Polen: In-Vitro-Befruchtung als "Versuchung des Teufels"

In Vitro Befruchtung
In Vitro Befruchtung(c) EPA (-)
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Eine polnische Diözese bildet 950 Priester zu Bioethik-Experten aus. Welche Botschaften sie den Gläubigen vermitteln sollen, ist klar: Künstliche Befruchtung sei nichts anderes als eine "versteckte Abtreibung".

Die polnische Kirche ist einflussreich - und konservativ. Immer wieder bringt sie sich in gesellschaftliche Diskurse ein, so auch beim Thema Abtreibung und künstliche Befruchtung. In der Diözese Tarnow im Osten Polens werden 950 Priester zu Bioethik-Experten ausgebildet - welche Position sie dazu einnehmen sollen, steht schon vorher fest.

Wiederholt haben die polnischen Bischöfe die künstliche Befruchtung verurteilt. Der Vorsitzende des Familienausschusses der Bischöfe, Kazimierz Gorny, schrieb im vergangenen September an das Parlament, jedes Kind habe "ein Recht darauf, dass seine Eltern auch seine biologischen Eltern sind". Erzbischof Jozef Michalik hatte die In-Vitro-Methode zuvor als "versteckte Abtreibung" und "Versuchung des Teufels" bezeichnet.

Absicht: "Ein Gewissen wecken"

Die Bioethik-Priester sollen ihre Gemeindemitglieder unter anderem zur In-Vitro-Befruchtung beraten. "Viele junge Paare und auch die Schüler im Religionsunterricht kommen häufig mit Fragen zur künstlichen Befruchtung", erklärte Wieslaw Piotrowski, Leiter der Seelsorge in der Kurie Tarnow, der Zeitung "Rzeczpospolita". Der Anstoß für die Kurse sei deshalb von den Geistlichen selbst gekommen, die sich bei solchen Probleme überfordert fühlten. "Die Gläubigen wollen heute Erklärungen für die Lehre der Kirche", so Piotrowski. Außerdem könnten die Priester auf Alternativen zur künstlichen Befruchtung hinweisen.

Tatsächlich wüssten die Menschen wenig über die In-Vitro-Fertilisation, so der Gemeindepfarrer Jan Nowakowski aus der Kleinstadt Bochnia zur "Rzeczpospolita". "Sie können die Haltung der Kirche nicht verstehen, weil sie denken, dass das doch eine gute Methode sei", so Nowakowski. Der Teilnehmer des Kurses hofft, bei den Menschen in Zukunft in dieser Frage eher "ein Gewissen wecken" zu können.

Keine gesetzliche Regelung

Im polnischen Parlament liegen derzeit sechs Gesetzesvorschläge - von der weitgehenden Legalisierung der künstlichen Befruchtung bis zu ihrem kategorischen Verbot. Die größten Chancen dürfte derzeit das Projekt von Jaroslaw Gowin von der rechtsliberalen Regierungspartei "Bürgerplattform" (PO) haben. Es würde künstliche Befruchtung zwar zulassen, das Einfrieren befruchteter Eizellen aber verbieten. Im Moment ist der Eingriff in Polen gar nicht gesetzlich geregelt.

(Ag.)

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