Seligsprechung: Grab von Johannes Paul II. geöffnet

Seligsprechung Papst Grab
Seligsprechung Papst Grab(c) REUTERS (Pool)
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Der Sarg mit den sterblichen Überresten des Papstes wird im Petersdom aufgestellt, wo ihm die Gläubigen am Sonntag ihre Ehre erweisen können. Rom bereitet sich auf eine Million Pilger vor.

Am Freitag ist das Grab von Johannes Paul II. geöffnet worden: Die sterblichen Überreste des früheren Papstes übersiedeln anlässlich seiner Seligsprechung am Sonntag vor dem Papstaltar im Petersdom aufgebahrt, wo ihm die Gläubigen ihre Ehre erweisen können. Nach der Feierlichkeit findet der Sarg in der Sebastianskapelle im zweiten Seitenschiff des Petersdoms seinen neuen Platz.

Für die Zeremonie am Sonntag rechnet die Stadt Rom mit mindestens einer Million Pilger, bereitet sich aber auch sorgfältig auf höhere Besucherzahlen vor, da sich am 1. Mai voraussichtlich noch viele Oster-Touristen in der Hauptstadt aufhalten werden.

An der Feierlichkeit nehmen auch Vertreter von fünf Königshäusern, Regierungschefs und hohe kirchliche Würdenträger teil. Aus Österreich kommen der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und andere Bischöfe, aus den Reihen der Politik der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer (ÖVP) und der BZÖ-Abgeordnete Ewald Stadler anreisen.

Betrug mit Platzkarten für Petersplatz

Da der Petersplatz und die zum Vatikan führende Via della Conciliazione nur einige Hunderttausend Menschen fassen können, werden Videoleinwände in den umliegenden Straßen aufgestellt, damit die Gläubigen die von Papst Benedikt XVI. zelebrierte Seligsprechung von dort aus verfolgen können. Eintrittskarten für den Petersplatz sind nicht notwendig. Die Gemeinde Rom warnt vor Betrügern, die unwissenden Gläubigen im Internet Karten für die Seligsprechung zu hohen Preisen anbieten.

In Hotels und Klöstern sind fast alle Zimmer längst ausgebucht. Das Pilgerwerk hat nach eigenen Angaben mit Vertretern des Hotelgewerbes eine Übereinkunft getroffen, dass es keine überhöhten Preise geben soll. In den kommenden Tagen werden täglich 165 Flüge mehr als normal auf den römischen Flughäfen Fiumicino und Ciampino landen.

Die italienischen Behörden haben schärfste Sicherheitsmaßnahmen angeordnet, um Attentaten vorzubeugen. "Wir können nicht auf unsere Freiheit verzichten. Wir müssen aber mit dem Bewusstsein leben, dass die Risiken für die Sicherheit groß sind", hieß es in Kreisen des italienischen Zivil-Geheimdienstes. Von 5 bis 16 Uhr ist der Luftraum über Rom gesperrt.

Eine Million Wasserflaschen für Pilger

Die Stadt Rom hat für das Großevent ein Budget von 3,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Über 6000 Freiwillige werden eingesetzt, um den Pilgern Informationen über die Ereignisse zu liefern, die mit der Seligsprechung zusammenhängen. Zusätzlich zu den zehn schon bestehenden Informationspunkten innerhalb der Stadt wurden 25 weitere eingerichtet. Für Informationen hat die Stadt Rom auch eine Internetseite freigeschaltet.

Um den Transport der Pilger zu gewährleisten, fahren römische U-Bahnen und Busse am Wochenende der Seligsprechung außerplanmäßig bis zwei Uhr nachts und nehmen den Verkehr nach einer zweistündigen Pause um vier Uhr früh wieder auf. Für Reisebusse stehen insgesamt gut 5000 Parkplätze in Rom zur Verfügung. Zur Erfrischung der mehr als 300.000 erwarteten Gäste sollen rund eine Million Wasserflaschen verteilt werden.

Umfangreiches Programm

Die zentralen Ereignisse der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. sind eine Gebetswache am Vorabend im Circus Maximus, die Erhebungsmesse mit Papst Benedikt XVI. am 1. Mai auf dem Petersplatz, sowie ein Dankgottesdienst am Folgetag. Bei der Nachtwache tragen enge Weggefährten des neuen Seligen wie sein Privatsekretär Kardinal Stanislaw Dziwisz und sein Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls "persönliche Zeugnisse" vor. In einem zweiten Teil der Vorabendfeier betet die Gemeinde unter Leitung von Roms Kardinalvikar Agostino Vallini den von Johannes Paul II. eingeführten "Lichtreichen Rosenkranz". Zu dieser Zeremonie wird Papst Benedikt XVI. per Video aus seinem Privat-Appartement zugeschaltet.

Der Marmorsarg Johannes Pauls II. soll am 29. April zunächst in die Krypta des Petersdomes vor das Petrusgrab gebracht und am Morgen des 1. Mai in die Basilika vor den Papstaltar überführt werden. Nach einer öffentlichen Ausstellung des Sarges für die Gläubigen finden die sterblichen Überreste ihre endgültige Ruhestätte in der wenige Meter von Michelangelos "Pieta" entfernten Sankt-Sebastian-Kapelle. Die Instandsetzungsarbeiten in der Kapelle waren kürzlich abgeschlossen worden.

Vatikan hofft auf Geldsegen

Für die Seligsprechung des Papstes setzt der Vatikan auch verstärkt auf neue Technologien. So wurde kürzlich ein Facebook-Profil für Johannes Paul II. eingerichtet. Das Profil bietet Videoclips zu jedem Pontifikatsjahr von 1978 bis 2005 an. Ebenfalls zu sehen sind zusätzliche Kurzfilme mit Informationen über die Seligsprechung.

Für die vatikanischen Finanzen, die drei Jahre in Folge ein Budgetdefizit verzeichneten und von einem starken Rückgang der Kircheneinkünfte geplagt sind, ist der bevorstehende Gläubigeransturm ein Segen. Allein der Verkauf von Souvenirs soll einige Millionen Euro in die Kassen des Vatikan spülen. Anlässlich der Seligsprechung hat die vatikanische Post eine Sonderbriefmarke zu Ehren des 2005 verstorbenen Papstes auf den Markt gebracht.

Der Heilige Stuhl lockt aber nicht nur Pilger, sondern auch prestigeträchtige Sponsoren an, die mit dem religiösen Großevent gute Geschäfte bzw. gute Werbung machen wollen. Zu den Privatsponsoren, die den Vatikan mit Spenden unterstützen, zählen klangvolle Namen der italienischen Wirtschaft, wie die Bank-Austria-Mutter UniCredit, der Konkurrent Intesa San Paolo, die Energiekonzerne Eni und Enel, sowie die italienische Post. Mit den Spenden sollen nicht nur die Seligsprechung, sondern auch zahlreiche karitative Projekte wie die Renovierung einer Caritas-Suppenküche unweit des römischen Hauptbahnhofes finanziert werden, die Johannes Paul II. gewidmet wird.

Datum für Seligsprechung bewusst gewählt

Der erste Sonntag nach Ostern, traditionellerweise "Weißer Sonntag" genannt, wird seit dem Jahr 2000 in der katholischen Kirche als der "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit" begangen. Johannes Paul II. hatte dieses Fest eingeführt, um die Verehrung der Barmherzigkeit, Liebe und Verzeihungsbereitschaft Gottes im Kirchenvolk zu stärken. So wurde es von vielen Gläubigen als besonderes Zeichen gesehen, dass er 2005 gerade am Vorabend dieses Festes, dem 2. April, verstarb, wodurch der "Barmherzigkeitssonntag" so etwas wie sein "liturgischer Todestag" wurde.

Obwohl von den Organisatoren der Papst-Seligsprechung wohl nicht beabsichtigt, kann die Tatsache, dass die Feier auf den "Tag der Arbeit", den 1. Mai fällt, ebenfalls als "passend" für Johannes Paul II. gewertet werden. War doch sein Pontifikat einerseits vom friedlichen Widerstand gegen den Kommunismus, andererseits aber auch von großem Engagement für die Verbreitung und Umsetzung der christlichen Soziallehre geprägt. Drei Enzykliken - "Laborem Exercens" (1981), "Sollicitudo Rei Socialis" (1987) und "Centesimus Annus" (1991) - widmete er den Fragen der menschlichen Arbeit und der sozialen Gerechtigkeit.

(APA)

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