Abt Henckel-Donnersmarck: „Pfarrern fehlt Gehorsam“

Abt Gregor Henckel-Donnersmarck
Abt Gregor Henckel-Donnersmarck(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Gregor Henckel-Donnersmarck vom Stift Heiligenkreuz bemängelt falsche Kirchenbilder. Es seien nicht alle Pfarrer ausreichend kirchlich indoktriniert. Er werde immer sagen: Im Zweifel für den Papst.

WIEN. Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, wortmächtiger Vertreter jener raren Spezies in Österreich, die Rom in allem bedingungslos folgt ist „traurig“. Traurig über die jüngste repräsentative Pfarrer-Umfrage, deren Ergebnisse die Situation der Kirche in Österreich erschwere. 81 Prozent haben sich für die Weihe verheirateter Männer, 51 Prozent für Priesterinnen ausgesprochen.

Henckel-Donnersmarck, Abt im Stift Heiligenkreuz bei Wien, am Dienstag im Gespräch mit der „Presse“: „Ich sehe die Umfrage als ein Symptom eines falschen Kirchenbildes von denen, die die Umfrage gestartet haben und von denen, die sich daran beteiligt haben. Das Kirchenbild, das ich habe, ist das einer sperrigen Offenbarung. Diese plebiszitär zu behandeln ist grundsätzlich falsch.“

Und der Zisterzienser wird noch deutlicher: „Den Pfarrern fehlt das kirchliche Bewusstsein, die Einfügung auch im Gehorsam. Alle wollen das Beste für die Kirche und ich möchte nicht von Spaltung sprechen. Aber es sind nicht alle ausreichend kirchlich indoktriniert, ich sage das im vollen Bewusstsein, das heißt in die kirchliche Lehre liebevoll eingedrungen.“ So sei der Zölibat immer schon ein im Evangelium begründeter Aspekt des kirchlichen Lebens in der lateinischen Kirche des Westens gewesen. Henckel-Donnersmarck: „Ich werde immer sagen, in dubio pro papa, im Zweifel für den Papst.“ Vor dem Hintergrund des heutigen Verständnisses sei diese Form der Treue ein Punkt im kirchlichen Leben, der schwer verständlich zu machen ist.

Weshalb die Pfarrer eine immer größere Differenz zwischen den römischen Lehraussagen und ihren eigenen Ansichten sehen? Der Abt gibt den Medien Mitschuld für das Phänomen: „Es gibt eine kolossale Präsenz einer medialen Öffentlichkeit, die viele in den Bann zieht.“ Im Grunde seien aber alle Fragestellungen wie Zölibat oder Priesterweihe für Frauen schon beim Kirchenvolksbegehren und beim Delegiertentag in Salzburg diskutiert worden. Henckel-Donnersmarck: „Mich beunruhigt, dass auch im Bewusstsein theologisch ausgebildeter Priester die theologischen Grundlagen von Zölibat und Amtsverständnis nicht mehr vorhanden sind.“

Schönborn: Klare Lehre

Kardinal Christoph Schönborn kommentierte die Ergebnisse der Umfrage Dienstagabend in der ORF-Sendung „kreuz und quer“, für die auch die Studie erstellt worden ist. Zum Mehrheitsvotum der Pfarrer für die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe sagte der Wiener Erzbischof, dazu gebe es in der katholischen Kirche und auch bei den Orthodoxen „eine ganz klar vorgegebene Lehre“. Schönborn: „Und ich denke, dabei wird es auch bleiben.“

Und zum Wunsch nach der Weihe verheirateter Männer meinte Schönborn: „Was die Ehelosigkeit betrifft, den Priester in der lateinischen Kirche, in der römisch-katholischen Kirche, da wird sicher darüber weiter diskutiert werden. Aber ich bin persönlich davon überzeugt, dass die wirkliche Lösung nicht hier liegt. Es ist interessant in der Studie zu sehen, dass so viele Priester sagen: Sie persönlich würden nicht heiraten.“

("Die Presse" Printausgabe vom 30. Juni 2010)

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