Spanien: Kirche wirbt mit WM-Tor gegen Abtreibung

Spanien Kirche WMTor gegen
Spanien Kirche WMTor gegen(c) REUTERS (MARCOS BRINDICCI)
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Die Kirche macht sich in einem Spot für eine Protestkundgebung gegen das neue Abtreibungsgesetz die Fußballbegeisterung der Spanier zunutze.

Spanien ist ein in den Fußball vernarrtes Volk. Erst recht, nachdem Spanien im Juli 2010 zum ersten Mal in seiner Geschichte in Südafrika den WM-Titel holte. Die Fußball-Begeisterung der Spanier hat nun auch die Katholische Kirche für ihre Zwecke genutzt.

Mit einem Video, in dessen Mittelpunkt das WM-Siegestor von Spaniens Mittelfeldstar Andres Iniesta steht, wirbt die spanische Bischofskonferenz (CEE) derzeit für die Teilnahme an der von ihr landesweit geplanten Protestkundgebung gegen das neue Abtreibungsgesetz in Spanien.

"Es gibt immer einen Grund zu leben"

Das Video zeigt verschiedene Menschen in schweren Lebenssituationen - ein krankes Kind, das an seinem Geburtstag allein zu Hause sitzt, ein gehbehindertes Pärchen im Rollstuhl, einen Mann, der am Krankenbett seines alten Vaters sitzt. Die Szenen werden von der aufreibenden Radio-Übertragung des WM-Spiels zwischen Spanien und Holland begleitet.

Als Iniesta den Siegtreffer erzielt, fällt der Mann seinem vor Freude weinenden, kranken Vater in die Arme, das Kind wird von Freunden überrascht, das Pärchen gesteht sich seine Liebe. Das Video schließt mit den Worten "Es gibt immer einen Grund zu leben".

Gesetzt für Kirche "gravierender Rückschritt"

Mit dieser etwas ungewöhnlichen, aber Aufmerksamkeit erregenden Video-Botschaft will die Kirche die Menschen animieren, am 25. März, am "Tag des ungeborenen Lebens", gegen das erst Mitte Februar endgültig vom spanischen Parlament verabschiedete neue Abtreibungsgesetz in Spanien zu protestieren.

Der Madrider Weihbischof und Sprecher der spanischen Bischofskonferenz Martinez Camino bezeichnete das neue Abtreibungsgesetz, das zu den weltweit liberalsten überhaupt gehört, als einen "gravierenden Rückschritt für das Recht auf Leben" und verglich die neuen Abtreibungsregeln mit einer "Lizenz zum Töten von Kindern".

Mädchen ab 16 brauchen kein Einverständnis der Eltern

Künftig sind Abtreibungen in Spanien jetzt aber bis zur 14. Schwangerschaftswoche legal. Voraussetzung ist lediglich eine Beratung in einem Gesundheitszentrum. Bis zur 22. Woche wird eine Abtreibung im Falle schwerer gesundheitlicher Risiken für die Mutter oder von Missbildungen des Fötus möglich sein. Für spätere Abtreibungen ist das Einverständnis eines Ärztekomitees erforderlich. Lässt eine Frau außerhalb dieses Rahmens abtreiben, droht ihr in Spanien allerdings keine Gefängnisstrafe mehr, sondern nur noch ein Bußgeld.

Minderjährige Mädchen ab 16 Jahren können künftig ohne Einverständnis ihrer Eltern abtreiben lassen, müssen aber zumindest ein Elternteil vor der Abtreibung über ihre Entscheidung in Kenntnis setzen. Das neue Abtreibungsgesetz stößt bei vielen Spaniern auf großen Protest. Bereits Ende Oktober vergangenen Jahres demonstrierten über eine Million Abtreibungsgegner in Madrid gegen die Neuregelung.

(APA)

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