Türkisches Kloster Sumela: Erste Messe seit 90 Jahren

Kloster Sumela Messe
Kloster Sumela Messe(c) AP (Ibrahim Usta)
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Der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat im griechisch-orthodoxen Kloster im Nordosten der Türkei Mariä Himmelfahrt zelebriert. Die Türkei will mit solchen Zugeständnissen das Verhältnis zur EU verbessern.

Zum ersten Mal seit fast 90 Jahren ist in dem griechisch-orthodoxen Kloster Sumela (türkisch: Sümela) im Nordosten der Türkei wieder eine christliche Messe gefeiert worden. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., das Oberhaupt der Weltorthodoxie, zelebrierte den Gottesdienst am Sonntag, dem kirchlichen Feiertag Mariä Himmelfahrt. Mindestens 1500 Pilger aus Griechenland, Russland und anderen Ländern reisten zu dieser besonderen Gelegenheit an.

Das in einen Berghang gebaute Kloster Sumela in der Nähe von Trabzon ist eine der größten Touristenattraktionen an der Schwarzmeer-Küste. Es wurde in byzantinischer Zeit gebaut. Nach der türkischen Staatsgründung gaben die Mönche das Kloster in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf. Die griechisch-orthodoxen Bewohner der Gegend mussten ihre Heimat damals im Zuge eines Bevölkerungsaustauschs verlassen.

Zugeständnis an EU und Griechenland

Vor der Messe hatte die türkische Regierung erklärt, dass einmal im Jahr ein Gottesdienst in dem Kloster abgehalten werden könne. Mit solchen Zusagen will die islamisch-konservative Regierung in Ankara unter Premier Recep Tayyip Erdogan ihre Chancen auf eine Mitgliedschaft in der EU verbessern. Zuvor waren Gottesdienste in dem Kloster verboten. Das Ereignis soll zudem die türkisch-griechischen Beziehungen verbessern. Die beiden NATO-Staaten standen zwischen 1974 und 1996 dreimal vor einem Krieg. Grund waren der ungeklärte Zypern-Konflikt und territoriale Fragen in der Ägäis.

Mittlerweile ist die Zahl der griechisch-orthodoxen Gemeinschaft in der Türkei auf etwa 2000 Menschen geschrumpft. Eines ihrer Hauptanliegen ist die Wiedereröffnung des Seminars von Halki (Chalki) auf der Prinzeninsel (Heybeliada) bei Istanbul. Die Schule war 1971 für neue Studenten geschlossen worden, nachdem ein Gesetz religiöse und militärische Ausbildung unter staatliche Kontrolle gestellt hatte. Als 1985 die letzten Studenten ihren Abschluss machten, schloss das Seminar ganz. Premier Erdogan hatte bei einem Besuch Griechenlands im Mai gesagt, er sei hinsichtlich einer Wiedereröffnung optimistisch.

(Ag.)

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