Rom brüskiert Tirol: Salzburg erhält nun sogar zweiten Bischof

Archivbild: Hansjörg Hofer
Archivbild: Hansjörg Hofereds
  • Drucken

Papst Franziskus hat den bisherigen Generalvikar der Erzdiözese zum Weihbischof ernannt. Der 65-jährige Domdechant ist gebürtiger Tiroler, gilt als Mann der Mitte - und war der Wunschkandidat von Erzbischof Franz Lackner.

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner darf aufatmen. Er erhält den von ihm gewünschten Mann als Weihbischof zur Seite gestellt. Hansjörg Hofer wurde, wie der Vatikan am Mittwoch mitteilte, von Papst Franziskus ernannt.

Der 65jährige Generalvikar gilt als Mann der Mitte mit Erfahrungen in Seelsorge wie im kirchlichen „Management“. Gleichzeitig bleibt der Tiroler Bischofssitz vakant. Die Bestellung eines zweiten Bischofs für Salzburg wird als Affront gesehen. Denn seit eineinhalb Jahren muss Innsbruck überhaupt ohne Bischof auskommen. Dort führt mittlerweile Jakob Bürgler als Diözesanadministrator die Geschäfte interimistisch.

Der neue Salzburger Weihbischof stammt selbst aus Tirol, dessen Osten zum Gebiet der Erzdiözese Salzburg gehört. Manche hätten in ihm auch den neuen Innsbrucker Diözesanbischof gesehen. Zuletzt wurde Salzburg, nach Köln die älteste Erzdiözese Europas, regelmäßig ein sogenannter Weihbischof gewährt. Ein Auxiliarbischof (also Hilfsbischof), so die korrekte Bezeichnung, wird wie jeder Bischof geweiht, darf natürlich Mitra und Bischofsring verwenden, unterstützt den Diözesanbischof – ist diesem aber gleichzeitig untergeordnet.

Kircheninterne Debatten

Das Bistum, das ihm zugewiesen wird, bei Hofer die tunesische Diözese Abziri, existiert nicht mehr. Daher sorgt das Amt kirchenintern immer wieder für Diskussionen. Der bisherige Weihbischof Andreas Laun muss übrigens mit Vollendung des 75. Lebensjahres am 13. Oktober sein Rücktrittsgesuch einreichen.
Kardinal Christoph Schönborn meinte zu Hofers Ernennung laut Katholischer Presseagentur: „Ich bin froh, dass das Warten in Salzburg ein gutes Ende genommen hat.“

Als Sekretär bei Erzbischof Berg

Hofer wurde am 14. April 1952 in Stumm im Zillertal geboren. Er besuchte das erzbischöfliche Privatgymnasium Borromäum in Salzburg, trat 1971 ins Priesterseminar ein und studierte Theologie in Salzburg und Innsbruck. Er wurde im März 1976 in Salzburg zum Diakon und im Juni desselben Jahres zum Priester geweiht und war ab 1977 Sekretär von Erzbischof Karl Berg sowie Domzeremoniär.

1979 promovierte Hansjörg Hofer zum Doktor der Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, wurde Kooperator in der Stadtpfarre Hallein und 1984 Pfarrer in Mittersill und Hollenbach. 1992 folgte die Ernennung zum Ordinariatskanzler und Personalreferenten der Erzdiözese Salzburg sowie auch die Berufung ins Salzburger Domkapitel. Neben diesen Tätigkeiten, die Hofer bis zuletzt weiterhin ausgeübt hat, ist er auch als Seelsorger in Rehhof bei Hallein tätig.

Multi-Funktionsträger

Seit 2006 ist Hansjörg Hofer Generalvikar der Erzdiözese und somit Stellvertreter des Erzbischofs in allen Verwaltungsangelegenheiten. Im Oktober 2015 wurde er zum Domdechant gewählt. Er ist zudem Mitglied in zahlreichen Gremien der Erzdiözese, u.a. im Erzbischöflichen Rat, im Konsistorium, sowie im Priesterrat und Pastoralrat.

Was ist ein Weihbischof?

Ein Weihbischof unterstützt den Diözesanbischof bei der Leitung der Diözese. Er übernimmt bestimmte Aufgabenbereiche, etwa als Generalvikar, für eine Region, Personengruppen oder besondere Felder der Seelsorge. Ein Weihbischof trägt nach seiner Weihe die bischöflichen Insignien wie Ring, Hirtenstab und Mitra. Er leitet keine eigene Diözese, doch wird ihm der Bischofssitz eine untergegangene Diözese als Titularbistum zugeordnet.

Entwickelt hat sich das Amt im 13. und 14. Jahrhundert. Gebräuchlich ist der Begriff Weihbischof nur im deutschen Sprachraum. Andernorts spricht man vom Hilfs- oder Auxiliarbischof. In Österreich sind Weihbischöfe stimmberechtigte Mitglieder der Bischofskonferenz. In den österreichischen Diözesen gibt es derzeit fünf aktive Weihbischöfe: Hansjörg Hofer und Andreas Laun in der Erzdiözese Salzburg, Anton Leichtfried in der Diözese St. Pölten sowie Stephan Turnovszky und Franz Scharl in der Erzdiözese Wien.

In Österreich ernennt der Papst einen Weihbischof frei. Bei Weihbischöfen kommt die im Konkordat vorgesehen "politische Klausel", wonach die Regierung im Vorfeld einer  Bischofsernennung zu informieren ist, nicht zur Anwendung, weil diese nur für Diözesanbischöfe gilt. Die Ernennung eines Weihbischofs geschieht in der Regel auf Ersuchen des Diözesanbischofs. Er ist berechtigt, dem Heiligen Stuhl eine Liste von mindestens drei für dieses Amt besonders geeigneten Priestern vorzulegen.

(kap/d.n.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Salzburgs neuer Weihbischof Hansjörg Hofer
Religion

Bischofsweihe am 9. Juli in Salzburg

Der neue Weihbischof Hansjörg Hofer will bei seiner künftigen Arbeit den Menschen in den Mittelpunkt stellen..

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.