Die Kronzeugin, deren Heilung der Vatikan als Wunder sieht

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VATICAN CANONIZATION(c) APA/EPA/CLAUDIO PERI (CLAUDIO PERI)
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Eine heute 51-jährige Frau aus Costa Rica erzählt über ihre Begegnung mit Johannes Paul II. und ihre Genesung.

Man merkt es Floribeth Mora Floribeth Mora Diaz an, dass sie ihre Geschichte schon oft erzählt hat. Sie spricht druckreif. Sie packt immer nur drei, vier Sätze zusammen, damit der Übersetzer mithalten kann. Aber dann dringen immer wieder die Erinnerungen durch. Dann kommen die Tränen.

Floribeth Mora Diaz, die 51-jährige Frau aus Costa Rica, vierfache Mutter und neunfache Großmutter, ist nach Rom gekommen, um von dem „Wunder“ zu berichten, das an ihr geschehen ist, von dieser „wissenschaftlich unerklärlichen Heilung“, welche Mediziner hier wie dort bestätigt haben. „Gott ist groß, Gott ist gut“, sagt Mora Diaz, „davon will ich mein ganzes Leben lang Zeugnis ablegen.“

Beleg für Heiligsprechung

Als Erste ist sie Kronzeugin für die Heiligsprechung des Wojtyla-Papstes geworden: Die ihr widerfahrene Heilung gilt dem Vatikan als Beweis für eine „Fürsprache Johannes Pauls II. bei Gott“ und als Beleg für seine herausragende Stellung.

Die rasenden Kopfschmerzen bei Floribeth Mora Diaz waren im April 2011 gekommen. Schnell stellten die Ärzte ein Aneurysma, eine Arterienerweiterung, im Gehirn fest – und schickten Mora Diaz zum Sterben nach Hause. Für eine Operation sei die Gehirnregion nicht zugänglich. Vielleicht, sagten sie, vielleicht in Mexiko oder auf Kuba, „aber dafür hatten wir kein Geld“.

Seit sie Johannes Paul II. 1983 bei seinem Besuch in Costa Rica gesehen hatte, verehrte Mora Diaz den Papst. Und so lag sie mit ihrer lebensbedrohlichen Bombe im Kopf auch vor dem Fernseher, betete und flehte zu „ihrem“ Patron auch an jenem 1. Mai 2011, als Johannes Paul II. seliggesprochen wurde. „Und als ich am Morgen aufwachte, hörte ich eine Stimme. ,Steh auf! Hab keine Angst!‘, sagte einer. Die Stimme kam von einem Foto Johannes Pauls II. in meinem Zimmer, er breitete die Arme ganz weit aus, auf mich zu. Ich sagte: ,Ja, Herr.‘ Ich stand auf und ging in die Küche.“

Der Rest war grenzenlose Verwunderung. Beim Ehemann, bei den Kindern, bei den Ärzten: Alle Beschwerden waren weg, das Aneurysma spurlos verschwunden, auf keinem Gehirn-Scan mehr sichtbar. Genauso wie die Parkinson-Krankheit bei der französischen Nonne Marie Simon-Pierre Normand, deren Heilung bei der Seligsprechung Johannes Paul II. als erstes Wunder anerkannt worden war.

Vom Kreuz erschlagen

Nur – was macht man mit der Tragik neben all den Wundern? In denselben Minuten, in denen Floribeth Mora Diaz diesen Donnerstag von ihrer Heilung erzählt, melden italienische Agenturen, ein 21-jähriger Jugendleiter sei „vom Kreuz des Papstes erschlagen worden“. Der tonnenschwere, 30 Meter lange Stamm mit dem sechs Meter langen Korpus krachte in sich zusammen, als die Jugendgruppe darunter spielte. Das Kreuz stand auf einer Bergwiese in der Nähe des oberitalienischen Brescia und war zum Besuch von Johannes Paul II. 1998 aufgerichtet worden. Für Marco G., teilte die Polizei lapidar mit, sei jede Hilfe zu spät gekommen. Ein Wunder kam schon gleich gar nicht. (pk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2014)

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