Der Altbischof hat polarisiert wie kein zweiter. Der gebürtige Oberösterreicher wurde von Johannes Paul II. von einem Regensburger Lehrstuhl (Systematische Theologie) 1987 nach Österreich geschickt.
Wien. Mut und Geradlinigkeit hätten Freunde wie Gegner Bischof Kurt Krenns anerkannt, der Samstagabend verstarb. Dies erklärte Kardinal Christoph Schönborn zum Ableben seines langjährigen Amtsbruders in der Bischofskonferenz. Mit Krenns Tod endet ein Kapitel der österreichischen Kirchengeschichte, das von ans Brutale grenzenden (internen) Auseinandersetzungen gekennzeichnet war.
Der gebürtige Oberösterreicher wurde von Johannes Paul II. von einem Regensburger Lehrstuhl (Systematische Theologie) 1987 nach Österreich geschickt. Seine Aufgabe: Er sollte nach Kardinal Franz König das vermeintlich unsicher gewordene katholische Österreich wieder auf Linie bringen. Der damalige Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer erhielt in Krenn einen Weihbischof, der ihm von Rom vorgesetzt wurde, und der diesen, wie Mitarbeiter berichten, fürchtete. Krenn verfügte nicht nur über beste Kontakte in die unmittelbare Umgebung des Papstes, sondern auch über ein Sendungsbewusstsein, das nie von Zweifel angekränkelt war. Er widersprach selbst Kardinal Schönborn und schwang sich 1998 bei einem Streit unter den Bischöfen dazu auf, vor dem Petersdom von „Lügnern“ zu sprechen, die das „Maul“ halten sollten. Der spätere St. Pöltner Bischof scheute nicht nur keine Konfrontation, er suchte sie. 2004 wurde es selbst Rom zu viel, als ein Skandal im Priesterseminar (Kinderpornos) aufflog. Von dem erzwungenen Rücktritt sollte sich Krenn nicht mehr erholen. (d.n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2014)