Wien: Hunderte bei Demonstration für irakische Christen

In Brüssel gingen 4000 Menschen für die verfolgten Christen auf die Straße.
In Brüssel gingen 4000 Menschen für die verfolgten Christen auf die Straße.(c) AP (Yves Logghe)
  • Drucken

Die Weihbischöfe Scharl und Laun nahmen an der Kundgebung teil. In Brüssel gab es bei einer Parallelaktion 4000 Teilnehmer. Im Irak kommt es immer wieder zu gezielten Anschlägen gegen die christliche Minderheit.

Hunderte Menschen haben am heutigen Samstagnachmittag in der Wiener Innenstadt an einer Solidaritätskundgebung für irakische Christen teilgenommen. Unter den Teilnehmern des Demonstrationszugs vom Stephansplatz über die Kärntner Straße zur irakischen Botschaft in Wien-Landstraße befanden sich auch die Weihbischöfe Franz Scharl (Wien) und Andreas Laun (Salzburg), wie die Erzdiözese Wien mitteilte. Die Organisatoren sprachen von rund 3000 Kundgebungsteilnehmern, die Polizei von 800.

Bei der irakischen Botschaft formierte sich eine Prozession zur Karlskirche, wo Bischof Laun ein Totengedenken für die christlichen Opfer des islamistischen Terrors vorstand. Die irakischen Christen sind jüngst vermehrt ins Visier islamischer Extremisten geraten. Am 31. Oktober starben 68 Menschen beim Überfall auf die syrisch-katholische Kathedrale von Bagdad. Erst am Mittwoch kamen bei einer Anschlagsserie gegen Häuser von Christen in Bagdad fünf Menschen ums Leben, 20 wurden verletzt.

"Rettet die Christen im Irak" und "Wieviel Blut soll noch fließen", hieß es unter anderem auf den Plakaten bei der Kundgebung. Auch auf den Völkermord an den Christen im Osmanischen Reich ("Seyfo") ab 1915 wurde erinnert. "Der Genozid wiederholt sich." Die Demonstranten skandierten Parolen wie "Wir bleiben Christen".

4000 Demonstranten in Brüssel

Zu der Demonstration hatten die Wiener Pfarrgemeinden der chaldäisch-katholischen Kirche, der Apostolischen Kirche des Ostens und der syrisch-orthodoxen Kirche gemeinsam mit Kultur-, Sport- und politischen Organisationen der in Österreich lebenden Christen aus Ostanatolien und Mesopotamien eingeladen. Eine ähnliche Demonstration wie in Wien hatte bereits am Samstagvormittag in Brüssel stattgefunden, weitere Demonstrationen sind am Sonntag in Paris und Stockholm vorgesehen. In Brüssel folgten tausende Menschen aus ganz Europa einem Kundgebungsaufruf der "European Syriac Union" (ESU). Trotz strömenden Regens nahmen Polizeiangaben zufolge 4000 Menschen am Protest in der EU-Hauptstadt teil.

In einer Erklärung der Veranstalter der Wiener Demonstration hieß es, dass die irakischen Christen bereits seit sechs Jahren dem islamistischen Terror ausgesetzt sind. Begonnen habe es am 1. August 2004, als fünf Kirchen in Bagdad und Mossul während der Sonntagabendmesse attackiert und Dutzende von Menschen getötet oder verletzt wurden. "Seitdem nehmen die Angriffe auf christliche Bürger, auf Priester und Bischöfe, auf christliche Gotteshäuser kein Ende mehr." Dennoch gebe es keine wirksamen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der christlichen Bevölkerung durch die irakische Regierung oder die internationalen Truppen.

Die Demonstranten appellierten an Bundespräsident Heinz Fischer, an die Bundesregierung und an den Nationalrat, Solidarität mit den Christen im Irak zu zeigen und sie in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen. Eine schnelle politische Reaktion könne den internationalen Druck erhöhen, damit die Christen im Irak bleiben und in Sicherheit leben können. Der heutige Irak war ursprünglich eines der Kernländer der orientalischen Christenheit.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.