Salzburger Toleranzpreis für Kardinal Lehmann

Karl Kardinal Lehmann
Karl Kardinal Lehmann(c) AP (Joerg Sarbach)
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Der deutsche Bischof warnt vor falsch verstandener Toleranz und einer Gleichstellung des Islam mit den christlichen Kirchen, fordert gleichzeitig aber einen respektvollen Umgang und gegenseitiges Verständnis.

Der deutsche Bischof Kardinal Karl Lehmann erhält den diesjährigen Toleranzpreis der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg. Die Auszeichnung wird ihm am Sonntag, 15. August, in Salzburg verliehen, wie Kathpress meldet. Der seit 1997 verliehene Preis würdigt Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich für die Wahrung der Menschenrechte und das respektvolle Zusammenleben über religiöse, nationale und ethnische Grenzen hinaus Verdienste erworben haben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen Kardinal Franz König, der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher oder der frühere Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek.

Toleranz sei "nicht bloß ein Gelten- und Gewährenlassen, ein Dulden von Andersartigkeit, sondern Achtung, ja auch freie Anerkennung andersartiger Anschauungen und Handlungsweisen", so Lehmann in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten". Es brauche weiters auch das Bemühen darum, die andersartige Meinung zu verstehen. Lehmann: "Auseinandersetzungen müssen darum auch in dieser Bereitschaft zum Verstehen, auch wenn der andere mir sehr fremd bleibt, ausgetragen werden, nicht mit irgendwelchen Formen von Gewalt."

Warnung vor falsch verstandener Toleranz

Der Kardinal und Bischof von Mainz warnte auch vor falsch verstandener Toleranz gegenüber anderen Überzeugungen: "Die Grenze ist in unserem Gemeinwesen identisch mit den Grundrechten unserer Verfassungen und den anerkannten Menschenrechten."

Lehmann bekräftigte gegenüber den "Salzburger Nachrichten" auch seine skeptische Haltung gegenüber einer rechtlichen Gleichstellung des Islam mit den christlichen Kirchen in Deutschland: "Selbstverständlich soll der Islam eine Anerkennung als legitime Religion in der Gesellschaft haben bzw. erhalten. Aber eine Gleichstellung setzt ja auch dieselbe Geschichte, Inkulturation und Situation voraus." Dies könne höchsten "ein Prozess sein, wenn sich der Islam mehr bei uns einwurzelt, ohne sich deshalb einfach nur an unsere Situation anpassen zu müssen".

Die Preisverleihung am 15. August im Saal der "Salzburger Nachrichten" findet im Rahmen eines Symposions zum Thema "Gerechtigkeit und Armut" statt. Die Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr.

(APA)

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