Ehe, Sex: Wiener wollen neuen Kirchenkurs

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Fast 10.000 haben den Vatikan-Fragebogen beantwortet. Für ganz Österreich wird sich die Zahl der Teilnehmer von den bisher genannten 30.000 auf 50.000 erhöhen.

Wien. „Weltfremd“, „unzeitgemäß“ sei die offizielle Lehre der katholischen Kirche in den Fragen der Familienseelsorge. Genauer: Beim Ausschluss Geschiedener, die neu geheiratet haben, von den Sakramenten und beim Verbot „künstlicher Mittel“ zur Empfängnisregelung wie Pille und Kondom. Zu diesem Schluss kommen in Wien mehrheitlich jene, die sich an der Vatikan-Befragung beteiligt haben, wie „Die Presse“ erfährt.

Ungefähr 9200 haben in der Erzdiözese den Fragebogen beantwortet – 8000 davon sogar in der ungekürzten, anspruchsvollen Originalversion, die auf Wunsch von Franziskus der Basis zugänglich gemacht werden sollte. Für ganz Österreich wird sich die Zahl der Teilnehmer von den bisher genannten 30.000 auf 50.000 erhöhen.

Diakon Karl Langer, der für Wien die Antworten auswertet: „Die rege Beteiligung ist wirklich überraschend. Wenn man von einer Kluft zwischen Lehre und Praxis spricht, dann ist sie nicht kleiner geworden. Ein wacher Geist hat das erwartet, ob das für die Bischöfe unerwartet ist, weiß ich nicht.“ Und: „Je jünger das Publikum, desto mehr unterscheiden sich die Lebensrealitäten von der Lehre der Kirche, ohne schlechtes Gewissen.“

Schönborn-Bericht an Rom

Viele äußerten die Sorge, dass Kirche und Glaube als nicht hilfreich gesehen würden. Gleichzeitig werde das Ideal einer lebenslangen Verbindung in Treue sehr hochgehalten. Langer zu den Antworten: „Das Scheitern einer Beziehung wird akzeptiert. Es wird ein differenziertes Eingehen auf die Situation gefordert.“ Mittlerweile hat der Vatikan auch entschieden: Kardinal Christoph Schönborn muss beim Besuch der Bischofskonferenz nächste Woche (Ad limina) über die Auswertung berichten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2014)

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