Papst Franziskus hat am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. und Johannes XXIII. heiliggesprochen. Soldaten, Scharfschützen, Bombenexperten, Hundestaffeln und Motorradeinheiten patrouillieren.
Gut eine Million Pilger, Gläubige und Touristen verfolgten am Sonntag die nahezu dreistündige Heiligsprechung der zwei Päpste, die Weltgeschichte geschrieben haben. (c) APA/EPA/MASSIMO SESTINI/POLIZIA (MASSIMO SESTINI/POLIZIA DI STATO) Papst Franziskus hat am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005 und Johannes XXIII. (1958-63) heiliggesprochen. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Als katholisches Kirchenereignis der Superlative feierte die Ewige Stadt den "Sonntag der vier Päpste": Noch nie zuvor in der langen Kirchengeschichte hatte ein Pontifex in Anwesenheit eines emeritierten Vorgängers, Benedikt XVI., zwei weitere Vorgänger heiliggesprochen. (c) REUTERS (STEFANO RELLANDINI) Die Menschenmenge jubelte, als Papst Franziskus die feierlichen Proklamationsformel zu Beginn des Heiligsprechungsgottesdienstes verlas. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) An der Heiligsprechungsmesse nahm auch der emeritiert Papst Benedikt XVI. teil. Mit einem langen Applaus wurde Benedikt von den Menschen auf dem Petersplatz begrüßt. Der geschwächt wirkende Benedikt wurde von Papst Franziskus kurz vor Beginn der Heiligsprechungszeremonie umarmt. J (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Joseph Ratzinger saß neben den 150 Kardinälen, die mit Papst Franziskus die Heiligsprechungsmesse konzelebrierten. Der emeritierte Papst lächelte und begrüßte einige Kardinäle, darunter eine der polnischen Ordensschwestern, die lang Johannes Paul II. im Apostolischen Palast gedient hatten. Benedikt XVI. konzelebrierte die Heiligsprechungsmesse. (c) imago/Ulmer (imago stock&people) Papst Franziskus berührt eine Marienstatue vor der Zeremonie. In seiner Predigt würdigte Franziskus die beiden neuen heiligen Päpste als mutige Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts und Erneuerer der Kirche. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Johannes Paul II. und Johannes XXIII. hätten den Herausforderungen ihrer Zeit ins Auge gesehen und dabei die Kraft des christlichen Glaubens bezeugt. "Sie waren Priester, Bischöfe und Päpste des 20. Jahrhunderts. Dessen Tragödien haben sie erfahren, sind davon aber nicht überwältigt worden. Stärker war in ihnen Gott; stärker war der Glaube an Jesus Christus", sagte Franziskus. Seine Vorgänger bezeichnete der argentinische Pontifex als "zwei mutige Männer, erfüllt vom Freimut des Heiligen Geistes". "Sie haben mit dem Heiligen Geist zusammengearbeitet, um die Kirche entsprechend ihrer ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen und zu aktualisieren", sagte der Heilige Vater. (c) APA/EPA/MICHAEL KAPPELER (MICHAEL KAPPELER) Staats- und Regierungschefs und politischen Delegationen aus insgesamt 93 Ländern waren angereist. Auch Vizekanzler Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) wurde von Franziskus mit langem Händeschütteln begrüßt und wechselte einige Worte mit dem Heiligen Vater. (c) APA/PHOTONEWS.AT/GEORGES SCHNEID (PHOTONEWS.AT/GEORGES SCHNEIDER) Der italienische Präsident Giorgio Napolitano und seine Frau Clio werden von Erzbischof Georg Ganswein zu ihrem Platz geleitet. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Spaniens König Juan Carlos und Königin Sofia (r.) und das belgische Königspaar Albert II und Paola (l.) erwarten die Zeremonie. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Robert Mugabe, der umstrittene Präsident von Simbabwe, und seine Frau nehmen ebenfalls teil. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Zu den Konzelebranten der Heiligsprechungsmesse gehörten Roms Kardinalvikar Agostino Vallini, der polnische Kardinal und langjährige Papstsekretär Stanislaw Dziwisz, sowie Bischof Francesco Beschi von Bergamo, aus der Heimat von Johannes XXIII. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Der polnische President Bronislaw Komorowski und seine Frau Anna Komorowska. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Die Doppel-Heiligsprechung ist ein riesiges Medienereignis. Zwei Milliarden Katholiken auf der ganzen Welt verfolgten laut italienischen Medienberichten im Fernsehen oder Internet die feierliche Zeremonie auf dem Petersplatz. 2200 Medienleute waren beim Vatikan akkreditiert, um über die Zeremonie zu berichten. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Mit tosendem Applaus begrüßten die mehreren Hunderttausend Teilnehmer auf dem Petersplatz die Heiligsprechung der beiden Päpste. Viele Gläubigen brachen in Tränen aus. (c) REUTERS (� Remo Casilli / Reuters) Der "Selfie"-Trend ist auch im Vatikan angekommen. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Bischöfe halten das Ereignis mit Digitalkameras genauestens fest. (c) REUTERS (� Stefano Rellandini / Reuters) Viele Fans kommen mit Bannern oder Papst-Puppen. Auch an den 18 Großbildschirmen, die auf mehreren Plätzen in Rom aufgestellt wurden, verfolgten Zehntausende die Messe. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Nonnen warten auf den Beginn der Zeremonie. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Ein polnischer Pilger in traditioneller Tracht. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) Schon in der Nacht auf Sonntag übernachteten zahlreiche Pilger auf den Plätzen Roms. (c) REUTERS (� Remo Casilli / Reuters) Manche Pilger suchen in Kirchen Schutz vor dem Regenwetter. (c) REUTERS (� STRINGER Italy / Reuters) Auch der Petersplatz selbst verwandelte sich bereits am Samstag in ein Matratzenlager. Viele Römer suchten am Sonntag das Weite und überließen ihre Stadt den Pilgern und Touristen. (c) REUTERS (� Max Rossi / Reuters) ''Sonntag der vier Päpste'' in Rom Papst Franziskus hat am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-63) heiliggesprochen. Die Zeremonie auf dem Petersplatz fand vor circa einer Million in Rom anwesender Pilger statt. Die Menschenmenge jubelte, als Papst Franziskus die feierlichen Proklamationsformel zu Beginn des Heiligsprechungsgottesdienstes verlas.
Zehntausende Menschen hatten die Nacht auf Sonntag trotz Gewitter unweit des Vatikan verbracht, um an der Heiligsprechung teilzunehmen. Um 5.30 Uhr wurden die Pforten geöffnet. Auf dem Petersplatz schwenkten Pilger die polnische und die weißgelbe Fahne des Heiligen Stuhls. Gruppen von Jugendlichen skandierten die Namen der Päpste und sangen mit Gitarrenbegleitung religiöse Lieder.
Zusammen mit Johannes Paul II. wird am Sonntag (27. April) auch einer seiner Vorgänger, Johannes XXIII. (1958-1963), heiliggesprochen - der "gute Papst", der das Konzil einberief und an den aktuellen Papst Franziskus mit seiner Menschenliebe so sehr erinnert.Bild: Johannes XXIII. am 29. Oktober 1958 (c) imago stock&people 1958 hatte das erste Konklave nach dem Zweiten Weltkrieg den damaligen Patriarchen von Venedig Angelo Giuseppe Roncalli im Alter von 77 Jahren zum Papst gewählt. Der von den Medien als "Mann des Übergangs" Titulierte hinterließ trotz seiner kurzen Amtszeit von nur knapp fünf Jahren bis heute sichtbare Spuren in der Kirchengeschichte.Im Bild: Die Amtseinführung am 4. November 1958 im Petersdom (c) imago stock&people Er berief das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ein, das die katholische Kirche nach einem jahrzehntelangen scharfen Abgrenzungskurs von der Moderne fast über Nacht ins 20. Jahrhundert katapultierte. (c) imago stock&people (imago stock&people) Er eröffnete eine Ära des Dialogs mit den anderen Konfessionen und den Nichtglaubenden und machte das Papsttum zu einer moralischen Autorität, die von beiden Lagern des Kalten Krieges respektiert und umworben wurde.Im Bild: Queen Elizabeth und Prinz Philip besuchen den Papst am 5. Mai 1961. (c) imago stock&people (imago stock&people) Und er prägte ein neues, menschlicheres Papstbild, das weit über die Grenzen der Kirche hinaus wirkte: Nach dem asketisch strengen Römer Pius XII. (1939-1958) war der norditalienische Bauernsohn mit dem stattlichen Leibesumfang und dem gütigen Lächeln ein Papst ganz anderer Art: Er strahlte Güte, Wärme und Menschenfreundlichkeit aus, was ihm schon bald den Beinamen "papa buono" eintrug.Im Bild: Johannes XXIII. besucht 1958 das Gefängnis Regina Coeli in Rom. (c) imago stock&people (imago stock&people) Die Ehre, Bestandteil eines Ortsnamens zu werden, ist nur wenigen Päpsten zuteilgeworden. Der Heimatort von Johannes XXIII., Sotto il Monte, heißt heute offiziell "Sotto il Monte Giovanni XXIII." Auf Deutsch mag der Name "Unterhalb des Berges Johannes XXIII." etwas sperrig wirken. Doch die Einwohner des 4500-Seelen-Städtchens stört das nicht. (c) imago/Italy Photo Press (imago stock&people) Geboren wurde Roncalli hier am 25. November 1881. Er wuchs als eines von zwölf Kindern in einer Bauernfamilie auf. Im ersten Weltkrieg war er Sanitäter und Feldprediger, später wurde er Bischof und Patriarch von Venedig.Im Bild: Das Geburtshaus Für die Einwohner von "Sotto il Monte Giovanni XXIII." ist der vor 50 Jahren gestorbene Angelo Giuseppe Roncalli noch immer schlichtweg "Il papa" - der Papst. In seinem Heimatort wird seine Erinnerung gepflegt, mit Gedenksteinen, Statuen und Straßennamen. (c) imago/Italy Photo Press (imago stock&people) Als Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 nach schwerer Krankheit starb, hatte das von ihm angestoßene Konzil noch kein einziges Dokument beschlossen. Sein Nachfolger Paul VI. brachte es zweieinhalb Jahre später zu Ende. Bild: Nach dem Tod Johannes XXIII. wird der Körper über den Petersplatz getragen. (c) imago stock&people (imago stock&people) Am 3. September 2000 wurde Johannes XXIII. seliggesprochen. Die katholische Kirchenlehre sieht vor, dass die Heiligsprechung nur für solche Persönlichkeiten infrage kommt, die bereits seliggesprochen sind. Nach der Heiligsprechung wird es möglich, Kirchen nach dem früheren Papst zu benennen. Für die Heiligsprechung am Sonntag (27. April) gab der aktuelle Papst Franziskus auch ohne einen erneuten Wundernachweis Grünes Licht.Bild: Papst Johannes XXIII als Man of the Year auf dem Titel des Time-Magazine vom 4. Jänner 1963. (c) imago/Italy Photo Press (imago stock&people) Vom ''Mann des Übergangs'' zum ''guten Papst'' Tausende Menschen, die wegen des großen Andrangs den Petersplatz selbst nicht erreichen konnten, versammelten sich vor den 18 großen Bildschirmen, die in der Innenstadt für die Heiligsprechung aufgestellt wurden. Noch am frühen Sonntagmorgen trafen Dutzende weitere Pilgerbusse ein, viele aus Polen, der Heimat von Johannes Paul II., sowie aus dem lombardischen Bergamo, Heimatstadt von Johannes XXIII.
Spindelegger in Rom Nur zwölf Päpste haben in der gesamten 2000-jährigen Kirchengeschichte länger als 20 Jahre regiert. Mit über 26 Jahren saß kein anderer Pontifex im 20. Jahrhundert so lange auf dem Stuhl Petri wie er. Kein Papst vor ihm hat so viele Menschen durch Reisen und durch die Medien erreicht. (c) EPA (Claudio Onorati) Am 16. Oktober 1978 wird ein gewisser Karol Wojtyla zum Papst gewählt. Als der Kardinal-Protodiakon den Namen des Nachfolgers des Kurzzeitpapstes Johannes Paul I. verkündet, wissen nur Insider, wer da in Kürze auf den Balkon am Petersplatz in Rom treten würde. Der Kardinal von Krakau war international bis zu diesem Zeitpunkt kaum in Erscheinung getreten. Doch von seinem ersten öffentlichen Auftritt an begeisterte er die Massen. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Karol Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 im südpolnischen Wadowice bei Krakau als Sohn eines ehemaligen k.u.k.-Offiziers geboren und verlor schon im Alter von neun Jahren die Mutter. 1938 begann er zunächst ein Philosophiestudium, nahm zugleich auch Schauspielunterricht und war Mitbegründer des Rhapsodie-Theaters in Krakau. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Unter der NS-Okkupation Polens war der spätere Papst in einem Steinbruch und später als Arbeiter in einer chemischen Fabrik tätig. Im Untergrund studierte er Theologie, nach der Priesterweihe am 1. November 1946 ging er zum Studium nach Rom und kehrte 1948 als Kaplan und Studentenpfarrer nach Polen zurück. 1958 wurde Wojtyla in Krakau zum Weihbischof ernannt und geweiht, 1964 übernahm er die Leitung der Erzdiözese Krakau. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Am 26. Juni 1967 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Kardinal. 1978 wird er schließlich als erster Nicht-Italiener seit 455 Jahren an die Spitze der katholischen Weltkirche gewählt. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Als neu gewählter Papst gab Johannes Paul zudem einen neuen und unorthodoxen Stil vor: Er trat sein Amt nicht mit Krönung und feierlicher Thronbesteigung an, sondern im Rahmen eines schlichten Gottesdienstes. Er führte einen modernen Umgangsstil in den Apostolischen Palast ein und brach mit manchen traditionellen Zeremonien. Das höfische "Wir" verschwand ebenso wie der päpstliche Tragsessel. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Drei Jahre nach seinem Amtsantritt wurde Papst Johannes Paul II. bei einem Attentat schwer verletzt. Der Papst zeigt esich am Petersplatz den Gläubigen in seinem offenen Jeep, als der Türke Mehmet Ali Agca aus der Menschenmenge heraus mit drei Kugeln den Papst traf. Eine davon verletzte Johannes Paul II. derart stark im Darmbereich, dass er literweise Blut verlor und bereits die Sterbesakramente bekam. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter) Auch Jahrzehnte danach herrscht keine letzte Klarheit, wuchern Spekulationen und Verschwörungstheorien weiter: Wer hatte den Täter angestiftet und bezahlt, um Johannes Paul II. mit einer halbautomatischen Browning-Pistole niederzustrecken? Der Papst vergibt dem Täter noch vom Krankenbett in der römischen Gemelli-Klinik aus und besucht ihn zwei Jahre später im Gefängnis. Die Gottesmutter war sein Schutzengel, sagt er. (c) REUTERS (Vatican Vatican / Reuters) Nach seinem Amtsantritt erwarb sich Joannes Paul II. den Ruf als "eiliger Vater". Bei 105 Auslandsbesuchen in 130 Ländern und mehr als 150 Besuchen innerhalb Italiens legte er weit mehr als eine Million Kilometer zurück und umrundete damit mehr als 30 Mal die Erde. Kein Papst vor ihm hat so viele Menschen durch Reisen und durch die Medien erreicht. (c) EPA (Stf) Bald nach seinem Amtsantritt zeichnete sich ab, dass der Papst aus dem Osten die geistige wie politische Auseinandersetzung mit dem Kommunismus im Blick hatte. Im Bild: Papst Johannes Paul II. trifft am 6. Juni 1987 auf US-Präsident Ronald Reagan. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Drei Mal reiste er in das kommunistische Polen und gab dort Kirche und Opposition moralische Rückenstärkung. Gezielte Signale für den Osten Europas setzte er auch mit Selig- und Heiligsprechungen. Im Bild: Gläubige warten in Danzig auf den Heiligen Vater im Jahr 1999, seinem siebenten von acht Besuchen in Polen. (c) EPA (Janek Skarzynski) Selbst der frühere Kreml-Chef Michail Gorbatschow bescheinigte dem Papst aus Polen, dass er wesentlich zum Ende des Kommunismus und zu den Ereignissen der Wendejahre 1989/90 beigetragen habe. Der Papst und Gorbatschow bei einem Treffen am 18. November 1990. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter) Der anfängliche Applaus schlug allerdings im Laufe der Jahre vielfach in Distanz und Kritik um. Im Bild: Prinz Charles mit seiner damaligen Frau Diana bei einer Privataudienz im Vatikan am 25. April 1985. (c) Reuters (Reuters Photographer / Reuter) Ursache waren auch kontroversiell aufgenommene Bischofsernennungen - wie etwa jene von Hans Hermann Groer, Kurt Krenn oder Georg Eder in Österreich - und das Festhalten des Papstes an der traditionellen Lehre in Fragen der Moral und der Kirchenordnung (Zölibat, Empfängnisverhütung, Frauenordination). Im Bild: Der zweite Papstbesuch von Johannes Paul II. in Österreich im Juni 1988. Er wird von Bundespräsident Kurt Waldheim (Mitte) begrüßt. Im Hintergrund rechts ist Kardinal Groer zu sehen. (c) APA/JÄGER Robert (J?�GER Robert) Auch ein drittes Mal besucht der Papst Österreich. 1998 feiert er die Heilige Messe mit Tausenden Gläubigen auf dem Heldenplatz in Wien. (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT) Im interreligiösen Dialog setzte Johannes Paul II. wesentliche Meilensteine. Als erster Papst der Neuzeit besuchte Johannes Paul eine Synagoge (in Rom im April 1986) und als erster Pontifex überhaupt eine Moschee (die Omayyaden-Moschee in Damaskus im Mai 2001). Im Bild: Der Papst an der Klagemauer in Jerusalem während seiner Pilgerreise nach Israel, Jordanien und in die Palästinenser-Gebiete im März 2000. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter) In den international auftretenden Skandal rund um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche agierte Johannes Paul II. zögerlich. Im April 2002 zitierte er das gesamte us-amerikanische Kardinalskollegium in den Vatikan zu einer Krisensitzung (im Bild). Die Taten seien "eine entsetzliche Sünde in den Augen Gottes". Die Priester hätten "großen Schaden" angerichtet und den Jugendlichen Leid zugefügt. Gleichzeitig verteidigte der Papst die Katholische Kirche und nahm die Mehrheit der Priester in den USA in Schutz. (c) EPA (Filippo Monteforte) Die zunehmende Gebrechlichkeit des Papstes löste während der letzten Jahre Spekulationen über einen denkbaren Rücktritt aus. Offiziell wurde nie bestätigt, dass der Papst an Parkinson litt. Zudem wurde auch immer mehr darüber geredet, dass päpstlichen Helfern und Vertrauten immer mehr Macht zufiel. "Auch ein schwacher Papst kann führen", meinte Johannes Paul II. einmal - und erreichte, zäh und unbeugsam auch gegenüber seinem eigenen physischen Verfall, letztlich sein Ziel, die römische Kirche in ein neues Jahrtausend zu führen. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter) Johannes Paul II. verstarb am 2. April 2005 und brach auch nach seinem Tod noch einige Rekorde. (c) REUTERS (Kai Pfaffenbach / Reuters) Nachdem viele Anwesende bereits bei seiner Totenmesse im April 2005 seine sofortige Heiligsprechung ("Santo subito!") gefordert hatten, hob sein Nachfolger Benedikt XVI. für ihn die übliche Frist von fünf Jahren für die Einleitung des Seligsprechungsverfahrens auf.Im Bild der damalige Zelebrant der Totenmesse und spätere Papst Josef Ratzinger. (c) EPA (Maurizio Brambatti) Die schnelle Heiligsprechung sorgt aber auch für Kritik. Die Kirche habe nicht umsonst ein ausgefeiltes, gestuftes Verfahren, das beim zweiten Kanonisierten, Johannes XXIII., entsprechend lange gedauert habe, meint etwa der deutsche Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Mit Ausnahmen sollte man da zurückhaltend sein. Im Bild: Schwester Marie Simon-Pierre ist eines der Wunder, das Johannes Paul II. zugerechnet wird. Simon-Pierre soll von Parkinson geheilt worden sein. (c) REUTERS (Jean-Paul Pelissier / Reuters) In Polen wurde Johannes Paul schon zu Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt. Die Heiligsprechung ist für das Land ein großer Moment. In Tschenstochau zeugt mittlerweile die 14 Meter große Statue des Papstes von der Bedeutung des polnischen Kirchenmannes für sein Heimatland. (c) Reuters (Agencja Gazeta / Reuters) Papst Johannes Paul II. im Portrait Die Zeremonie begann um 09.00 Uhr mit einem einstündigen Akt in Vorbereitung auf die Erhebungsmesse auf dem Petersplatz. Nach Gebetswachen in allen größeren Kirchen der römischen Innenstadt folgte um 10.00 Uhr die sogenannte Erhebungsmesse mit Papst Franziskus. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. zelebrierte die Messe zur Heiligsprechung seiner Vorgänger mit. Vor allem aus Polen, dem Heimatland von Papst Johannes Paul II. (1978-2005), sind Zehntausende zur Heiligsprechung Karol Wojtylas angekommen.
Unmittelbar nach dem Bußakt innerhalb der Messe begann der eigentliche Ritus der Heiligsprechung. 150 Kardinäle und 1500 Bischöfe aus aller Welt, darunter der langjährige Privatsekretär von Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz, feiern auf dem Petersplatz gemeinsam mit den Gläubigen.
Franziskus grüßt Spindelegger Nach der Heiligsprechungsmesse grüßte Franziskus die Staats- und Regierungschefs und politischen Delegationen aus insgesamt 93 Ländern. Auch Vizekanzler Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) wurde von Franziskus mit langem Händeschütteln begrüßt und wechselte einige Worte mit dem Heiligen Vater.
24 Staatsoberhäupter und Monarchen, sowie zehn Regierungschefs und zahlreiche Minister wurden vom Papst begrüßt. Anwesend waren u.a. der polnische Präsident Bronislaw Komorowski sowie Friedensnobelpreisträger und Ex-Präsident Lech Walesa. Johannes Paul II. stammte aus Polen.
Zu den ersten prominenten Gästen, die der Papst grüßte, zählten der spanische König Juan Carlos und Königin Sofia sowie der spanische Premier Mariano Rajoy, der belgische König Albert II. und Königin Paola. Anwesend war auch der umstrittene Präsident von Simbabwe, Robert Mugabe. Der 90-jährige Katholik ist mit einem EU-Einreiseverbot belegt, darf aber den Vatikan besuchen.
10.000 Soldaten, Luftraum gesperrt Rund um den Vatikan wurden höchste Sicherheitsvorkehrungen ergriffen. Über 10.000 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz. Scharfschützen, Bombenexperten, Hundestaffeln und Motorradeinheiten patrouillieren durch die ganze Stadt.
Der Luftraum über der Hauptstadt wurde am Sonntag gesperrt. Allein im Zentrum von Rom wurden Hunderte Sicherheitsbeamte für den Schutz der Öffentlichkeit abgestellt, weitere kümmern sich um die Sicherheit der Religionsführer, Staats- und Regierungschefs aus 93 Ländern, die an der Heiligsprechung teilnehmen.
Zwei Milliarden Zuseher Die Doppel-Heiligsprechung ist ein riesiges Medienereignis. 2000 Journalisten berichten über die Zeremonie, über zwei Milliarden Menschen werden schätzungsweise live im Fernsehen die Heiligsprechungen mitverfolgen.
Rom feierte am Samstagabend die "lange Nacht des Gebets" vor der Doppel-Heiligsprechung. Pilger aus der ganzen Welt strömten trotz den Gewittern zu den größten Kirchen der Innenstadt, in denen Gebetswachen zu Ehren der verstorbenen Päpste organisiert wurden. Die großen Kirchen blieben die ganze Nacht lang für Gebete für die neuen Heiligen geöffnet, Messen wurden in verschiedenen Sprachen gefeiert. Gläubige konnten mit Jugendlichen aus der Diözese Rom bis zum Morgengrauen beten, singen und das Bußsakrament empfangen.
(APA)
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