Schönborn durch Initiativen des Papstes "sehr bedrängt"

Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Kardinal Christoph Schönborn spricht in einem Interview für ORF III über das erste Jahr Franziskus'.

Wien. Kardinal Christoph Schönborn, selbst Konklave-Teilnehmer vor knapp mehr als einem Jahr, fühlt sich durch Franziskus offenbar im positiven Sinn provoziert. Wegen der allerersten Reise des Papstes auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa sei der Umgang mit Flüchtlingen eine „Frage, die mich sehr bedrängt“, sagte der Wiener Erzbischof am Mittwochabend im Interview für ORF III.

Das Gespräch wurde von „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak im Rahmen des Redaktionstausches mit dem ORF aus Anlass des fünften Geburtstages der „Presse am Sonntag“ geführt. Schönborn nahm auch Bezug auf Vorwürfe, der Papst werde von Kardinälen und Bischöfen in seinen Initiativen alleingelassen: „Diese Frage beschäftigt meine Gewissenserforschung. Er will nicht nur Zeichen setzen, er will verändern.“

Eine „unbeachtete Wunde der Zeit“ ist für den Papst laut Schönborn das Problem Menschenhandel. Das Thema sei auch beim Treffen mit allen österreichischen Bischöfen im Jänner angesprochen worden und sei für Wien „dramatisch“. Der Kardinal wörtlich: „Wir sind mit dem Behandeln von Asylfragen unglaublich streng. Wir sind ziemlich freigiebig, wenn es um das Problem Menschenhandel geht.“

Kritik an der Kapitalismus-Kritik von Franziskus im Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ („Freude des Evangeliums“) weist Schönborn zurück. Allein seit der Finanzkrise sei die Verschuldung Europas auf acht Billionen Euro gestiegen. Und alles nur wegen eines Finanzsystems, das die Grenzen und die Zukunftsorientiertheit nicht mehr im Blick habe. (red.)

Web:www.diepresse.com/amsonntag

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2014)

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