Amsterdam: Wo es dem heiligen Nikolaus ans Kreuz geht

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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In einigen Bezirken darf „Sinterklaas“ aus „multi-ethnischen Gründen“ kein Kreuz mehr auf der Mitra haben.

Den Haag. Er kam auch dieses Jahr wieder traditionsgemäß mit dem Schiff direkt aus Spanien im Hafen von Scheveningen an. Sinterklaas, der holländische Nikolaus, in den roten Talar der Bischofskleidung gehüllt, mit Bischofsstab und roter Mitra mit Kreuz, ist wieder in den Niederlanden. Zwar kommt er auch hier erst am 5., teils am 6. Dezember zu den Kindern, um ihnen Gaben in die Schuhe zu legen – er taucht aber bereits etwa drei Wochen vorher, so Mitte November, im Land auf und zieht mit seinen Helfern, den „Zwarte Pieten“ (Schwarze Peter bzw. Mohren) umher.

Sogar Kronprinz Willem-Alexander (42) und Prinzessin Maxima (38) waren mit ihren drei Töchtern Amalia (sechs), Alexia (fünf) und Arianne (zwei) in den Scheveninger Hafen gekommen, um Sinterklaas zu begrüßen, ebenso der spanische Botschafter. Das Sinterklaasfest, das in den Niederlanden seit dem 13. Jahrhundert gefeiert wird, ist wohl das typischste Fest der Niederlande und leitet die friedliche Weihnachtszeit ein.

Störendes Christensymbol

Doch ausgerechnet der heilige Mann ist nun zum Objekt eines so wilden wie bizarren Streits geworden, genauer gesagt, die Mitra auf seinem Kopf: Denn die Bischofsmitra von Sinterklaas ist mit einem christlichen Kreuz bestickt, wie das bei Bischöfen in der katholischen und christlich-orthodoxen Kirche üblich ist – doch plötzlich stören sich einige linke Stadträte aus der Hauptstadt Amsterdam an dem christlichen Symbol: Sie fordern aus „multiethnischen Gründen“, dass der Sinterklaas kein Symbol einer Religion mehr auf seiner Kopfbedeckung tragen dürfe.

„Unerhört und inakzeptabel“

Und tatsächlich wurden die ersten Mitren ohne Kreuz bereits hergestellt und an Sinterklaase in mehreren Amsterdamer Bezirken verteilt. Die tragen sie auch wirklich – und sollen das bis zur Bescherung am 5./6. Dezember tun.

„Unerhört und inakzeptabel“ finden das indes Politiker der christdemokratischen Partei CDA, der größten Regierungspartei in den Niederlanden. „Es gibt überhaupt keinen Grund, die christliche Herkunft des Sinterklaas öffentlich zu verleugnen und sie ängstlich zu verbergen“, kritisiert CDA-Abgeordneter Ad Koppejan die in Teilen von Amsterdam getroffene „Zensurmaßnahme“ gegen das Kreuz.

„Verleugnung des Christenfests“

„Wir haben nichts dagegen, dass andere ethnische Gruppen ihre Feste mit ihren Symbolen feiern. Aber es kann ja nicht so sein, dass unsere christlichen Feste und deren Symbole verleugnet werden müssen“, meint er. Er und andere Politiker haben Innenministerin Guusje ter Horst und Kultusminister Ronald Plasterk aufgefordert, sich für Sinterklaas und die Mitra mit dem Kreuz einzusetzen.

Doch die beiden sozialdemokratischen Minister schwiegen bisher. Wollen sie den Sinterklaas ohne Kreuz etwa ebenfalls?

LEXIKON

Der Sinterklaas ist der Nikolaus der Niederlande und des flämischen Teil Belgiens. Er reist traditionsgemäß mit mehreren Helfern, den „Zwarte Pieten“ (Mohren), per Schiff Mitte November aus Spanien an; sein Empfang im Hafen ist ein Volksfest. Er zieht zuerst im Land herum und verteilt am 5./6. Dezember seine Gaben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2009)

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