Zwei Neue an die Spitze der Kirche: Lackner, Landau

Küberl und Landau
Küberl und Landau(c) APA/DIETMAR STIPLOVSEK (DIETMAR STIPLOVSEK)
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Die Regierung erhebt keinen Einspruch gegen den neuen Salzburger Bischof. Von Franziskus fühlt Landau Rückenwind für die Arbeit seiner Organisation.

Wien. Österreichs katholische Kirche hat an zwei Schlüsselstellen neue Männer an der Spitze – beide sind sie, mit wenigen Ausnahmen, völlig unterschiedlich: Der Steirer Franz Lackner (57), bisher Auxiliarbischof in Graz unter Egon Kapellari, ist am Mittwoch von der Bundesregierung mittels eines Rundlaufbeschlusses als Salzburger Erzbischof „abgesegnet“ worden. Gleichzeitig haben die neun Landeschefs der Caritas den Wiener Direktor Michael Landau (53) ohne Gegenstimme zum Präsidenten der Caritas Österreich gewählt.

Der päpstliche Botschafter Peter Stephan Zurbriggen war am Mittwoch persönlich in das Außenamt gekommen, um die Entscheidung des Salzburger Domkapitels mitzuteilen. Dieses zwölfköpfige Gremium darf aus historischen Gründen aus einem Dreiervorschlag, den der Papst übermittelt, den Bischof wählen. Die Ernennung selbst nimmt formal dann Franziskus vor.

Und die Regierung, derzeit über beide Ohren mit der Budgeterstellung und den Koalitionsverhandlungen beschäftigt, schaltete schnell. Sie könnte laut Konkordat, dem Völkerrechtsvertrag zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhl, Einwände allgemeinpolitischer Natur erheben. Bisher ist dieser Fall aber noch nicht eingetreten – auch nicht bei teilweise heftig umstrittenen Ernennungen der Vergangenheit (Kurt Krenn, Hans Hermann Groer). Daher ist damit zu rechnen, dass heute, Donnerstagmittag, der Vatikan die Ernennung im offiziellen päpstlichen Bulletin des Tages bekannt geben wird.

Öffentlich umstritten ist der Steirer, den Rom nach Salzburg schickt, nicht. Dafür fehlt dem früheren Elektriker und UNO-Soldaten auch das Profil. Er stand in der Steiermark ganz im Schatten von Diözesanbischof Kapellari. Mangelnde Führungserfahrung wird kirchenintern kritisiert. Konflikten hat er in der Vergangenheit versucht, aus dem Wege zu gehen.

Eine Eigenschaft, die Michael Landau völlig fremd ist. Was ihn (natürlich neben dem katholischen Glauben) und Lackner verbindet: Beide sind Spätberufene. Landau, der in Wien als Sohn eines Juden geboren wurde, ließ sich mit 20Jahren taufen und promovierte in Biochemie. 1995, nur drei Jahre nach seiner Priesterweihe, schaffte es Landau schon an die Spitze der Wiener Caritas.

Rückenwind von Franziskus

Ob es nach dem altersbedingten Rückzug des Laien Franz Küberl als Präsident nicht zu einer Reklerikalisierung des Amtes kommt? Der neu gewählte Landau im Gespräch mit der „Presse“: „Das hat niemand so wahrgenommen. Es gab keine Gegenvorschläge.“ Und wann die Caritas reif für eine Frau an der Spitze ist? Landaus Antwort: „Ich wünsche mir, dass es mehr Caritas-Direktorinnen in den Ländern geben wird. Ich bin mir sicher, dass es bald eine Frau Präsidentin der Caritas Österreich geben wird, und es wird der Caritas guttun.“

Von Franziskus fühlt Landau Rückenwind für die Arbeit seiner Organisation: „Der Papst hat der Kirche das Thema Armut auf den Tisch gelegt, auch der Kirche in Österreich. Das ist eine Anfrage an alle Ebenen, und das ist gut. Insgesamt ist das eine Neuausrichtung am Evangelium. Glaube und Welt gehören zusammen.“

Sein Motto: „Nächstenliebe ohne Wenn und Aber.“ Da Landau ein politischer Kopf ist, mit besten Kontakten in Regierung, Wirtschaft und Medien, weiß er auch angesichts der Budgetnöte: „Die nächsten Jahre werden nicht einfacher.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2013)

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