Bischöfe: Kreuz-Verbot wie in totalitärem Regime

Kardinal Schönborn präsentiert die Ergebnisse der Herbstvollversammlung der heimischen Bischöfe
Kardinal Schönborn präsentiert die Ergebnisse der Herbstvollversammlung der heimischen Bischöfe(c) AP (Ronald Zak)
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Das Urteil des Gerichtshofs für Menschenrechte gegen Kreuze in Schulklassen gebe "Anlass zur Sorge", sagen die heimischen Bischöfe. Bei der Herbstvollversammlung sprachen sie sich auch gegen die Homo-Ehe aus.

Österreichs Bischöfe haben nach ihrer Herbstvollversammlung im Salzburger Stift Michaelbeuern die Ergebnisse vorgestellt: Sie lehnen Abtreibungen, die eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle und das Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR), das für Italien das Aufhängen von Schulkreuzen untersagt, ab. Das Kreuz-Urteil erinnere an "religionsfeindliche totalitäre politische Systeme" und gebe "Anlass zu berechtigter Sorge".

"In letzter Konsequenz führt diese einseitige Sicht des Gerichtshofes dazu, dass die individuelle Religionsfreiheit einzelner Personen das Recht auf kollektive, individuelle Religionsübung aushöhlt, was bislang nur in religionsfeindlichen totalitären politischen Systemen vorgekommen ist", heißt es in der Erklärung der Bischöfe, die am Freitag bei einer Pressekonferenz von Kardinal Christoph Schönborn vorgestellt wurde. Er forderte, auch künftig Religion einen entsprechenden Platz im öffentlichen Raum zu sichern.

Homo-Ehe "weder angebracht noch notwendig"

Ablehnung gab es auch für die geplante eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle. Kardinal Christoph Schönborn appellierte an die Nationalratsabgeorndeten, sich bei dieser "gesellschaftspolitisch konsequenzenreichen Entscheidung nicht dem Klubzwang zu unterwerfen". Insgesamt sehen die Bischöfe das Gesetzesvorhaben "weder für angebracht noch für notwendig".

Zumindest ihre schlimmsten Befürchtungen sehen die Bischöfe im Gesetzesentwurf nicht erfüllt, dieser sei "in seiner Substanz wesentlich weniger weitreichend als die in anderen Ländern erlassenen Gesetze". Dennoch sei zu befürchten, "dass der vorliegende Entwurf im Falle seines Inkrafttretens die Voraussetzung für eine Entwicklung liefert, die letzten Endes zu einer völligen Gleichstellung der 'eingetragenen Partnerschaft' mit der Ehe führt." Genau dagegen hat sich die römisch-katholische Kirche immer wieder ausgesprochen.

"Schwindender Wert ungeborenen Lebens"

Außerdem fordern die Bischöfe Maßnahmen zu einer effektiven Senkung der Abtreibungen. Kardinal Christoph Schönborn appellierte an die Entscheidungsträger, Schritte zu einem umfassenden "Lebensschutz" zu setzen, für eine Abschaffung der Fristenlösung sprach er sich allerdings nicht aus. Lob gab es bei der Pressekonferenz am Freitag für den Vorstoß von Familienstaatssekretärin Christine Marek (ÖVP) zu einer bundesweiten Abtreibungs-Studie.

Die Kirche in Österreich werde nie aufhören zu fordern, dass das menschliche Leben von seinem Beginn an den vollen Schutz der österreichischen Rechtsordnung genießen müsse, so Schönborn. Anstelle der Abschaffung der Fristenlösung forderte er verstärkte Bewusstseinsbildung und bessere Information. Müttern behinderter Kinder müsse zudem Druck genommen werden, diese abzutreiben. Zudem wollen alle Diözesen in Österreich im Juni kommenden Jahres in die Offensive gehen - mit einer "Woche für das Leben".

Den Bischöfen bereiten die "vielen Abtreibungen", die demografische Entwicklung und das "schwindende Bewusstsein für den Wert des ungeborenen Lebens" seit der Einführung der Fristenregelung "große Sorgen", heißt in einer Erklärung der Bischofskonferenz, die das Thema auch zum Schwerpunkt ihrer Herbstvollversammlung gemacht hat. Abermals Kritik gab es an der "öffentlichen Ehrung" einer Abtreibungsklinik in Wien und an der geplanten rezeptfreien Einführung der "Pille danach". Derzeit bestehe mancherorts das Bestreben, über die Straflosigkeit hinaus Abtreibung zu einem "Recht" zu machen, so Schönborn.

"Ökonomisierung des Bildungsbegriffs"

Positiv äußerte sich Schönborn über die aktuellen Studentenproteste: Diese seieneine "verständliche Reaktion auf die jetzigen Studienbedingungen". Die Bewegung sei aber auch ein "Symptom für eine tiefere Krise" des Bildungssystems. Der Kardinal sieht in den Protesten auch eine Chance, europaweit über die Entwicklung des Bildungskonzepts nachzudenken.

Das Kernproblem im Bildungsbereich ist laut Schönborn die "Ökonomisierung des Bildungsbegriffs" in den vergangenen Jahrzehnten. Hier müsse wieder der Mensch zunehmend in den Mittelpunkt gerückt werden. In einer Erklärung zur Bildungsdiskussion zeigt sich die Bischofskonferenz zudem "in Sorge, wenn sich zu oft parteipolitisches Kalkül und Streben nach tagespolitischem Erfolg in diesem sensiblen Bereich durchsetzen und über manche Strecken die Bereitschaft zur Diskussion im Grundsätzlichen abgeht".

(APA/Red.)

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