Kirchenaustritte: Kritiker geben Kirchenleitung Schuld

Kirchenaustritte Kritiker geben Kirchenleitung
Kirchenaustritte Kritiker geben Kirchenleitung(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Die Plattform "Wir sind Kirche" fordert eine "ernstzunehmende Ursachenforschung" und Reformen.

Für die Plattform "Wir sind Kirche" trägt die Kirchenleitung die Verantwortung für die hohen Austrittszahlen bei den österreichischen Katholiken. Diese verhindere Reformen, verweigere den Dialog und habe zudem Gewalt und sexuelle Übergriffe an Kindern vertuscht, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Die Plattform fordert eine "ernstzunehmende Ursachenforschung" sowie abermals Reformen.

"Die Ausgetretenen haben dazu Stellung bezogen und sind eigenverantwortlich ihrem Gewissen gefolgt", schlussfolgerten Hans Peter Hurka und Gotlind Hammerer von "Wir sind Kirche". Die Kirchenleitung habe die Übergriffe indirekt geduldet, ernenne Bischöfe, ohne die Betroffenen einzubinden und halte weiterhin trotz des zunehmenden Priestermangels und der Existenzbedrohung der Pfarrgemeinden am Pflichtzölibat "ohne Wenn und Aber" fest. Zudem würden Frauen ausschließlich wegen ihres Geschlechts, Geschiedene und wiederverheiratete oder homosexuell lebende Menschen generell weiterhin diskriminiert.

Seit Beginn der "konservativen Wende in Österreich", also der Ernennung Hanns Hermann Groers zum Wiener Erzbischof, hätten rund eine Million Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt, erinnerten "Wir sind Kirche". Aus "jährlichen Beteuerungen", um jeden Austritt tue es der Kirchenleitung leid, würden keinerlei praktische Konsequenzen gezogen.

Die Plattform "Betroffene Kirchlicher Gewalt" sieht in der Kirchen-Austrittswelle ein "Solidaritäts-Barometer mit Missbrauchsopfern". Bei den Menschen herrsche Unmut darüber, dass die österreichische Kirche so wenig gegen die Täter in den eigenen Reihen unternehme, deutete die Plattform den hohen Anstieg bei der Kirchenflucht. Auch die von Schönborn eingesetzte und finanzierte "unabhängige Opferschutzkommission" sei vor allem als "PR-Aktion" anzusehen.

(APA)

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