Papst: „Geld muss Menschen dienen“

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Papst Franziskus plädiert für eine Reform des Finanzsystems. In Österreich meint Propst Fürnsinn, Kinderlose sollen mehr Steuern zahlen als Eltern mit Kindern.

Rom/Wien/Apa/Red. Erstmals seit seiner Wahl hat sich Papst Franziskus dezidiert zu Fragen der Wirtschaft geäußert. Es sei nicht annehmbar, dass der Mensch lediglich als Verbraucher bewertet werde, sagte der Heilige Vater am Donnerstag in seiner Ansprache vor Botschaftern, die im Vatikan ihre Beglaubigungsschreiben eingereicht haben.

„Angst und Verzweiflung ergreifen die Herzen vieler Menschen auch in sogenannten reichen Ländern. Die Lebensfreude gibt nach, die Armut wird offenkundiger“, sagte der Pontifex. Die soziale Unausgewogenheit sei das Resultat einer Ideologie, die die absolute Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidige. „Geld muss dem Menschen dienen und nicht sie regieren“, sagte Papst Franziskus.

Höhere Abgaben für Kinderlose

In Österreich sprach sich der Männerordenvorsitzende Propst Maximilian Fürnsinn dafür aus, gängige Vorstellungen von Gerechtigkeit zu hinterfragen. „Wenn es in unserer Gesellschaft zum Beispiel heißt, alle müssen gleich viel von allem bekommen, dann handeln wir in unserem Orden genau anders. Jeder bekommt das, was er zum Leben braucht. Nicht mehr und nicht weniger.“ Der Propst des Augustiner-Chorherrn-Stifts Herzogenburg meinte weiter: „Auf die Gesellschaft umgelegt kann das zum Beispiel heißen, dass Kinderlose mehr Abgaben beitragen als Eltern mit Kindern. Das wäre ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit, wie wir sie verstehen und selbst leben.“

Fürnsinn meinte, es entspreche dem Sinn des kommenden Pfingstfestes, in der Gesellschaft neue Lösungen des Wirtschaftens auszuprobieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2013)

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