Vallejo Balda soll gegenüber Ermittlern eine sexuelle Beziehung zu der ebenfalls angeklagten PR-Agentin Francesca Chaouqui zugegeben haben
Noch bevor der Prozess gegen fünf Personen wegen unerlaubter Veröffentlichung vertraulicher Dokumente über finanzielle Missstände im Vatikan am Montag fortgesetzt wird, gibt es neue Gerüchte in der "Vatileaks 2"-Affäre. Der inhaftierte Prälat Lucio Angel Vallejo Balda soll laut der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Montagsausgabe) eine Affäre zu einer PR-Agentin gestanden haben.
Vallejo Balda soll laut dem Blatt gegenüber den Ermittlern zugegeben haben, eine sexuelle Beziehung zu der ebenfalls angeklagten PR-Agentin Francesca Chaouqui gehabt zu haben. Laut Balda hatte seine Geliebte Kontakte zu italienischen Geheimdiensten. Er selber habe dem Papst Chaouqui als Mitglied der Prüfungskommission der vatikanischen Finanzen COSEA vorgeschlagen, berichtete Repubblica.
Das vatikanische Gericht lehnte unterdessen die Forderung der Rechtsanwälte Baldas, den spanischen Monsignore einem psychiatrischen Gutachten zu unterziehen. Dieser befindet sich seit einem Monat in einer Zelle der vatikanischen Gendarmerie in Untersuchungshaft. Er soll am Montag vom vatikanischen Gericht befragt werden.
Günstlingswirtschaft und Geldwäsche
In der nächsten Prozesswoche sind täglich zwei Anhörungen geplant. Bei den Gerichtsverhandlungen am Montag werden auch die mitangeklagten Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi anwesend sein. Mit einem Urteil ist vor dem am 8. Dezember beginnenden Heiligen Jahr zu rechnen.
Anklage wurde zudem gegen eine fünfte Person, Nicola Maio, erhoben, der wie Chaouqui und Balda früherer Mitarbeiter der Cosea-Kommission ist. Die drei werden beschuldigt, eine "kriminelle Vereinigung" mit dem Ziel der Veröffentlichung von Dokumenten gebildet zu haben, die "wesentliche Interessen des Heiligen Stuhls und des Staates betreffen", heißt es im Vatikan-Dokument, mit dem der Prozess gegen die fünf Angeklagten beschlossen wurde. Den Prozess führt Gerichtspräsident Giuseppe Dalla Torre zusammen mit drei weiteren Richtern.
Nuzzi wirft dem Vatikan in seinem jüngsten Buch "Alles muss ans Licht" vor, ein System von Korruption, Günstlingswirtschaft, Privilegien und Geldwäsche zu unterhalten. Gegen ihn und Fittipaldi leitete die vatikanische Justiz ein Verfahren wegen "möglicher Beihilfe zur Verbreitung vertraulicher Informationen und Dokumente" ein. "Ich hoffe, dass die Rechte der Verteidigung respektiert werden", kommentierte Fittipaldi nach Angaben italienischer Medien. Den Angeklagten drohen bis zu acht Jahren Haft.
(APA)