Holocaust-Leugnung von Piusbruder erneut vor Gericht

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Richard Williamson(c) REUTERS (Str)
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Der Fall des britischen Piusbruder-Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson wird in Deutschland erneut vor Gericht behandelt.

Vor dem Regensburger Landgericht wird das Verfahren wegen Volksverhetzung gegen den britischen Piusbruder-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson am kommenden Montag (4. Juli) neu aufgerollt. Der Bischof der umstrittenen ultra-konservativen Piusbruderschaft hatte in einem Fernsehinterview den Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nazis abgestritten. Das Amtsgericht Regensburg hatte den 71-Jährigen deswegen zu einer Geldstrafe von insgesamt 10.000 Euro verurteilt. Dagegen hatten Staatsanwaltschaft und auch Williamson selbst Berufung eingelegt.

Die Regensburger Justiz ist für den Fall zuständig, weil das Interview im Pius-Priesterseminar in Zaitzkofen (Oberpfalz) aufgezeichnet wurde. Die Holocaust-Leugnung Williamsons hatte in der gesamten römisch-katholischen Weltkirche für Wirbel gesorgt. Der Vatikan hatte etwa zu dem Zeitpunkt, als der Inhalt des Interviews publik wurde, die Aufhebung der Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Bischöfen der Bruderschaft bekanntgegeben. Die Aussagen Williamsons sollen Papst Benedikt XVI. damals aber noch nicht bekanntgewesen sein.

Im Verlauf des Strafverfahrens haben mehrere Verteidiger den in London lebenden Williamson vertreten. Die jetzigen Anwälte des Geistlichen betonten im Vorfeld des neuen Prozesses, dass das Interview, das ein schwedisches TV-Team aufgezeichnet hatte, "nicht zur öffentlichen Ausstrahlung in Deutschland bestimmt" gewesen sei, wo die Holocaustleugnung - wie auch in Österreich - ein spezifischer Tatbestand ist.

Bruderschaft scharf kritisiert

Nur zwei Tage vor der Verhandlung wollen die Piusbrüder am Samstag (2. Juli) in Zaitzkofen nahe Regensburg vier Männer zu Priestern weihen. Nach Ansicht des Vatikans sind diese Weihen unzulässig. Unter den Weihekandidaten ist auch ein 26-jähriger Österreicher. Vertreter der Amtskirche hatten diese Weihen der Bruderschaft in der Vergangenheit wiederholt scharf kritisiert. Denn trotz der Aufhebung der Exkommunikation ihrer Bischöfe ist die Piusbruderschaft bis heute von Rom nicht anerkannt.

Die Piusbruderschaft (Priesterbruderschaft St. Pius X., FSSPX) wurde 1970 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt mehrere Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) sowie die anschließende Liturgiereform von 1969/70 ab. Lefebvre weihte 1988 vier Männer - darunter Williamson - ohne Erlaubnis des Papstes zu Bischöfen. Ein derartiger Akt zieht nach Kirchenrecht die automatische Exkommunikation nach sich. Papst Benedikt XVI. hob im Jänner 2009 im Bemühen um Versöhnung die Exkommunikation der vier Bischöfe wieder auf.

(APA)

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