Der Papst öffnete die Heilige Pforte

VATICAN RELIGION POPE FRANCIS
VATICAN RELIGION POPE FRANCIS(c) APA/EPA/MAURIZIO BRAMBATTI
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Unter strengsten Sicherheitsvorkehrung eröffnete Franziskus das Heilige Jahr.

Rom. Fromme Gesänge und das Knattern der Polizeihubschrauber: Unter so strengen Sicherheitsvorkehrungen wie noch bei keiner kirchlichen Großveranstaltung eröffnete Papst Franziskus am Dienstag in Rom das Heilige Jahr der Barmherzigkeit.

Die 50.000 Gläubigen aus aller Welt, die den Terrorwarnungen trotzten und auf den Petersplatz kamen, mussten sich doppelten Kontrollen unterziehen; die Zahl der Metalldetektoren zwischen den Säulen der Kolonnaden war in den vergangenen Wochen erheblich ausgeweitet worden. Zweitausend Überwachungskameras richteten sich auf Vatikan und Umgebung. Und beim etwa zweistündigen Gottesdienst war noch viel Platz frei.

Von der „Feindschaft, die ständig das Leben der Menschen gefährdet“, sprach Franziskus in seiner Predigt, von der „verzeihenden Liebe Gottes“ und der „Barmherzigkeit des Vaters, der alle aufnimmt und jedem persönlich entgegengeht“. Der Papst sagte: „Möge das Durchschreiten der Heiligen Pforte uns das Gefühl vermitteln, Anteil zu haben an diesem Geheimnis der Liebe. Lassen wir jede Form von Angst hinter uns, denn das passt nicht zu dem, der geliebt wird.“

Geringes politisches Interesse

Um 11.11 Uhr war es soweit: Mit nicht geringem Körpereinsatz drückte Franziskus jene Bronzetür des Petersdoms auf, die normalerweise zugemauert ist und nur in sogenannten Heiligen Jahren geöffnet wird. Allein, schweigend und gebeugt stand der Papst dann für einige Minuten im kalten Luftzug – sowie im unablässigen Klicken und Surren der Fotoapparate. Als zweiter, gestützt auf einen Stock und seinen Sekretär Georg Gänswein, beschritt den Weg der Sündenvergebung und des Ablasses der emeritierte Papst Benedikt XVI. Es folgten hunderte von Kardinälen, Bischöfen und Priestern; dann war die Heilige Pforte offen für alle. Sie bleibt es bis zum 20. November 2016.

Eigentlich hatte Franziskus das von ihm ausgerufene Heilige Jahr schon vor gut zehn Tagen eröffnet – in einer der sogenannten Peripherien der Welt, wie es sein Stil ist. Obwohl ihm alle seine Sicherheitsleute abgeraten hatten, war er in das Bürgerkriegsland Zentralafrikanische Republik gereist, und als er in der dortigen Kathedrale die Heilige Pforte aufstieß, erklärte er die Hauptstadt Bangui zur „geistlichen Hauptstadt der Erde“.

Später lud Franziskus den Imam von Bangui demonstrativ zu sich aufs Papamobil ein. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte, „mit seinem Gottvertrauen“ habe der Papst die Terrorängste überwunden und darin „allen ein großes Beispiel gegeben“.

Gering war aber das politische Interesse an der Eröffnung des Heiligen Jahres. Neben Deutschland waren nur Italien, San Marino, Tschechien und Belgien vertreten. Darüber hinaus kam der Verband der Islamischen Gemeinden Italiens mit einer eigenen Delegation auf den Petersplatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2015)

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