen festen Wille, sich nicht zu isolieren, sondern weiterhin eine Dimension der Brüderlichkeit und Offenheit zu leben, bezeuge auch der Beschluss Franziskus', vorerst weiterhin mit anderen Kardinälen im Gästehaus Santa Marta zu leben und nicht in die päpstliche Wohnung im Apostolischen Palast zu ziehen. "Franziskus fühlt sich im Gästehaus mit den Kardinälen sehr wohl und will vorerst dort bleiben. Er bevorzugt ein Gemeinschaftsleben, das entspricht seinem tiefen Wunsch nach einem einfachen Lebensstil. Wir werden sehen, ob das sein ganzes Pontifikat hindurch so bleiben wird", berichtete der 70-jährige Lombardi.

Kein Argentinien-Abstecher

Der kontaktfreudige und weltoffene Franziskus freue sich schon auf seine Brasilien-Reise im Juli, wo er an den Weltjugendtagen teilnehmen werde. Mit dem Brasilien-Besuch werde der Papst vorerst jedoch keine Reise in seine argentinische Heimat verbinden, berichtete Lombardi. Der Heilige Vater plane auch einen Besuch in Assisi, Heimat des Heiligen Franziskus, von dem sich Jorge Mario Bergoglio bei der Wahl seines Papstnamens inspirieren ließ. Lombardi schließt nicht aus, dass der Papst demnächst eine Enzyklika zum Glauben vorstellen könnte. Daran hatte bereits sein Vorgänger Benedikt gearbeitet, der aber wegen seines Amtsverzichts die Enzyklika nicht mehr veröffentlichen konnte.

Laut Lombardi habe Franziskus in seinem erst wenige Wochen dauernden Pontifikat bereits wichtige Schritte zur Reform der Kurie gesetzt. Die Ernennung eines achtköpfigen Kardinaldirektoriums, das ihn ab Oktober nicht nur bei der Regierung der Weltkirche unterstützen, sondern auch bei einem Plan zur Reform der "Pastor Bonus", der Verfassung der römischen Kurie, mitwirken soll, sei laut dem Pressesprecher das Signal eines tiefen Erneuerungswillens. Ob Franziskus einen neuen Staatssekretär anstelle von Kardinal Tarcisio Bertone ernennen will, sei noch offen, sagte der Pressesprecher.

Kontakt zu Benedikt

Lombardi wird weiterhin auch den Kontakt zum emeritierten Papst Benedikt aufrechterhalten. Dieser wird nach Plan Anfang Mai die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo verlassen und in einen Flügel des Klosters Mater Ecclesiae im Vatikan übersiedeln, der zuletzt Renovierungsarbeiten unterzogen wurde. Gerüchte, laut denen Benedikt den ganzen Sommer lang in Castel Gandolfo bleiben werde, konnte Lombardi nicht bestätigen.

(APA/dpa)

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