Vatikan: Kein "Alles oder Nichts" bei Geschiedenen

Papst Franziskus bei der Bischofssynode
Papst Franziskus bei der Bischofssynode REUTERS
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Beginn der letzten Woche der Familiensynode: In einem Zwischenbericht wird Respekt für Partnerschaften zwischen Homosexuellen verlangt.

Ein "Alles oder Nichts" (also Kommunion für alle oder Kommunionverbot für alle; Anm.) könne es im Umgang mit zivilrechtlich wiederverheirateten Geschiedenen nicht geben. Das ist eine der Hauptaussagen des offiziellen  Zwischenberichts, den der ungarische Kardinal Peter Erdö am Montag, zu Beginn der zweiten und letzen Woche der Sondersyndoe der Bischöfe im Vatikan zum Thema Familie vorgelegt hat.

Appell des Papstes

Eine genaue Abwägung der Einzelsituation sei "unumgänglich". Erdö im Bericht: "Es muss vor allem das Leid derer berücksichtigt werden, die zu Unrecht Trennung und Scheidung erlitten haben." Zugleich betont der Text die Glaubensüberzeugung von der Unauflöslichkeit der Ehe, die offen sein müsse für neues Leben.

Geichzeitg hat Papst Franziskus vor der Gefahr eines zu starken Klammerns an die Lehre gewarnt, sodass sich solche Katholiken nicht für "Überraschungen" öffnen können, die ihnen Gott bereitet hätte. So äußerte sich der Papst am Montag in seiner Predigt während der Morgenmesse. Wer ein Jünger Jesu sein wolle, solle sich nicht an die immergleichen Vorstellungen klammern, sondern mit dem Herrn gehen und dabei ständig Neues entdecken. 

In manchen Fällen würde der Verzicht auf eine weitere Ehe neue Ungerechtigkeit und Leid hervorrufen, fasst Erdö die Meinung zahlreicher Synodenväter zusammen. Diese halten demnach eine Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen in Einzelfällen und nach einem "Weg der Buße" unter der Verantwortung des Bischofs für denkbar.

Der Bericht geht auf den Gedanken der Gradualität ein, wonach auch in Partnerschaftsformen, die der katholischen Lehre zuwiderlaufen, familiäre Werte und die Suche nach Wahrheit gelebt werden können. Vollkommene Partnerschaft im Glauben sei jedoch nur im Ehesakrament enthalten. 

Die Synode betont außerdem, dass Partnerschaften zwischen Homosexuellen niemals der Ehe von Mann und Frau gleichgestellt werden können. Aber: Man müsse ihnen mit Respekt und Zuwendung begegnen.

Die Familie bezeichnet das Papier als "Schule der Humanität". Allerdings sei diese vielen Gefahren ausgeliefert, vor allem übersteigertem Individualismus und Hedonismus, Armut, Krieg, Gewalt und Trennung von Familien durch Migration. Ihnen gegenüber habe die Kirche die Aufgabe, die Botschaft Jesu verständlich und barmherzig zu verkünden.

Schönborn leitet Französisch-Gruppe

Der Zwischenbericht ist Grundlage der Synodendiskussion dieser Woche. Dazu debattieren die rund 190 Kardinäle und Bischöfe sowie nicht stimmberechtigte Laien in zehn Gruppen. Jeweils zwei bis drei dieser Gruppen haben eine der vier wichtigsten Sprachen der katholischen Welt, Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch, als gemeinsame Sprache. Kardinal Christoph Schönborn leitet die französische Sprachgruppe.

Am Samstag soll das Schlussdokument veröffentlicht werden. Und nächstes Jahr im Herbst folgt der nächste Teil, die ordentliche Bischofssynode mit noch mehr Teilnehmern aus aller Welt.

(kap/red.)

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