"Sektenähnliche Zustände": Priester wird abberufen

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Neuer Problemfall für die Diözese Oberösterreich. Wanderprediger und "sektenähnliche Zustände" in Kopfing. Der der aus Polen stammende Geistliche Andreas Skoblicki muss die Pfarre verlassen.

Linz. Ungewöhnlich harte Entscheidung des Linzer Diözesanbischofs Ludwig Schwarz: Er hat einen seiner Priester „entpflichtet“, also von der Leitung einer der oberösterreichischen Problempfarren abberufen. Nach einem runden Tisch Mitte September, zu dem Anhänger und Kritiker des als konservativ geltenden Pfarrers geladen waren, wurde der Entschluss gefasst: Mit 6. Oktober verlässt der aus Polen stammende Geistliche Andreas Skoblicki die Pfarre Kopfing in Oberösterreich.

„Kein versöhntes Miteinander“

Der Brief, in dem Schwarz die Gründe für diesen Schritt nennt, wurde im vergangenen Sonntagsgottesdienst in der Kopfinger Pfarrkirche verlesen: Schwarz habe Skoblicki seine Entscheidung in einem „wirklich brüderlichen Gespräch“ mitgeteilt und bei ihm Verständnis für seine große Sorge um die Zukunft der Pfarrgemeinde gefunden, heißt es in dem Schreiben an die Gläubigen. Weiters: Skoblicki sei es nicht gelungen, die „zugleich bei vielen Menschen entstandenen Einwände, Konflikte und Ängste soweit auszugleichen, dass ein versöhntes Miteinander in Kopfing möglich ist, wie es einer christlichen Pfarrgemeinde – auch als Zeichen für die gesamte Öffentlichkeit – gut ansteht.“

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Die Vorwürfe, die seit 2009 immer lauter gegen Skoblicki vorgebracht werden, wecken Erinnerungen an die Auseinandersetzung um den verhinderten Weihbischof und Windischgarstener Pfarrer Gerhard Maria Wagner: Skoblicki habe dubiose Wanderprediger in die Kirche geladen, heißt es, die die Gläubigen in Trance versetzt hätten. Am Wirtshaustisch habe ein Anhänger des Pfarrers eine Christuserscheinung gehabt. Wegen der von Skoblicki gepredigten restriktiven Sexualmoral sei es zu Ehescheidungen gekommen, ein Achtjähriger habe in der Kirche mit vorgehaltenem Mikrofon auf die Frage antworten sollen, ob er bereit sei, für Jesus zu sterben. Der Pfarrer vertrete außerdem die Auffassung, ein uneheliches Kind sei verdammt, wie auch dessen Nachkommen bis in die dritte Generation.

„Die psychosoziale Hygiene in Kopfing war durch diesen Glaubensdiktator über Jahre hinweg gestört“, meint Johann Weibold, einer der Kritiker des Pfarrers, die sich in der „Aktionsgruppe Kopfing“ zusammengefunden haben, um gegen die ihrer Ansicht nach „sektenähnlichen Zustände in der Pfarre“ vorzugehen. Auf der anderen Seite der Pfarre stehen die Mitglieder des Pfarrgemeinderats, die bis zuletzt vorbehaltlos an ihrem Pfarrer festgehalten haben, und jene Kirchgänger, die seine Gottesdienste auch während der schwelenden Dissonanzen im Kirchenvolk besucht haben. Dass er die Spaltung seiner vorangetrieben haben soll, sei eine jener „schönen Lügen“, die über ihn verbreitet worden seien, sagt Skoblicki zur „Presse“: „Die Einheit der Kirche ist keine im Sinne weltlicher Einheit, sondern besteht in der mit Aufrichtigkeit betriebenen Suche nach Einheit mit Jesus Christus“, sagt der Pfarrer.

„Vom Glauben entfernt“

Menschen hätten seine Predigten mit dem Argument verlassen, sie ließen sich nicht belehren. „Da sieht man doch, dass sie keine Ahnung vom Katechismus haben. Ich belehre nicht, aber ich komme im Auftrag des Lehramts der Kirche.“

Diejenigen, die sich verabschiedet hätten, seien ohnehin „so weit vom Inhalt des Glaubens entfernt, wie man es nur sein kann“.

Auf einen Blick

Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz hat dem erzkonservativen Priester Andreas Skoblicki die Leitung der Pfarre Kopfing entzogen. Um Skoblicki, der seit 2004 als Pfarradministrator tätig war, gab es heftige Kontroversen. Eine Aktionsgruppe wirft ihm vor, für „sektenähnliche Zustände“ verantwortlich zu sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2011)

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