Korea: Papst ruft zu Frieden auf, Kim testet Raketen

SOUTH KOREA POPE FRANCIS VISIT
SOUTH KOREA POPE FRANCIS VISITAPA/EPA/KIM HONG-JI / POOOL
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Der Pontifex forderte bei seinem ersten Besuch in Seoul ein Ende der "Machtdemonstrationen" auf der koreanischen Halbinsel. Doch Nordkorea testete erneut Raketen.

Bei seinem ersten Besuch in Südkorea hat Papst Franziskus ein Ende von "Machtdemonstrationen" auf der geteilten Halbinsel gefordert. Frieden könne nur durch Dialog, nicht durch "gegenseitige Vorwürfe, fruchtlose Kritik und Machtdemonstrationen" erreicht werden, sagte der Papst am Donnerstag in einer Rede in Seoul. Überschattet wurde der Auftakt des Papst-Besuchs von nordkoreanischen Raketentests.

Papst Franziskus begann seine erste Pastoralreise nach Asien mit einem Friedensaufruf. "Koreas Streben nach Frieden ist uns ein Herzensanliegen, denn es wirkt sich auf die Stabilität der gesamten Region und in der Tat auf unsere ganze kriegsmüde Welt aus", sagte der 77-jährige Argentinier. Er wolle zu Bemühungen um Versöhnung auf der geteilten Halbinsel ermutigen, "denn sie sind der einzig sichere Weg zu dauerhaftem Frieden", sagte Franziskus nach einem Treffen mit Präsidentin Park Geun Hye in einer Rede im Präsidentenpalast in Seoul. Damit solle auch ein Beispiel für die Jugend gegeben werden.

Park bekräftigte ihrerseits, dass Nordkorea auf die Entwicklung von Atomwaffen verzichten müsse. Am Montag hatte Südkorea dem verfeindeten Nachbarn neue Gespräche über eine Verbesserung der Beziehungen vorgeschlagen.

Raketentests häufen sich

Wenige Minuten, bevor der Papst in Südkorea aus dem Flugzeug stieg, feuerte Nordkorea drei Raketen ins Meer. Später folgten zwei weitere Geschoße, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Es verschärfte daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze.

Das kommunistische Regime Nordkoreas unter Kim Jong-un hatte Südkorea und die USA zuletzt mehrfach vor einem jährlichen gemeinsamen Militärmanöver gewarnt, das kurz nach dem Besuch des Papstes in der nächsten Woche beginnen soll. Nordkorea sieht in diesen Übungen Angriffsvorbereitungen, was beide Länder aber bestreiten. Seit Jahresbeginn hat Nordkorea ungewöhnlich viele Raketen unterschiedlicher Typen getestet.

Nach seiner im TV übertragenen Ankunft auf einem Militärflughafen in Seoul wurde Franziskus auf einem roten Teppich von Park empfangen. Am Flughafen begrüßte er auch Mitglieder von vier Familien, die bei dem Untergang der Fähre "Sewol" im April vor der Südwestküste Südkoreas engste Angehörige verloren hatten. Bei der Katastrophe kamen rund 300 Menschen ums Leben. Die betroffenen Familien hatten an den Papst appelliert, ihre Forderungen, eine gründlichen Untersuchung der Unglücksursache eingeschlossen, zu unterstützen.

Franziskus wurde auch von nordkoreanischen Flüchtlingen, Behinderten sowie Opfern von Verbrechen begrüßt. Danach wurde er in einem schwarzen Kompaktauto der koreanischen Marke Kia zunächst zur Botschaft des Vatikans gefahren.

Der Besuch in Südkorea spiegelt auch die Absicht des Papstes, Asien zum Schwerpunkt seines Pontifikats zu machen. In Asien wird der Anteil der Katholiken auf nur etwas über drei Prozent geschätzt - in Südkorea sind es nach Angaben der Kirche immerhin über zehn Prozent der Bevölkerung von etwa 52 Millionen Menschen.

Bei einem Gottesdienst in der Hauptstadt Seoul will Franziskus am Samstag 124 koreanische Gläubige seligsprechen, die im 18. und 19. Jahrhundert den "Märtyrertod" gestorben waren. Offizieller Anlass der Reise ist der sechste Asiatische Jugendtag in Taejon. Im WM-Stadion der Stadt will der Papst am Freitag eine Mariä-Himmelfahrtmesse abhalten.

Auf dem Flug nach Südkorea sagte der Papst laut Vatikan in einer Grußbotschaft an Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping: "Ich rufe den göttlichen Segen für Frieden und das Wohl für die Nation." Es war das erste Mal, dass China das Flugzeug des Papstes durch seinen Luftraum fliegen ließ.

(APA/dpa)

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