Die "Santo subito"-Rufe der Gläubigen wurden erhört: Papst Benedikt XVI. wird seinen Vorgänger Karol Wojtyla am 1. Mai seligsprechen. Die Zeremonie findet am "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" statt.
Papst Johannes Paul II. wird am 1. Mai seliggesprochen. Papst Benedikt XVI., Nachfolger von Karol Wojtyla (1978 bis 2005), habe dem Dekret der Seligsprechung zugestimmt, berichtete der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Angelo Amato, am Freitag in Rom.
Die feierliche Zeremonie für Johannes Paul II. sei auf den ersten Sonntag nach Ostern - den von Wojtyla eingeführten "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" - gelegt worden. Zur Zeremonie werden Hunderttausende Pilger in Rom erwartet. Eine Kommission des Vatikans hatte in den vergangenen Tagen die wundersame Heilung der französischen Ordensfrau Marie Simon-Pierre bestätigt. Sie zeigte Symptome der Parkinson'schen Krankheit, an der auch der Papst litt. Genau zwei Monate nach dem Tod von Johannes Paul II. waren diese Symptome bei der Schwester auf medizinisch unerklärliche Weise verschwunden.
"Santo subito!" Viele Katholiken hatten bereits 2005 nach dem Tod des polnischen Papstes auf eine schnelle Heiligsprechung gedrängt. Benedikt hatte ihren "Santo subito"-Ruf rasch erhört und nach nur knapp drei Monaten den Seligsprechungsprozess eingeleitet, der nach geltendem Kirchenrecht normalerweise erst fünf Jahre nach dem Tod des Betreffenden beginnen kann. Dennoch sei man bei der Prüfung des Falls besonders "gründlich" vorgegangen, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Zeichen gehäuft, die auf eine baldige Seligsprechung von Johannes Paul II. hindeuteten. Am Donnerstag begannen Arbeiter mit der Restaurierung eines Grabs am Eingang des Petersdoms. Dorthin dürften die sterblichen Überreste des früheren Papstes nach der Seligsprechung aus der engen, seit seinem Tod von Pilgern überlaufenen Krypta verlegt werden, um eine bessere Zugänglichkeit zu gewährleisten. Vatikan-Sprecher Lombardi berichtete allerdings, dass es anlässlich der Seligsprechung keine Exhumierung der Leiche von Karol Wojtyla geben wird.
Am 18. Mai wird Karol Wojtyla im polnischen Wadowice geboren. Seine Familie hat Beziehungen zum früheren Österreich-Ungarn. Der Vater war Offizier in der k.u.k.-Armee. Karol verliert seine Mutter früh: Sie stirbt, als er neun ist. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) Der junge Wojtyla nimmt das Studium der Philosophie und der polnischen Literatur in Krakau auf. Nebenbei betätigt er sich als Schauspieler und Dichter. (c) EPA Während der Besetzung Polens durch das nationalsozialistische Deutschland studiert er am geheimen Priesterseminar in Krakau Theologie. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) Wojtyla wird am 1. November zum Priester geweiht und schließt noch ein zweijähriges Studium an der päpstlichen Universität Angelicum in Rom an.1951Er promoviert über "Glaubensprobleme in den Schriften des Heiligen Johannes vom Kreuz". Neben seiner Tätigkeit als Kaplan in Krakau ist er an der dortigen Universität Assistent. (c) EPA Übernahme des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Katholischen Universität in Lublin. Er bemüht sich um die theologische Erneuerung der katholischen Laienbewegung. (c) EPA Am 28. September 1958 wird Wojtyla Bischof, am 13. Jänner 1963 Erzbischof von Krakau, und ab 26. Juni 1967 verleiht ihm der damalige Papst Paul VI. die Kardinalswürde.Bild: Mit Papst Paul VI. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) Besuch bei seinem Wiener Amtsbruder Franz Kardinal König. (c) EPA Am 16. Oktober wird Kardinal Wojtyla zum Erstaunen der gesamten Welt zum ersten polnischen Papst überhaupt und zum ersten nichtitalienischen seit 1522 gewählt. Er nimmt im Gedenken an seinen nach nur 33-tägiger Amtszeit verstorbenen Vorgänger Johannes Paul I. den Namen Johannes Paul II. an. (c) EPA Der neue Papst macht seine erste Auslandsreise in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und auf die Bahamas - es folgen 103 weitere.Veröffentlichung seiner ersten Enzyklika "Redemptor hominis" - "Der Erlöser des Menschen". (c) EPA Johannes Paul II. besucht erstmals als Papst sein Heimatland Polen. Er ermutigt die Polen zur Gründung der freien Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc" und trägt damit erheblich zum politischen Reformprozess in Mittel- und Osteuropa bei.Erste Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. (c) EPA An den jungen sportlichen Papst knüpften sich viele Hoffnungen. (c) EPA Er entwickelte auch bald seinen eigenen Stil. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) Wichtig war ihm immer der Kontakt zu den einfachen Menschen. (c) EPA Zahlreiche Reisen führten ihn in die ganze Welt. (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters) Der Papst traf auch Mutter Theresa in Kalkutta. (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters) Treffen mit dem damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. (c) EPA Am 13. Mai wird der Papst bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz vom türkischen Rechtsextremisten Mehmet Ali Agca durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Die Hintergründe des Attentats liegen noch immer im Dunkeln. (c) � Ho New / Reuters Er überlebte nur knapp, mehrere Operationen folgten. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) Den Attentäter Mehmed Ali Agca besuchte er im Gefängnis und verzieh ihm. (c) REUTERS (� Vatican Vatican / Reuters) Als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche seit der Abspaltung der Anglikaner vor 450 Jahren betritt er britischen Boden.Bild: Mit dem Oberhaupt der Anglikaner, Queen Elizabeth II. (c) EPA Er empfängt den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und seine Frau Nancy im Vatikan. Zwei Jahre später nehmen die USA und der Vatikan nach 117 Jahren wieder diplomatische Beziehungen auf. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) PLO-Chef Jassir Arafat kommt erstmals in den Vatikan. (c) EPA Johannes Paul II. absolviert seinen ersten Österreich-Besuch. In einer historischen Rede bei der Europa-Vesper auf dem Heldenplatz spricht er davon, dass die Teilung des Kontinents in feindliche Blöcke vermieden werden solle.Bild: Mit Bundespräsident Kirchschläger. (c) EPA Johannes Paul II. bemüht sich um das gegenseitige Verständnis der Weltreligionen: Er besucht als erstes katholisches Kirchenoberhaupt ein jüdisches Gotteshaus - die Synagoge in Rom.Er lädt führende Vertreter großer Religionen zum ersten Weltgebetstag für den Frieden in die italienische Stadt Assisi. (c) EPA Zweiter Besuch in Österreich.1989 Als erster und einziger Generalsekretär der KPdSU wird Michail Gorbatschow im Vatikan empfangen. (c) EPA Der 1632 von der Inquisition verurteilte Astronom Galileo Galilei wird von der katholischen Kirche rehabilitiert. (c) Reuters (� Reuters Photographer / Reuters) Erstmals seit dem Jahr 1566 erscheint ein neuer "Weltkatechismus". Zuständig für die Redaktion war der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn.Im gleichen Jahr erfolgt die historische Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl in Jerusalem zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen. (c) EPA Im apostolischen Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" bestätigt der Papst die Haltung der katholischen Kirche, Frauen nicht zur Priesterweihe zuzulassen - und er bezeichnet die Entscheidung als endgültig. Bild: Mit dem polnischen Ex-Präsidenten Lech Walesa und seiner Gattin. (c) EPA Das US-Nachrichtenmagazin "Time" kürt Johannes Paul II. zum "Mann des Jahres". Gleichzeitig tauchen erste Gerüchte über eine Parkinson-Erkrankung auf. (c) EPA In Manila nehmen vier Millionen Menschen an einer Papstmesse teil - es ist der größte katholische Gottesdienst in der Geschichte. 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(c) EPA Im portugiesischen Fatima spricht er zwei der drei Hirtenkinder, denen 1917 die Muttergottes erschienen sein soll, selig; zugleich entstehen Spekulationen über das "dritte Geheimnis von Fatima" - sein Inhalt betreffe einen "weißen Bischof" (den römischen), heißt es. (c) EPA Pilgerreise nach Griechenland, Syrien und Malta: In Athen entschuldigt er sich für die Verbrechen der Kreuzritter im Jahr 1204. In Damaskus besucht Johannes Paul II. als erster Papst eine Moschee. (c) EPA Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington lädt er Geistliche verschiedener Weltreligionen zu einem gemeinsamen Friedensgebet in die Stadt Assisi. (c) EPA Wie kaum eine zweite internationale moralische Autorität verurteilt der Papst den amerikanisch-geführten Waffengang gegen den Irak.Ein Dokument der Glaubenskongregation fordert mit Einverständnis des Papstes Gläubige und katholische Politiker zum Widerstand gegen die Ehe von Homosexuellen auf. 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(c) EPA Zu seiner Beerdigung am 8. April pilgern 3,5 Millionen Gläubige nach Rom. (c) Dapd (Filippo Monteforte/AP) Die "Santo subito"-Rufe der Gläubigen werden nur wenig später erhört: Bereits am 28. Juni 2005 beginnt der Seligsprechungsprozess, der in Rekordzeit abgeschlossen wird. (c) REUTERS (ALESSANDRO BIANCHI) Am 1. Mai wird Papst Johannes Paul von seinem Nachfolger Benedikt XVI. selig gesprochen. (c) Epa ansa/Epa Ansa Capodanno (Epa Ansa Capodanno) (APA/Red.)
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