Bischof von Niš ist neuer serbisch-orthodoxer Patriarch

Belgrad
Belgrad(c) REUTERS (Marko Djurica)
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Die Glocken des Belgrader Doms verkünden durch ihr Läuten die Entscheidung: Der Kompromiss-Kandidat Irinej ist zum Nachfolger des verstorbenen Patriarchen Pavle gewählt worden.

Der Bischof von Niš, Irinej (Gavrilovic), ist zum neuen serbischen Patriarchen gewählt worden. "In dieses würdige und schwierige Amt bin ich mit Hilfe der Bischöfe gewählt worden, mit denen ich die Last und alle Probleme gemeinsam tragen werde", sagte das neue Kirchenoberhaupt unmittelbar nach seiner Wahl am Freitag in Belgrad gegenüber der staatlichen Presseagentur Tanjug. Der Amtsvorgänger Irinejs, Patriarch Pavle, war nach 19-jähriger Amtszeit Mitte November gestorben.

Unter den drei Kandidaten für das Patriarchenamt waren laut dem Sender B-92 auch der derzeitige Patriarchatsverweser und montenegrinische Metropolit Amfilohije (Radovic) und der Bischof von Backa, Irinej (Bulovic). Der neue Patriarch wurde anschließend durch das Los, die sogenannte "apostolische Wahl", bestimmt. Der Bischof von Niš war vor der Wahl durch die Kirchenversammlung wiederholt als ein möglicher Kompromisskandidat für das Patriarchenamt genannt worden.

Der neue Patriarch wird bereits am Samstag in der Belgrader Domkirche feierlich ins Amt eingeführt, meldeten Medien unter Berufung auf kirchliche Würdenträger. Die Feierlichkeit soll traditionsgemäß zu einem späteren Termin, der allerdings noch nicht festgelegt wurde, auch am historischen Sitz der serbischen Kirche in Pec im Kosovo nachgeholt werden. Der volle Titel des serbisch-orthodoxen Kirchenoberhauptes lautet nämlich: "Metropolit von Belgrad und Sremski Karlovci, Erzbischof von Pec und serbischer Patriarch".

Die Wahl des neuen Kirchenoberhauptes wurde am Freitag um 14.30 Uhr in der Belgrader Domkirche durch das Kirchengeläut verkündet. Eine halbe Stunde später wurde vor dem Patriarchensitz die Flagge gehisst, die nach dem Tod des Patriarchen Pavle am 15. November auf Halbmast gesenkt worden war.

Bischof Irinej wurde in Vidovo bei Cacak in Zentralserbien 1930 als Miroslav Gavrilovic geboren. Das Priesterseminar besuchte er in Prizren, im Kosovo, um das Theologiestudium dann in Belgrad und das postgraduale Studium in Athen fortzusetzen. Zum Bischof von Niš wurde er im Juni 1975 bestellt. Zuvor war er dreizehn Jahre lang als Professor und Vorstand des Priesterseminars in Prizren tätig. 

Restitution, Liturgie und Papst

Dem neuen Patriarchen stehen wichtige Aufgaben bevor. Darunter fällt vor allem die Lösung des langjährigen Kirchenstreits mit Mazedonien. Das neue Kirchenoberhaupt wird sich auch um die Rückerstattung des Kircheneigentums in Bosnien-Herzegowina und Kroatien bemühen müssen, was die Bereitschaft voraussetzt, mit den Behörden in beiden Staaten zu kommunizieren. Die serbischen Behörden haben der orthodoxen Kirche das nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte Eigentum bereits größtenteils zurückerstattet. Erst kürzlich geschah dies auch mit einigen attraktiven Büroräumen im Stadtzentrums Belgrads. Dieser Akt könnte auch als indirekter Versuch der Behörden gedeutet werden, um einen Patriarchen zu werben, der sich den EU-Bemühungen Serbiens nicht widersetzen würde.

Das neue Kirchenoberhaupt wird auch mehrere liturgische Fragen zu lösen haben, über die unter den Bischöfen große Meinungsdifferenzen herrschen. Nicht zuletzt wird der neue Patriarch höchstwahrscheinlich auch über eine Besuchseinladung an den römisch-katholischen Papst zu entscheiden haben. In liberaleren Kirchenkreisen gilt derzeit das Jahr 2013, wenn der Jahrestag des Toleranzedikts von Mailand gefeiert wird, als möglicher Termin. Patriarch Pavle hatte sich einem Papstbesuch in Serbien bis zuletzt als "verfrüht" widersetzt.

(APA/Red.)

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