UNO: Religionsführer sollen Kondome erlauben

Religionsfuehrer sollen Kondome verteilen
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Die Geistlichen sollen nicht Kondome verteilen, aber zumindest nicht verbieten, fordert die UNO beim ersten Aids-Gipfel der Weltreligionen. "Wir brauchen Ihre Hilfe", appelliert die UNO an die Religionsführer.

In der kleinen niederländischen Gemeinde Den Dolder bei Utrecht findet derzeit eine Premiere statt: 40 Vertreter der Weltreligionen - Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus, Hinduismus, Sikhs und Bahai - sind der Einladung der Vereinten Nationen gefolgt, um über den Kampf gegen Aids und das HI-Virus zu beraten. Gleich zu Beginn forderte der Direktor des Aids-Bekämpfungsprogramms der Vereinten Nationen (UNAIDS), Michel Sidibe, von den Religionsführern, ihren Gläubigen die Benutzung von Kondomen erlauben. "Wir erwarten dabei nicht, dass religiöse Führer selbst Kondome verteilen", sagte er. Sie seien aber aufgerufen, mit UNAIDS und anderen Hilfsorganisationen bei der HIV-Prävention zu kooperieren.

Ausdrücklich befürwortete Sidibe auch andere Vorbeugemaßnahmen wie Enthaltsamkeit vor der Ehe und die die Förderung der Treue zwischen Partnern. "Was tun wir aber, wenn einer der Partner HIV-positiv ist und der andere negativ?", fragte er die in der Gemeinde Den Dolder bei Utrecht versammelten rund 40 hohen Repräsentanten des Christentums, des Islams, des Judentums und des Buddhismus sowie der Bahai, der Hindus und der Sikhs. Nach Erkenntnissen von UNAIDS betreffen mehr als 40 Prozent der weltweiten Neuinfektionen mit HIV Menschen, die verheiratet sind oder in eheähnlichen Beziehungen leben.

Es sei einfach nicht zu akzeptieren, dass sich 30 Jahre nach dem Beginn der Aids-Pandemie weltweit jeden Tag 7400 Menschen mit HIV infizieren. "Wir brauchen Ihre Hilfe", sagte Sidibe. "Sie können soziale Bewegungen in Gang setzen. Sie können die Forderung nach HIV- Prävention, nach Behandlung, Fürsorge und Hilfe stärken."

Beratungen hinter verschlossenen Türen

Während die Rede des UN-Vertreters veröffentlicht wurde, finden die zweitägigen Beratungen der Religionsführer hinter verschlossenen Türen statt. Allerdings sei an diesem Dienstag eine gemeinsame Erklärung über den Beitrag der Religionen zur Bekämpfung von Aids und der HIV-Ausbreitung vorgesehen, sagte eine Konferenzsprecherin.

"Als religiöse Verantwortungsträger müssen wir ehrlich und aufrichtig sein und uns mit der Tatsache auseinandersetzen, dass eine große Mehrheit der von HIV und Aids Betroffenen zu einer Glaubensgemeinschaft gehören", erklärte vor der Tagung der Generalsekretär des Ökumenischen Rates (ÖRK), der norwegische Pfarrer Olav Fykse Tveit.

Weltweit sind nach UN-Schätzungen zwischen 30 und 36 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Mehr als 90 Prozent von ihnen leben in Ländern der Dritten Welt. Etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer Religionsgemeinschaft an.

(Ag./Red.)

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