"Pro Oriente": Die unbekannte Säule des Christentums

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Die altsyrische Tradition ist neben der lateinischen und der griechischen die dritte Linie des Christentums. Sie steht im Zentrum des zweiten "Colloqium Syriacum" der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente".

Auf die Spur der im Westen weitgehend unbekannten altsyrischen christlichen Tradition begibt sich das zweite, von der Ökumenischen Stiftung "Pro Oriente" ausgerichtete "Colloquium Syriacum", das am Mittwoch in Wien begonnen. Die Tagung, die unter der wissenschaftlichen Leitung des Salzburger Kirchenhistorikers Dietmar Winkler steht, soll insbesondere den kulturellen und sozialen Beitrag des Christentums in den Ländern des Nahen Ostens und in Südindien beleuchten. Die Themen Religionsfreiheit, religiöser Pluralismus und das Problem der Emigration und Flucht der Christen bilden nach Kathpress-Angaben weitere Schwerpunkte.

Nach den Worten von Prof. Winkler stellt die syrische Tradition neben dem lateinischen und dem griechischen Christentum eine "dritte und bei uns weitgehend unbekannte Säule der Christenheit" dar. Ziel des Kolloquiums sei es daher nicht nur, die Teilnehmer aus allen Ländern des Nahen Ostens miteinander ins Gespräch zu bringen und zu vernetzen, sondern ebenso, die komplexe Struktur des Christentums im Nahen Osten zu verdeutlichen. Christen seien nicht überall als unterdrückte Minderheit zu sehen, so Winkler unter Verweis etwa auf den Libanon. Auch das Verhältnis zum Islam sei differenziert zu betrachten und nicht schlichtweg als angespannt oder kritisch zu bezeichnen.

Vertreter von neun syrischen Kirchen

Geladen sind Referenten aller neun Kirchen syrischer Tradition: Die maronitische, die syro-malabarische, die syro-malankarische, die syrisch-katholische und die chaldäisch-katholische Kirche sind mit Rom "uniert"; die syrisch-orthodoxe, die malankarisch-orthodoxe und die Apostolische Kirche des Ostens sind selbständig. Den "Blick von außen" vermitteln fünf externe Experten: der Direktor des Forschungsinstituts für Christentum und interreligiösen Dialog am Heythrop College der Universität London, Anthony O'Mahony, der Direktor des Instituts für Ökumenische Theologie und Orientalische Kirchengeschichte an der Universität Göttingen, Martin Tamcke, der aus Belgien stammende und in Jerusalem lebende Leiter der dortigen Kommission "Justitia et Pax", P. Frans Bouwen, sowie der niederländische Direktor des Instituts für Ostkirchen an der Universität Nimwegen, Herman Teule.

Das "Syriacum" ist die Folgeveranstaltung des ersten Kolloquiums, das im November 2007 in Salzburg stattfand. Die Veranstaltungen gehen auf das von "Pro Oriente" 2006 gegründete "Forum Syriacum" zurück, eine Plattform zur Erforschung der Geschichte und des geistig-kulturellen Erbes der Kirchen der syrischen Tradition und ihrer Beziehungen zu anderen Kulturen und Religionen. Die Beratungen des Kolloquiums sind nicht-öffentlich. Öffentlich ist eine Podiumsdiskussion am kommenden Donnerstag, 5. November in der Wiener Diplomatischen Akademie. Um 19:00 Uhr werden die Experten Tamcke, O'Mahony und Bouwen über das Thema "Israel, Palästina und Jordanien: Perspektiven nach dem Besuch Papst Benedikts XVI. im Heiligen Land" diskutieren.

(APA)

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