Schönborn siegt im Streit um verschenkte Kirche

Schoenborn siegt Streit verschenkte
Schoenborn siegt Streit verschenkteAPA (Neubauer)
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Rom hat entschieden: Neulerchenfeld darf an die Serbisch-Orthodoxen übergeben werden. Der Rekurs der Pfarrgemeinde wurde zurückgewiesen.

Wien. Wichtiger Erfolg für Kardinal Christoph Schönborn in für ihn ohnedies schwierigen Zeiten (Stichwort Pfarrer-Initiative): Der Vatikan hat entschieden, dass der Erzbischof die Kirche in Neulerchenfeld an die Serbisch-Orthodoxen verschenken darf. Damit wird der Rekurs der Pfarrgemeinde zurückgewiesen.

Seit Wochen war auf den Bescheid gewartet worden. Der Vatikan hat die selbst gestellte Frist, bis 30. September eine Entscheidung in der Angelegenheit zu treffen, verstreichen lassen. Die Leiterin des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien, Veronika Prüller-Jagenteufel, wendet sich nun in einem Schreiben an die Gemeinde, die auf der Webseite der Pfarre Neulerchenfeld am Sonntag veröffentlicht wurde: „In Vertretung von Johannes Pesl (Pfarrgemeinderats-Referent der Erzdiözese; Anm.) darf ich Ihnen mitteilen, dass heute der Bescheid der Kleruskongregation eingelangt ist, der den Rekurs zurückweist und das Dekret des Erzbischofs bestätigt. Kardinal Schönborn wird den Pfarrgemeinderat von Neulerchenfeld in den nächsten Tagen offiziell kontaktieren und das direkte Gespräch zur Klärung der nächsten Schritte suchen. Für die meisten von Ihnen wird die Entscheidung aus Rom eine Enttäuschung sein. Ich bitte Sie herzlich, dennoch weiter dabei zu helfen, dass es für die Gemeinde von Neulerchenfeld einen guten weiteren Weg gibt. Alles Ringen der vergangenen Monate möge sich dafür letztendlich als fruchtbare Basis erweisen.“

Die polnisch dominierte Pfarrgemeinde hat seit über einem Jahr mit Kräften gegen ein Verschenken „ihrer“ Kirche gekämpft. Unter anderem sogar mit einer Demonstration auf dem Stephansplatz im Advent 2010 gegen den Plan des Kardinals. Und eben mit einem Rekurs in Rom gegen das Dekret.

Rückenwind für Reformen

Ursprünglich war die Zusammenlegung mit der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Pfarre Maria Namen ab 30. Juni geplant gewesen. Schönborn hat seine Entscheidung mehrfach damit begründet, dass es in Wien 172 Pfarrkirchen für rund 750.000 Katholiken gibt. Gleichzeitig aber nur drei Gotteshäuser für ungefähr 150.000 serbisch-orthodoxe Christen in Wien und Umgebung.

Dass sich Rom nun voll hinter die Entscheidung Schönborns stellt, ist auch deshalb von Bedeutung, da der Kardinal wegen des Priestermangels Strukturreformen und Pfarrzusammenlegungen in der gesamten Erzdiözese Wien plant. Ein Erfolg der Neulerchenfelder hätte auch andere Gemeinden animieren können, Rom anzurufen. Nun erhält Schönborn Rückenwind für seine Reformen.

("Die Presse" Printausgabe vom 13.11.2011)

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