In Nigeria eskaliert die religiöse Gewalt: In der Stadt Jos zwischen muslimischem Norden und christlichem Süden starben bis zu 200 Menschen. Die Regierung schickt die Armee in die Stadt, um die Lage zu beruhigen.
Bei dreitägigen Zusammenstößen zwischen christlichen und muslimischen Banden sind in Nigeria bis zu 192 Menschen ums Leben gekommen. Um die Lage zu beruhigen und eine Wiederholung von Unruhen wie Ende 2008 zu verhindern, verhängte die Polizei am Dienstag eine 24-stündige Ausgangssperre über Jos, die Hauptstadt des Bundesstaates Plateau. Vizepräsident Goodluck Jonathan hat Einheiten des nigerianischen Militärs in das Krisengebiet geschickt, um die Lage zu beruhigen.
"Heute morgen haben wir 156 Leichen gezählt, am Nachmittag weitere 36, so dass wir insgesamt 192 Leichen haben", sagte der Vorsteher der zentralen Moschee in Jos, Balarabe Dawud. Weitere 800 Menschen wurden bei den Unruhen in der Stadt Jos im Zentrum des Landes verletzt, wie Religionsvertreter am Dienstag mitteilten. Die Auseinandersetzungen setzten bereits am Wochenende ein. Unmittelbarer Auslöser der Unruhen war ein Brandanschlag muslimischer Jugendlicher auf eine mit Gläubigen gefüllte christliche Kirche.
Maschinengewehrfeuer und Rauch
Ein Krankenhausarzt berichtete, es seien stundenlang Schüsse und Maschinengewehrfeuer zu hören gewesen. Soldaten seien in die Stadt eingerückt, und an vielen Stellen sei Rauch aufgestiegen.
Die Behörden verhängten am Montag über den Bezirk Nassarawa Gwom eine nächtliche Ausgangssperre. Offizielle Angaben zur Zahl der Getöteten und Verletzten gab es nicht, auch das Rote Kreuz wollte keine Zahlen nennen. Es gebe nach den Unruhen 3000 Vertriebene, erklärte das Rote Kreuz. Am Montag waren starke Einheiten der Sicherheitskräfte in Jos im Einsatz. Sie errichteten Kontrollpunkte und durchsuchten Verdächtige nach Waffen.
Bereits vor 14 Monaten Schauplatz der Gewalt
Jos liegt an der Nahstelle zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem christlich geprägten Süden Nigerias. In den vergangen Jahren kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Religionen.
Im November 2008 waren in Jos bei den seit Jahren schwersten Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Gruppen in Nigeria Hunderte Einwohner getötet worden. Die neue Gewalt entzündete sich an einem Streit zwischen Nachbarn beider Religionen über den Wiederaufbau damals zerstörter Häuser. In Nigeria leben etwa gleich viele Christen und Muslime. Insgesamt hat das Land mehr als 200 Volksgruppen.
(Ag.)