Papst Franziskus: "Stolz schürt Gewalt und Kriege"

Pope Francis waves at the end of the Easter mass in St. Peter's square at the Vatican
Pope Francis waves at the end of the Easter mass in St. Peter's square at the VaticanREUTERS
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Der Papst hat auf dem Petersplatz vor 150.000 Gläubigen den Ostersegen "Urbi et Orbi" erteilt. Er bat um mehr Anstrengungen, Konflikte zu beenden und leidenden Menschen beizustehen.

Papst Franziskus hat am Ostersonntag von der Mittelloggia des Petersdoms aus den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis") erteilt. Rund 150.000 Gläubige verfolgten bei Regenwetter die Zeremonie auf dem Petersplatz. Vor dem Segen hatte Franziskus die Ostermesse zelebriert. Die Zeremonie wurde in zahlreiche Länder übertragen. Beim traditionellen Segen "Urbi et Orbi" benannte das Kirchenoberhaupt die vielen Krisenherde rund um den Globus und bat um mehr Anstrengungen, Konflikte zu beenden und leidenden Menschen beizustehen. Frieden erbat Franziskus zunächst vor allem für Syrien und für den Irak. Er äußerte die Hoffnung, dass das "Getöse der Waffen" ein Ende nehme und das gute Zusammenleben der verschiedenen Gruppen, aus denen sich die Bevölkerung dieser geschätzten Länder zusammensetzt, wiederhergestellt werde.

"Vom auferstandenen Herrn erflehen wir die Gnade, nicht dem Stolz nachzugeben, der die Gewalt und die Kriege schürt, sondern den demütigen Mut zur Vergebung und zum Frieden zu haben", formulierte der Papst ausgehend von der österlichen Heilsbotschaft des leeren Grabes.

Flüchtlinge aus Syrien und Irak aufnehmen

Die Staatengemeinschaft rief der Papst dazu auf, "angesichts der ungeheuren humanitären Tragödie" in Syrien und im Irak mehr Flüchtlinge aus diesen Ländern aufzunehmen. Für das Heilige Land wünschte Franziskus, dass der Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern wieder aufgenommen wird. In Libyen solle "das derzeitige sinnlose Blutvergießen" aufhören, im Jemen möge sich "ein allgemeiner Wille zur Befriedung und für das Wohl der gesamten Bevölkerung durchsetzen". Mit Hoffnung blickt der Papst auf das jüngst in Lausanne erzielte Atomwaffen-Abkommen mit dem Iran. Es solle "ein endgültiger Schritt in Richtung auf eine sicherere und brüderlichere Welt" sein.

Von den afrikanischen Krisenherden nannte Franziskus Nigeria, den Südsudan und den Kongo. Neuerlich gedachte der Papst der Opfer des blutigen Extremisten-Attentats an der Universität von Garissa in Kenia. Er erinnerte weiter an Entführungsopfer und Flüchtlinge. Auch die Ukraine möge durch Einsatz "aller Beteiligten wieder zu Frieden und Hoffnung finden", drückte der Papst seine Hoffnung aus.

Frieden und Freiheit erbat Franziskus auch für die Opfer von Christenverfolgung und Sklaverei. Er prangerte den Handel mit Waffen und mit Drogen an - eine Form des illegalen Handels, die "oft mit den Mächten verbündet sind, die den Frieden und die Harmonie in der Menschheitsfamilie schützen müssten".

In der Nacht hatte Franziskus im Dom die Osterwache gefeiert. In der Vorhalle der Kirche wurde das Osterlicht entzündet und in den Petersdom gebracht. Franziskus taufte zehn Personen. In seiner Predigt forderte der 78-Jährige die Menschen auf, ihren Glauben wiederzuentdecken und sich an seinen Ursprung zu erinnern.

Jerusalem: "Unsere Zukunft ist unsicher"

Tausende von Christen aus aller Welt haben am Sonntag auch im Heiligen Land Ostern gefeiert. In der Grabeskirche in Jerusalem zelebrierte der lateinische Patriarch Fouad Twal am Morgen die Messe zur Auferstehung von Jesus Christus.

In seiner Osterbotschaft erinnerte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land daran, dass im Nahen Osten täglich "tragische Ereignisse" passierten. "Als Christen müssen wir im Herzen des Nahen Ostens, der von Kriegen und Gewalt erschüttert wird, andere Zeichen der Hoffnung setzen", forderte Twal. "Unsere Zukunft in dieser Region ist unsicher, um nicht zu sagen finster", so Twal laut Kathpress , der an die christlichen Märtyrer und Flüchtlinge in Syrien und im Irak erinnerte.

Nach christlichem Glauben steht die Grabeskirche am Ort der Kreuzigung und Wiederauferstehung Jesu Christi.

130.000 Besucher erwartet

Das israelische Tourismusministerium rechnete während der Osterwoche sowie des jüdischen Pessach-Festes (Passah) mit rund 130.000 Besuchern. Die Feiertage der beiden Religionen fallen in diesem Jahr zusammen. Die Juden feiern den biblischen Auszug aus Ägypten.

Die orthodoxen Christen feiern Ostern eine Woche später. Hunderte orthodoxe Christen, darunter auch viele koptische Pilger aus Ägypten, begingen laut Kathpress nach julianischem Kalender zur gleichen Zeit den Palmsonntag. Sie zogen mit Palmzweigen und Jubelrufen in die Grabeskirche ein. Die deutschsprachigen Lutheraner feierten ihren Ostergottesdienst in den frühen Morgenstunden auf dem Gelände der evangelischen Himmelfahrtkirche am Ölberg.

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