Der Franziskus-Versteher

BISCHOFSWEIHE VON BENNO ELBS IN FELDKIRCH
BISCHOFSWEIHE VON BENNO ELBS IN FELDKIRCHAPA/DIETMAR STIPLOVSEK
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Vorarlbergs Bischof Elbs analysiert die Wende der Familienseelsorge.

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs wehrt sich natürlich, aber er hat sich zu einem Geheimtipp für weitere Aufgaben entwickelt. Manche rechnen damit, dass er auf die andere Seite des Arlbergs wechselt, auf den vakanten Bischofssitz in Innsbruck. Jedenfalls ist Elbs auch in Wien immer wieder gern gesehen, wie sich bei der Präsentation seine neuen Buches am Freitagabend, zeigte. Selbst der emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl war unter den zahlreichen Gästen.

„Wo die Seele atmen lernt“, lautet der Titel des bei Styria erschienenen Werks, in dem der Familienbischof die Wende in der Familienseelsorge analysiert, die Papst Franziskus für die katholische Kirche (verbindlich) eingeleitet hat. Dass tatsächlich von einer Wende gesprochen werden kann, zeigt sich am besten beim viel debattierten Sakramentenverbot für Geschiedene, die zivirechtlich eine neue Ehe eingegangen sind. Nach Abschluss der Familiensynode mit Bischöfen (und einigen Laien) aus aller Welt hat ja Franziskus in einem Schrieben postuliert, was schon bisher geduldete Praxis vieler Diözesen war: „In gewissen Fällen“ könne auch dieser Personengruppe Sakramente gespendet werden. Der Passus findet sich fast im Vorübergehen in einer Fußnote.

Elbs weist darauf hin, dass sich Franziskus in diesem Zusammenhang keiner Kasuistik, keiner Rezepte bediene, sondern zwei Forderungen wiederhole: Der Beichtstuhl dürfe keine Folterkammer sein und ein Sakrament keine Belohnung für die Besten der Besten.

Vorarlbergs Bischof führt aus, dass er durch die Gespräche bei der Synode Wahrheit und Barmherzigkeit nicht länger als Pole betrachtet, die in einem Spannungsverhältnis stehen. Im Gegenteil, er schreibt: „Barmherzigkeit ist Wahrheit und die Wahrheit Gottes ist die Barmherzigkeit. Weil Gott die Liebe ist, fallen in ihm Gerechtigkeit, Wahrheit und Barmherzigkeit zusammen.“ Durch den Paradigmenwechsel sieht er das Zweite Vatikanische Konzil 50 Jahre später weitergeführt: Menschen mit allen Fehlern die Türen zu öffnen. Spannend. (d.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

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